PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Jikei University Hospital (5/2018 bis 7/2018)

Station(en)
Viszeralchirurgie/ Gefäßchirurgie
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Ich habe ein gesplittetes chirurgisches Tertial an der Jikei University Medical School in Tokyo absolviert und habe dabei die Bereiche Gefäßchirurgie (4 Wochen) und Abdominalchirurgie (4 Wochen) gewählt.

Allgemein:
Jeden Montag Morning Conference in der Chirurgie ab 7:20Uhr (alles auf Japanisch) und ab 12:15Uhr "International Café", bei dem es ein Treffen und Austausch aller ausländischen Studenten und Gastärzte der Jikei gibt. Zugleich halten die jenigen, deren letzte Woche es ist, eine Präsentation für die anderen Studenten. Dabei geht es meistens um die Heimatländer... und um Essen. Also eher gechillt. ;-)
Jeden Dienstag ab 7:30Uhr ist Journal Club in der Chirurgie, bei dem ein Assistenzarzt auf japanisch ein Paper vorstellt. Dieses Paper gibt es als Handout für jeden (auch mit englischer Version).
An diesen beiden Tagen wird man auch immer kostenlos mit Sandwiches und Kaffee versorgt.

Gefäßchirurgie:
Hat mir am besten gefallen. Super liebes, nettes Team. Treffpunkt war jeden Tag der OP. Einen Plan oder Supervisor, der für die Studenten zuständig ist, gab es nicht. Das kann etwas ungeschickt sein, wenn man tatsächlich mal krank ist. Aber auch das hat funktioniert. Ich war neben einem argentinischen Gastarzt die einzige Ausländerin dort. Am Tisch stand ich jeden Tag und hatte auch die Möglichkeit zu assistieren. Highlight: die distale Anastomose bei AAA nähen. Der Chef der Chirurgie ist auch gleichzeitig der Chef der Gefäßchirurgie und anscheinend international hochgeschätzt für seine endovaskulären Stentprothesen. Wenn man sich engagiert und nicht nur unbeteiligt Löcher in die Luft starrt, kann man viel sehen und machen. Zwischen den OPs wurde ich regelhaft zum Lunch eingeladen. Auf Station und Ambulanz war ich je 1x. Patientenuntersuchung gab es keine (das ist auch bei den eigenen Studenten dort nicht üblich, was etwas schade ist). Gehen durfte ich eigentlich, wann ich wollte, bin aber eigentlich immer geblieben, bis jemand meinte, ich könne doch jetzt den restlichen Tag genießen. Ende sehr unterschiedlich, je nach OP-Ende (mal 11.30Uhr, mal 19Uhr)

Abdominalchirurgie:
Auch OP-lastig. Hier gab es einen Supervisor, der den Studenten zusammengefasst einen "Schedule" für eine ganze Woche zusammengeschrieben hat. Dieser beinhaltete OP-Empfehlungen für jeden Tag, sowie zusätzliche Fallbesprechungen in der Magen/Darm-Chirurgie montags und Leber/Pankreas-Chirurgie dienstags. Es gab einige interessante Operationen anzuschauen, wobei der Schwerpunkt wirklich auf "zuschauen" lag. Als Student kommt man in den Saal und schaut von außen zu. Manchmal 10h lang. Fragen werden je nach Operateur gerne beantwortet. Viele gehen zu einem vor der OP und erklären an CT oder Endoskopiebildern den Befund und die Vorgehensweise. Während der OP darf man gerne kommen und gehen, wann man will (Essen, trinken, andere Bedürfnisse). Hier durfte ich mich in den 4 Wochen 3x mit an den Tisch stellen. Richtig assistieren wie in der Gefäßchirurgie, ist allerdings eher den vielen Assistenzärzten vorbehalten. 1x wurde an einem Nachmittag ein laparoskopisches Training angeboten. Außerdem wurden wir zu einem internationalen Kongress in Yokohama eingeladen.

Fazit:
Es kommt immer gut an, wenn man sich engagiert und interessiert zeigt. Viele Fragen auf Englisch scheitern jedoch oft am bescheidenen Englisch der japanischen Ärzte. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich japanische "basics" im Voraus anzueignen. Es erwartet jedoch keiner dort. Gastgeschenke aus dem Heimatland sind Usus - man sollte sich jedoch nicht wundern, wenn der Japaner es entgegen nimmt ohne es anzuschauen (auch normal dort).
Ich hatte trotz Tage mit sehr langen OPs genug Freizeit für Sightseeing. Viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft - allerdings wird man sich nie vollständig integriert fühlen. (das ist aber eine Bürde, mit der alle Ausländer in Japan zu kämpfen haben, egal wie lange sie sich schon im Land befinden)
Oft weiß man nicht, ob man etwas richtig oder falsch gemacht hat, da es die japanische Höflichkeit gebietet, einen möglichst nicht auf seine Unzulänglichkeit hinzuweisen. Es sind dann eher die subtilen Kleinigkeiten, wie zurück gehaltene Tränen oder dass man doch unbedingt als Arzt wiederkommen soll, die einem dann vermitteln, dass man wohl doch nicht den schlechtesten Eindruck gemacht hat.

Empfehlen kann ich die Jikei University jedem, der bereit ist, sich auf eine völlig fremde Kultur und Sprache einzulassen, hohes Interesse an dem Fach und der Kultur zeigt und dem eigene Überheblichkeit fremd ist.

Daran denken für die heimatliche Uni-Bescheinigung: die Stempel sind alle in Kanji geschrieben und müssen (je nach Uni, in RLP wird es gefordert) ggf. amtlich beglaubigt übersetzt werden.
Bewerbung
Beworben habe ich mich etwa 1 Jahr im Voraus. Diese Vorlaufzeit ist auch absolut nötig: neben einer eigenen Bewerbung muss ein Empfehlungsschreiben eines Arztes der Heimat verfasst werden. In Mainz war zudem noch eine Äquivalenzbescheinigung der hiesigen Chirurgie nötig, für den die genaue Bettenanzahl des Hauses gefordert wurde. Diese einzelnen Schritte kosten Zeit. Bis ich meine endgültige Bestätigung hatte, vergingen ca 5 Monate.
Eigentlich verfügt die Jikei auch über ein Wohnheim. Dort sind die Plätze allerdings rar. Ich selber habe daher eine AirBnB-Unterkunft genommen. (auch rechtzeitig kümmern!) Tokyo ist nicht günstig - sowohl zum Wohnen, als auch Lebensmittel. Gehalt bekommt man keines.
Es empfiehlt sich, sich im Voraus zumindest mit den Schriftsystemen Hiragana und Katakana auseinander zu setzen. Auch, wer Chinesisch-Kenntnisse mitbringt, hat hier einen klaren Vorteil (zwar andere Aussprache, aber ähnliche Kanji). Aber keine Panik - man kommt auch so zurecht. Außerdem vielleicht ein bisschen zu Verhaltensregeln recherchieren.

Wärmstens empfehlen kann ich zur Vorbereitung den Youtube-Channel von Miss Leuders (https://www.youtube.com/channel/UCUU0rqQTDRb1musbU38IPOg) und für Sightseeing/ Leben in Japan die Seite https://wanderweib.de/ mit wahnsinnig vielen Alltagstipps.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8