PJ-Tertial Chirurgie in Spital Rheinfelden (3/2018 bis 7/2018)

Station(en)
Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie/Orthopädie
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mein komplettes Chirurgie-Tertial im Spital Rheinfelden in der Schweiz verbracht. In diesem Haus ist es so, dass man als Unterassistent nicht einer bestimmten Fachabteilung, wie der Allgemeinchirurgie oder Orthopädie zugeordnet ist, sondern als Unterassistent der kompletten Chirurgie "zur Verfügung" steht. Dabei waren die offiziellen Arbeitszeiten von 7.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Ich möchte vorausschicken, dass ich nicht mit den allerhöchsten Erwartungen in das Tertial gegangen bin, da ich zum einen sicher keine Chirurgie machen möchte und zum anderen klar war, dass man an so einem kleinen Haus kein Polytrauma oder andere größere Operationen erwarten kann. Leider wurden meine Erwartungen noch untertroffen.
Der ganze Bewerbungsprozess war relativ entspannt. Ich hatte mich ca. 1 1/2 Jahre vor PJ-Beginn per Mail dort beworben. Daraufhin hatte ich ohne weiteren Kontakt ca. 1 Woche später einen Vertrag zur Unterschrift vorliegen. Die Kommunikation im Weiteren mit der Personalabteilung war einfach und unkompliziert. Ich habe mir das Gehalt bar auszahlen lassen, da es etwas komplizierter ist in der Schweiz ein Konto zu eröffnen für die PJ-Zeit. Jeder PJ´ler bekommt am ersten sein Telefon, einen Spind, sein Batch um Türen zu öffnen und Kleidung wird ebenfalls gestellt.
Man wird für 350 FR, die einem direkt vom Gehalt abgezogen werden, im Personalwohnheim untergebracht, welches 3 min fußläufig entfernt ist. Die Wohnung sind WG´s mit 3 Zimmern und einer gut ausgestatten Küche. Die Wohnung sind frisch renoviert. Einzig negativ ist, dass in der Wohnküche nur 3 Stühle und ein kleiner Tisch stehen, sodass man sich nicht wirklich bequehm mit seinen Mitbewohnern abends mal entspannt zusammensetzen kann. Rheinfelden an sich ist ein kleines, ruhiges Städtchen direkt am Rhein. Und gerade im Sommer ist es wunderschön abends am Rhein zu sitzen, dort schwimmen zu gehen oder etwas spazieren zu gehen. Es gibt zwar 2-3 kleinere Bars, aber groß zum Weggehen wird dort nichts geboten. Man ist aber in 20 min mit dem Zug in Basel.
Soweit klingt das Ganze ja recht positiv. Leider war das nur der organisatorische Kram drum herum und hat nichts mit der ärztlichen Ausbildung zu tun, die man als PJ´ler doch erwarten kann. Das einzig "positive" ist, dass man nicht zum Bluabnehmen und Braunülenlegen "missbraucht" wird. Dafür hat man allerdings die dankbare Aufgabe, sämtliche Aufnahmen der chirurgischen Abteilung zu machen. Dabei sind diese Aufnahmen über den ganzen Tag verteilt und versucht verzweifelt den Patienten hinterherzurennen, welche häufig direkt nach Ankunft von der Pflege in Beschlag genommen werden und dann unmittelbar in den OP geschoben werden oder gerne auch mal noch zum Kaffeetrinken oder Rauchen geschickt werden. Wenn man die Patienten dann mal erreicht hat, ist man dort komplett auf sich gestellt. Jetzt kann man sagen, dass man als PJ´ler einen Patienten aleine aufnehmen können sollte. Das ist richtig. Allerdings hat man dabei keinerlei Supervision bei Untersuchungstechniken oder sonstigem. Teaching und Lernerfolg gleich 0! Danach klickt man die erhobenen Dinge in ein völlig unübersichtliches Computersystem und erzählt dem zuständigen Assistenzarzt, was man erhoben hat und bereitet den Entlassbrief vor, was aber nur aus Copy and Paste besteht. Teaching und Lernerfolg gleich 0! Dabei will ich in keinsterweise den Assistenzärzten Vorwürfe machen. Die sind selber völlig unterbesetzt und bekommen selber keinerlei Ausbildung, da sie nur den Schreibkram auf Station machen. Sie kommen selber quasi nicht in den OP. Dementsprechend ist die Enttäuschung auf Station, wo man als PJ´ler den Tag größtenteils verbringt, groß. Trotzdem hat man mit den Assistenten eine gute Zeit und sie sind sehr bemüht ihr Bestes beim Teaching der PJ´ler zu geben. Aber sie sagen auch selber, dass ihre Möglichkeiten limitiert sind, da sie selber quasi keine Ausbildung bekommen, was das Chirurgische angeht. Die Oberärzte und Chefs sind eigentlich den ganzen Tag im OP oder ihrer Sprechstunde und haben dementsprechend mit Teaching nichts zu tun. Auf Visite kann man zwar mitgehen. Diese ist aber auch nicht wirklich ergiebig, da vom Oberarzt, wenn mal einer mitgehen sollte, nichts erklärt wird, sondern eigentlich nur schnell durch die Zimmer gehuscht wird und einmal kurz auf die Wunde geschaut wird. Man geht abundzu mal mit in den OP. Da aber eigentlich nur zu den Belegärzten, welche natürlich auch nicht das größte Interesse haben einem groß was zu erklären. Dabei beschränkt sich die Aufgabe des PJ´lers darauf klassisch Haken zu halten. In den 4 Monaten durfte ich im OP nichts zunähen, geschweige denn sonst irgendetwas machen. Selbst wenn man fragt, heißt es nur, dass es ja jetzt schnell gehen müsse. In der Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie operieren eigentlich nur die Chefs mit ihren Oberärzten. Assitenzärzte sind nur sehr, sehr selten dabei und noch viel seltener ist ein PJ´ler dabei. Es heißt zwar, man könne jederzeit in den OP kommen. Aber wenn man nicht am Tisch steht, sieht man nichts. Selber etwas machen, außer Haken halten, darf man sowieso nicht. Teching und Lernerfolg gleich 0!
Ein kleiner Lichtblick ist die Notaufnahme. Dort hat man unter der Woche Dienst von 12 - 22 Uhr und am Wochenende von 10- 22 Uhr. Pro Monat sollte man einen Tag Dienst am Wochenende machen. Lichtblick deswegen, weil die Notaufnahme nur von den Assistenzärzten betreut wird und die gewillt sind, dass man als PJ´ler auch was lernt. Dort darf man Patienten selbst untersuchen, Diagnostik anordnen, Wundversorgung machen, Wunden nähen und letztlich Patienten auch wieder entlassen. Das Ganze findet unter Supervision des zuständigen Assistenzarztes statt. Mit diesem bespricht man den Patienten, macht Therapievorschläge und darf dann aber annähernd alles selbst durchführen. Das hat wirklich Spass gemacht, da man selber mal was gemacht hat und auch mal was gelernt hat. Man darf jetzt nicht die allergrößten Fälle erwarten. Aber gerade um mal grundlegende Untersuchungstechniken zu üben und kleinere Schnittwunden zu nähen, ist es super in der Notaufnahme. Leider ist man, je nach Besetzung mit PJ´lern nicht immer in der Notaufnahme eingeteilt. Man kann aber, wenn auf Station nichts zu tun ist(was häufiger der Fall ist), jederzeit unten in der Notaufnahme helfen.
Zusammenfassend kann ich kein allzu positives Fazit ziehen. Man bekommt dort als Pj´ler das Gefühl einfach eine billige Schreibkraft zu sein. Das Teaching und der Lernerfolg (abgesehen von der Notaufnahme) gehen Richtung null. Man bekommt mit dem Vertrag eine Auflistung, was man als PJ´ler alles Lernen soll und machen soll. Diese ist ein Witz, da sie zum Großteil nicht erfüllt wird. Wenn man also ein Interesse an Chirurgie hat oder überhaupt etwas Lernen will in seinem Chirurgietertial kann ich nur davon abraten, in dieses Spital zu gehen. Mit den Assistenzärzten hatte ich eine gute und witzige Zeit, aber der Lernerfolg war leider mehr als gering in dieser Zeit!
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1000€
Gebühren in EUR
300 € für Unterkunft

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27