PJ-Tertial Gynäkologie in Mayo General Hospital (5/2018 bis 7/2018)

Station(en)
Maternity Ward
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, Diagnostik, OP
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Bewerbung/ Vorlauf:
Ich hatte mich etwa ein Jahr im voraus bei Clodagh beworben und etwa 3 Monate vor Beginn des Wunschzeitraumes hatte ich nochmal eine Email geschrieben, weil es hieß, ich wäre auf einer Art Warteliste und sie würde sich melden, sobald etwas frei würde. Einen Platz in der Chirurgie konnte sie mir nicht anbieten, jedoch war in der Gyn etwas frei und man könne mir das halbe Tertial ohne Probleme als Chirurgie bescheinigen.

Vorbereitung:
So weit, so gut: Man muss dann ein paar Dokumente wie MRSA-Abstrich, Impfpass, Polizeiliches Führungszeugnis usw. einreichen und bekommt dann die offizielle Annahmebestätigung, in dem der Name des Consultants steht, dem du zugeteilt wirst.

Anreise:
Bei einem ganzen Tertial Irland würde ich auf jeden fall empfehlen, mit dem Auto von Deutschland aus anzureisen, denn ohne Auto bist du in diesem Teil Irlands wirklich aufgeschmissen! Geht mit Fähre von Frankreich nach Irland oder über England. Ich persönlich bin von Frankfurt nach Dublin geflogen und habe von dort den Zug nach Castlebar (3h!) genommen, was auf jeden fall auch machbar ist. Allerdings sollte man darauf achten, dass man zwischen Flug und Zug noch genügend Zeit für den Transfer (etwa 1h durch Dublin) hat und am besten nicht mit dem letzten Zug des Tages plant, denn übernachten in Dublin ist sehr teuer! Alternativ kann man auch über London nach Knock Airport fliegen, ist vom Preis her ähnlich, dauert aber länger. Dafür ist man dann nur noch 30km von Castlebar entfernt. Es verkehren auch Busse zwischen Knock und Castlebar, hier empfiehlt es sich allerdings auch, vorher die Timetables zu checken!

Betreuung/ Lehre:
In Irland ist die ärztliche Belegschaft in sog. Teams aufgegliedert, welche jeweils von einem Consultant (Facharzt) geleitet werden. Diesem unterstehen dann mehrere Registrars, SHOs, Interns... Alle Teams haben ein unterschiedliches Wochenprogramm (zumindest auf der Gyn): Ambulanz, OP (Theatre), Dienste, Notaufnahme. Ich persönlich wurde Dr. Hillary Ikele zugeteilt, einem super korrektem Arzt, der leider nicht viel für Lehre bzw. Studentenunterricht übrig hat und aus dem ich nie wirklich schlau werden konnte. Auch die anderen Ärzte in meinem Team schienen mehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein, als wissbegierigen Studenten etwas beibringen zu wollen. Generell habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich die Krankenhausärzte in Irland nicht wirklich tot arbeiten, aber man als Student trotzdem gerne mal weitergereicht wird, da ja Wissensvermittlung oder gar Einarbeitung eine außerordentliche Mehrbelastung bedeuten würde! Schade, denn eigentlich könnte man doch als ordentlich eingelernter und integrierter Student eine kostenlose Arbeitskraft darstellen...

Highlights:
Meine Highlights waren eine natürliche Geburt, bei der sich eine junge Hebamme rührend um mich gekümmert hat, ich sogar einen Dammschutz machen durfte und wirklich mitten drin war! Hier sind die Ärzte eher im Hintergrund und wenn man sich mit den Hebammen nett stellt, kann man sicher einiges machen/erklärt bekommen. Ansonsten war ich auch gerne im OP, da war allerdings wirklich ein Highlight wenn man eingewaschen mit an den Tisch durfte! Allerdings nur zum zuschauen, und ab und zu mal saugen oder einen Haken halten.

Tages-/Wochenablauf:
Frühbesprechung war jeden morgen um 8, und teilweise zäh wie Kaugummi. Der Rekord lag bei sage und schreibe anderthalb Stunden! Freitags dürfen die Studenten die Patienten des eigenen Teams in der Frühbesprechung vorstellen, wow! Danach ging es auf die Ward Rounds, wo der Consultant hinter jedem Vorhang mal eben nach dem rechten schaut und die SHOs und Registrars alles hastig mit notieren müssen. Montags war bei uns Antenatal Clinics auf dem Programm und Donnerstags war OP-Tag. Freitag war nach der Frühbesprechung noch ein Teaching und dann sind meist alle nach Hause gegangen (natürlich ausser der Diensthabende). Dienstags und Mittwochs hatte mein eigenes Team keinerlei klinische Tätigkeit, oft wurde sich nach der Visite zum Papierkram machen verdrückt (+/- einer 1-stündigen Kaffeepause). Ich bin dann häufiger zu anderen Teams und habe mich da etwas eingebracht. Sehr zu empfehlen ist das Team von Dr. Bartels, einem deutschen Gynäkologe, der einfach leidenschaftlich und motiviert bei der Sache ist! Leider rotieren die Registrars und SHO immer sehr schnell weiter in andere Abteilungen und Häuser, weswegen es keine wirkliche längerfristige Konstanz in den Teams gibt. Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass sich jeder lieber um sich selbst zu kümmern scheint?

Atmosphäre im Krankenhaus:
Freundlich habe ich die Iren in jedem Falle empfunden, hilfsbereit und höflich ebenso. Das Krankenhaus hat seine besten Zeiten hinter sich, aber die Scones im Cafe sind super lecker! Die habe ich während der Arbeitszeiten reichlich gegessen, während gemütlicher Kaffeepausen im Klinikgarten/Innenhof!

Arbeitszeit:
es gab kaum Tage, an denen ich nach 15 Uhr raus war! Länger bleiben kann man natürlich immer, aber meistens wurde ich vorher heim geschickt. Freie Tage zu nehmen ist an sich auch kein Problem. eine ganze Woche auch nicht... Wenn man nach 3 Wochen schon das Certificate mit Unterschrift vom Consultant in der Tasche hat könnte man sich theoretisch die ganze restliche Zeit frei nehmen!

Unterkunft:
Clodagh schickt euch mit der acceptance letter eine Liste mit Adressen für mögliche Unterkünfte, durch die man sich dann selbst durchmailen soll.
Ich glaube allerdings, dass diese nicht mehr ganz aktuell ist, da ich von 8/10 Adressen gar keine Antwort bekommen habe! Persönlich empfehlen kann ich das Wohnen bei John O'Donnell, einem originalen Iren, der im Obergeschoss seines Hauses schon seit langem 4 Zimmer für Studenten vermietet. Oder bei Mary und Bernard King, einem irischen Pärchen, die 3-4 Zimmer (auch über AirBnB) vermieten. Bei diesen beiden hatte ich wirklich eine schöne Zeit! Es ist allerdings nicht ganz billig.

Freizeit:
In Castlebar gibt es ausser ein paar coolen Pubs nicht wirklich viel zu sehen. Es lohnen sich Wochenendausflüge nach Kerry, Nordirland, Sligo, Donegal an den Slieve League, Dublin, Galway (hier reicht auch ein Tag)! Man kann wandern, Kanufahren, Radfahren, Segeln, Surfen, Kyten und so weiter! Allein deswegen lohnt sich meiner Meinung nach die Anreise mit dem Auto, um das ein oder andere Equipment mitzubringen...
Ich hatte das Glück, mit 7-8 anderen deutschsprachigen Studenten zeitgleich in Castlebar zu sein, mit denen ich viel unternommen habe! Das war zwar einerseits super schön, andererseits habe ich dann doch viel deutsch gesprochen. Ich weiß nicht ob ich mehr Kontakt zu Iren bzw. irischen Studenten gehabt hätte, wenn keine Deutschen vor Ort gewesen wären...

Fazit:
Irland ist ein sehr interessantes Ziel fürs PJ, man darf allerdings keine zu großen Erwartungen an die Lehre und die medizinischen Standards dort haben. Man hat generell viel Zeit, um Land und Leute zu erkunden! Allerdings wäre mir ein ganzes Tertial dort zu viel gewesen und ich würde auch wärmstens empfehlen, in den Sommermonaten zu kommen, denn es ist lange hell und man bleibt auch eher von ungemütlichem Wetter verschont. Bringt euch allerdings trotzdem Mützen, Warme Sachen und Regensachen mit! Kurze Hosen und Bikini sollten allerdings auch mit ins Gepäck.
Achja, und der Dresscode in der Klinik ist zwar offiziell schick, wird aber meistens nicht zu ernst genommen... Ballerinas/ dunkle Hose/Bluse reicht bei den Damen und bei den Herren sollte es zumindest mal ein Hemd sein.
Bewerbung
Bewerbung idealerweise 1-2 Jahre im voraus, man kann aber auch ein paar Monate vorher auch noch Glück haben, gerade wenn einem das Fach nicht zu wichtig ist. Bleibt beharrlich, wenn auf anfängliche Emails keine oder eine negative Antworten kommen!
Über Mrs Clodagh Monaghan (medstudentscoordinator@gmail.com). Eine sehr nette Dame, die sich während des Aufenthaltes auch um das Zertifikat kümmert!
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gebühren in EUR
300 für 2 Monate

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67