PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in King Edward Hospital (11/2017 bis 3/2018)

Station(en)
Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Koeln
Kommentar
Auslandsaufenthalt:
Wir wussten nicht so recht wie wir dort eine Wohnung, ohne vor Ort zu sein, organisieren sollten. Es gibt eine Liste, die von Pillay mal geschickt wird, mit Wohnungen und Gastfamilien. Wir haben einige angeschrieben und keine Antworten bekommen. Andere Studenten hatten da aber mehr Glück, also probieren lohnt sich. Wir haben dann über airbnb gebucht, was natürlich schon teurer war, aber auch sehr angenehm. Gumtree ist eine Website, die in Südafrika genutzt wird für alles Mögliche, auch für WGs usw. Ein Studentenwohnheim oder so gibt es nicht.
Man muss sich bewusst sein, dass Südafrika ein sehr schönes, aber auch ziemlich gefährliches Land ist. Wenn man sich aber an gewisse Regeln hält, kann man dort gut leben. Wir hatten nie eine wirklich unangenehme Erfahrung. Man fährt so gut wie alles mit dem Auto, in das City Center geht man nicht, auch nicht tagsüber. Man kann aber beispielsweise in den guten Vierteln oder an der Strandpromenade joggen gehen, das war kein Problem. Man merkt mit der Zeit, was geht und was nicht und entwickelt ein Gefühl dafür. Allgemein waren die Leute dort sehr freundlich. Aber man merkt immer noch eine ziemliche Trennung zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung. Wir haben auch einige Leute dort kennengelernt, sind abends zusammen weggegangen oder wandern gegangen, es sind alle sehr aufgeschlossen! Es gab aber keine internationale Gruppe an PJlern, wie man das aus Kapstadt gehört hat, wir waren teilweise nur zu zweit oder zu dritt, teilweise auch alleine. Durban an sich ist keine schöne Stadt, aber sie liegt schön am Meer, der Stadtstrand lädt zum Surfen und Sonnen ein und im Hinterland kann man schöne Wanderungen im Dschungel, der die Stadt umgibt, machen (Wasserfall von Transkloof!!). Es gibt eine Straße in Durban, an der die ganzen Bars sind (Florida Road), unter der Woche ist aber eher weniger los. Wer eine ausgeprägte Nachtszene sucht, sucht in Durban eher vergeblich. Die Leute sind eher viel am zusammen grillen und surfen und stehen früh auf.
Wie schon oben erwähnt, man muss sich unbedingt ein eigenes Auto mieten. Wir waren die komplette Zeit bei Europcar, das hat alles super geklappt. Öffentliche Verkehrsmittel kann man in Durban nicht benutzen aus Sicherheitsgründen. Uber war aber auch kein Problem.
Man wird als internationaler Student dem Team von Mr. Reddy zugeteilt. Da dieses Team ab der Hälfte unserer Zeit aber neu besetzt wurde mit Assistenzärzten , welche aber nicht wirklich an Lehre interessiert waren, waren wir viel in dem Team von Mr. Aloopi dabei. Dort hatte man die Chance wirklich viel zu machen, auch im OP und bei kleineren Sachen wie Lipome oder Abszesse durfte man viel selbst „operieren“ unter Anleitung. Wenn man die Chance hat in dieses Team zu gelangen, sollte man dies unbedingt machen. Generell ist es aber halt immer abhängig vor allem von den Assistenzärzten, wie viel sie dir beibringen wollen und wie viel du dich einbringst. Auch wir hatten in den ersten Wochen einen super motivierten Assistenzarzt, also so bisschen Glückssache. Das Krankenhaus selbst ist schon gut heruntergekommen und renovierungsbedürftig. 3 Wochen bevor wir ankamen gab es wohl einen ziemlich starken Sturm und das Dach des OP-Trakts und der chirurgischen Station ist eingebrochen, was schon alles über den Zustand des Krankenhauses sagt. Deshalb hat das ganze Krankenhaus momentan nur 1 (!!) funktionierenden OP-Saal und noch 2 kleine für eher ambulante OPs. Deswegen werden viele elektive OPs in andere Krankenhäuser verlegt. Die Reparatur wird wohl noch 1 ½ Jahre dauern, man sollte sich also überlegen, ob man dort wirklich momentan sein chirurgisches Tertial verbringen will. Wir waren dadurch schon sehr wenig im OP, aber die Notaufnahme ist auch interessant gewesen. Das Team dort war auch immer nett und hat einen viel gezeigt und machen lassen wie Thoraxdrainagen legen, Stichwunden nähen und vieles mehr. Man hat auch mit seinem Team alle 6 Tage Dienst in der Notaufnahme. Die Ärzte bleiben 30 Stunden, man kann bleiben so lange man will. Man gewöhnt sich mit der Zeit an die Zustände im Krankenhaus, seien es die Materialien mit denen man arbeitet oder die Gerüche/Hygiene.
Generell waren sie sehr locker mit der Anwesenheitspflicht. Wir haben viel Urlaub gemacht oder sind früher heimgegangen. Man muss nur Bescheid geben. Durban liegt perfekt um viele Trips von dort aus zu starten!
Unter dem Semester hat man mit den einheimischen Studenten Seminare, die waren gut gemacht und lehrreich. Leider wurden sie aber öfter abgesagt.
Allgemein hat man einen sehr guten Eindruck von dem Gesundheitssystem in Südafrika bekommen. Man erlebt viele traurige Fälle, Traumata (Schuss- und Stichwunden sind an der Tagesordnung), hygienische Probleme, Infektionskrankheiten (HIV und Tuberkulose!!) und Materialnot. Aber es ist super interessant, die Ärzte sind gut ausgebildet und bemühen sich sehr mit den Mitteln, die sie haben, die Patienten gut zu behandeln. Da es sich um ein öffentliches Krankenhaus handelt, ist die Mehrheit der Patienten schwarz und arm. Diese Patienten waren aber sehr dankbar für die Hilfe, die sie bekommen.

Alles in allem kann ich sagen, es war eine gute Erfahrung und ich bin froh, dass ich ein Tertial in Südafrika bzw. Durban absolviert habe. Es lief nicht alles perfekt, eine gute Betreuung war nicht immer gegeben und natürlich die kaputten OP-Säle waren eher suboptimal. Aber es war eine super Zeit, man hatte genügend freie Tage um das schöne Land zu bereisen, man hat einen Einblick in die Kultur bekommen und viele interessante Fälle gesehen, die es so in Deutschland eher nicht geben wird.

Bewerbung
Ich wollte schon immer gerne mal in Südafrika arbeiten wegen der guten Mischung aus interessanten bzw. anderen Fällen/ Krankheitsbildern als in Deutschland, englischsprachiger Bevölkerung und einem medizinischen Standard eines Entwicklungslandes (zumindest in den öffentlichen Krankenhäusern wie King Edward). Wir haben schon früh angefangen uns zu bewerben, über 2 Jahre im Voraus. Es ist teilweise schwierig und langwierig Kontakt zur Klinik herzustellen. Alles läuft über Anitha Pillay (ANIRUDH@ukzn.ac.za). Die beste Strategie ist es man ruft sie an, sie neigt dazu Emails zu ignorieren. Das Visum für einen 4-monatigen Aufenthalt zu bekommen war leider auch ziemlich aufwändig. Alle, die nicht in Bayern oder Baden-Württemberg gemeldet sind, müssen extra in die südafrikanische Botschaft nach Berlin fahren, nur um alle Unterlagen abzugeben. Diese umfassen ein Röntgen der Lunge, Impfpasskopie, Kontoauszüge und vieles mehr. Man sollte dort auch schon morgens vor der Öffnung der Botschaft am besten auftauchen, um sicher dranzukommen. Die Bearbeitung des Visums hat bei mir dann nur einige Tage gedauert, man bekommt seinen Pass dann per Post zurückgeschickt. Welche Unterlagen man genau abgeben muss, findet man sehr einfach über einen Link auf der Website der Botschaft von Südafrika. Bei Fragen war dort auch immer jemand telefonisch erreichbar. Also alles mit etwas Zeit gut machbar. Man musste auch eine südafrikanische Krankenversicherung für das Visum abschließen (wir waren bei Monumentum), aber diese deckt nicht alles ab, deshalb sollte man zusätzlich noch eine deutsche, gute Auslandsversicherung abschließen. Auch sollte man sich über eine Haftpflichtversicherung informieren. Ich war beispielsweise über den Marburger Bund auch im Ausland versichert.
Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Blut abnehmen
Braunülen legen
Mitoperieren
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
400

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07