PJ-Tertial Innere in Keio University Hospital (10/2017 bis 12/2017)

Station(en)
Kardiologie und Gastroenterologie/Hepatologie
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Wer einen Teil des Praktischen Jahres in einem außereuropäischen oder sogar in einem asiatischen Land absolvieren möchte, ist mit Japan gut beraten. Nichtsdestotrotz sollte vorab überprüfen werden, ob das ausgewählte Krankenhaus von der Heimatuniversität bzw. vom Landesprüfungsamt anerkannt wird. Der einfachste Weg geht dabei über die zuständige Kontaktperson an der Heimatuniversität.
Nachdem der Auslandsaufenthalt von der Heimatuniversität abgesegnet wurde, sollte man sich vergewissern, welche Bestimmungen man vor Antritt des Aufenthalts erfüllen sollte (ab 2018 gelten neue Bestimmungen bzgl. des Sprachnachweises sowohl für europäisches als auch nichteuropäisches Ausland – zumindest an der Uni Heidelberg). Der Bewerbungsprozess ist sehr detailliert auf der Homepage der Keio University beschrieben (http://www.med.keio.ac.jp/en/admissions/clinical-elective/). All diejenigen, welche an einer deutschen Partneruniversität der Keio University studieren, können sich glücklich schätzen, denn sie werden nicht nur bevorzugt akzeptiert, sondern müssen auch keinerlei Studiengebühren bezahlen. Unter diesem Link sind alle Partneruniversitäten der Keio University aufgeführt (http://www.ic.keio.ac.jp/aboutic/partner_univ.html). An der Keio lässt sich in zahlreichen chirurgischen sowie internistischen Fachdisziplinen Erfahrung sammeln, wobei auf der Homepage genau beschrieben ist, wie lange man in welcher Abteilung bleiben darf.
Da die Bewerbung frühestens ein Jahr im voraus abgeschickt werden darf, sollte man mit dem Sammeln aller notwendigen Unterlagen ein halbes bis ein Jahr vor dem Abschicken beginnen.
Spätestens drei Monate nach dem Versand der Bewerbungsunterlagen bekommt man eine Antwort. Als nächsten Schritt sollte man sich, falls noch nicht vorhanden, zumindest ein paar Basiskenntnisse der japanischen Sprache aneignen. Obwohl die meisten Ärzte und Studenten sehr gutes Englisch sprechen und die Ausbildung deswegen an der Sprachbarriere nicht scheitern wird, freuen sich viele, wenn man sie auf Japanisch zumindest begrüßen kann. Ein Visum ist nicht erforderlich, da man als deutscher Staatsbürger eine 90-tägige Aufenthaltserlaubnis bei der Einreise erhält (gilt auch für Studienaufenthalte, Stand 11/2017).
Sollte man einen Wohnheimplatz im „Daikyocho Guest Rooms“-Wohnheim bekommen, so ist man innerhalb von zehn Gehminuten an der Universitätsklinik. In den Daikyocho Guest Rooms wohnt man in Einzelzimmerappartements. Neben japanischen auszubildenden Pflegekräften trifft man dort auch einige internationale Studenten. Die Einzelzimmerappartements sind mit einem Internetzugang, einem eigenen Bad, einer Waschmaschine und einer eigenen Pantryküche ausgestattet.
Die ersten vier Wochen meines Auslandsaufenthalts in Tokio begannen mit der Rotation auf einer kardiologischen Station. Der Dienstbeginn für mich war um 8 Uhr, wobei die meisten Ärzte nicht viel früher ankamen. Der Tag begann meist mit einer zusammenfassenden Darstellung aller zu betreuenden Patienten durch den, für mich zuständigen Assistenzarzt (Dr. Saito). Das Team, welchem ich angehörte, bestand aus einem Oberarzt (Associate Professor), den man allerdings nur einmal am Tag bei der Früh- und Nachmittagsbesprechung zu Gesicht bekam, einem erfahreneren Assistenzarzt im fünften Ausbildungsjahr (Resident) und einem jüngeren Assistenzarzt im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr (Intern). Anschließend wurden ausgewählte Patienten visitiert, wobei man eigenständig Herz und Lunge untersuchen durfte, sowie seinen Untersuchungsbefund erläutern und passende Differentialdiagnosen präsentieren sollte. Während der Visite wurden die Ärzte oftmals in die Notaufnahme abgerufen. Da man sie auch dorthin begleiten durfte, konnte man den Behandlungsablauf akuter Krankheitsbilder genauestens verfolgen. Sobald die Akutbehandlung abgeschlossen war, nahmen sich die Ärzte zum Teil über eine Stunde Zeit, um die Geschichte sowie die Symptomatik und den Behandlungsplan des Patienten mit einem durchzugehen. Daraufhin wurden meisten Hausaufgaben aufgegeben, welche man am Computer auf der Station oder auch nach Feierabend zuhause erledigen konnte. Nach dem Mittagessen war es meistens möglich, sich verschiedenste Untersuchungen der kardiologischen Abteilung anzusehen. Zudem gab es meist eine zweite einstündige Lehreinheit und Spätvisite.
Die zweiten vier Wochen verbrachte ich in der Abteilung der Gastroenterologie und Hepatologie. Am ersten Tag bekam ich vom zuständigen Arzt (Dr. Cho) einen Stundenplan für die folgenden vier Wochen. Darin waren unteranderem 1:1 Lehrstunden mit Fachärzten sowie Teilnahme an verschiedensten Untersuchungen der Gastroenterologie enthalten. Wöchentlich (immer donnerstags) wurde die Chefvisite abgehalten. Während der Chefvisite erklärte mir Dr. Cho die Diagnosen und die Behandlungspläne der eingewiesenen Patienten.
Neben der Klinik fand jeden Mittwoch ein zweistündiger Japanisch-Kurs für ausländische Studenten statt. Da auch hier, aufgrund der hohen Anzahl von Kursleitern, eine 1:1 Betreuung möglich war, konnten Studierende mit unterschiedlichsten Sprachkenntnissen erfolgreich am Kurs teilnehmen. Zusätzlich gibt es jeden Monat ein für internationale Medizinstudenten organisiertes Kennlerntreffen. Dieses wird hauptsächlich von den Keio University-Studenten auf die Beine gestellt, wodurch man sogleich eine Möglichkeit bekommt, die einheimischen Studenten kennenzulernen und sich mit diesen über das Studentenleben auszutauschen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, wer einen Auslandsaufenthalt in einem fernöstlichen Land oder sogar konkret Japan erwägt, dem kann ich das Keio University Hospital wärmstens empfehlen. Zu der hervorragenden Organisation von Unterkunft, Sprachkurs und Stationsunterricht kommt eine herausragende Lehre. In Japan habe ich zum ersten Mal erlebt, dass sich Ärzte im 1:1 Unterricht neben des Klinikgeschehens so viel Zeit nehmen, um mit Studierenden unterschiedlichste Themen zu bearbeiten. Die englischen Sprachkenntnisse der japanischen Ärzte sind sehr gut und stellen keinesfalls ein Lehrhindernis dar. Sollte man spezielle Interessen bzgl. Untersuchungsmethoden oder Teilnahme an Kongressen haben, so lässt sich das problemlos in den Klinikalltag integrieren.
Negativ hingegen ist die kaum vorhandene Auferlegung von praktischen Tätigkeiten. Dies könnte daran liegen, dass auch die einheimischen Studenten während ihres Studiums nur wenig praktisch in den Klinikalltag einbezogen werden. Die Aufgabenverteilung unterscheidet sich somit in manchen Bereichen stark von der in Deutschland.
Ein Auslandsaufenthalt in Japan lohnt sich auf jeden Fall. Neben der hervorragenden Lehre sowie Zugewinn an Japanisch- und Englischkenntnissen hat man die Möglichkeit, Japan zu bereisen und dabei sämtliche Nationalgerichte zu probieren.
Bewerbung
Frühestens 1 Jahr vor Antritt des PJ-Tertials. Mit den Vorbereitungen sollte man allerdings früher beginnen, da man u.a. auch einen Englisch-Sprachtest ablegen muss.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
EKG
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
EKGs
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
ca. 800€ Studiengebühren für einen 8-wöchigen Aufenthalt

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2