Das RoMed-Klinikum Prien am Chiemsee ist eine kleine Klinik mit etwas über 100 Betten in traumhafter Lage direkt am Chiemsee. Die Stimmung im Team war exzellent und mir wurde sofort das Gefühl gegeben, ein wertvoller Mitarbeiter und keinesfalls nur ein lästiger Student zu sehen. Während der meisten Zeit meines PJs war ich der einzige Student, sodass es zwischen Blut abnehmen, Viggos legen und Assistenz im OP nie langweilig wurde, aber genau aus diesem Grund hatte ich mir ja auch ein kleines Krankenhaus wie Prien ausgesucht. Das Spektrum an OPs war durch die vielen Belegärzte äußerst breit und reichte von der üblichen Viszeral- und Unfallchirurgie über Endoprothetik bis zur Wirbelsäulenchirurgie und man war als PJler immer eine gerngesehene Unterstützung. Auch Teilnahmen an Nachtdiensten und in der Notaufnahme waren möglich und eine interessante Erfahrung. Ein weiterer Beleg für die gute Stimmung in der Abteilung war auch das gemeinsame Skiwochenende in Kitzbühel und sonstige gemeinschaftliche Abendaktivitäten, in die ich sofort voll integriert wurde.
Doch nicht nur die Arbeit im Krankenhaus ist mir in positiver Erinnerung geblieben, sondern auch Prien an sich, eine Kleinstadt mit unglaublich hohem Freizeitwert zu jeder Jahreszeit. Als PJler bestand die Wahlmöglichkeit zwischen einer kostenfreien Unterbringung im Personalwohnheim und einem kleinen Gehalt. Da ich nicht in der Gegend wohne, habe ich mich für die Unterbringung im Personalwohnheim entschieden, das sehr großzügig eingerichtet ist und knapp 5 Minuten von der Klinik zu Fuß entfernt liegt. Außerdem gab es eine tägliche Essenspauschale von 3 Euro, die das Mittagessen genau abgedeckt hat. Die Arbeitszeiten sind offiziell von 7.30 - 15.30 Uhr, wobei ich immer früher gekommen und meist länger geblieben bin, um möglichst viel OP-Zeit zu haben und gleichzeitig die Stationsärzte so gut wie möglich zu entlasten. Das wurde aber keinesfalls erwartet!!!
Doch ein solcher Bericht wäre nicht ehrlich und entsprechend auch nicht hilfreich, wenn es nicht auch einzelne Kritikpunkte gäbe. Offiziell gab es 1x pro Woche einen PJ-Unterricht, der leider in der überwiegenden Anzahl der Fälle ausgefallen ist. Einerseits verständlich, da ich phasenweise der einzige Student war und die Ärzte genug zu tun hatten, aber dennoch etwas schade für ein akademisches Lehrkrankenhaus. Mit etwas Eigeninitiative habe ich aber auch ohne eine solch vorgegebene Struktur viel gelernt und die Ärzte waren jederzeit willig meine Fragen zu beantworten und mir praktische Fähigkeiten wie z.B. Nähen, Knüpfen etc. mit viel Geduld zu zeigen.
Ich hatte mich für Prien entschieden, da ich die Hoffnung hatte, in einem kleinen Haus viel praktische Erfahrung sammeln zu können und meine optimistischten Erwartungen wurden nochmals deutlich übertroffen. Eigentlich jeden Tag war ich im OP und habe viele spannende OPs aus der Nähe miterlebt. Auch organisatorisch sowohl was Unterbringung als auch die erforderliche Dokumentation anbelangt, gab es keinerlei Anlass zur Kritik. Insgesamt war es ein tolles PJ-Tertial in einem überaus freundlichen und engagierten Team, sodass ich es voll weiterempfehlen kann. Wenn ich nicht solch ein forschungsaffiner Neurologe wäre, sondern ein pragmatischer orientierter Chirurg, hätte ich mich sicherlich auch in der Abteilung dort beworben - so gut hat es mir gefallen!!!
