PJ-Tertial Psychosomatik in Klinikum Freising (5/2016 bis 8/2016)

Station(en)
Z2, Z1
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Mein Tertial in der Psychosomatik in Freising hat mir sehr gut gefallen und ich kann diese Stelle allen Psychosomatik-Interessierten nur wärmstens ans Herz legen.
Eingesetzt war ich sowohl auf der Station für stationäre Patienten Z2 als auch auf der Tagesklinik (teilstationär) Z1. Das coole war, dass ich als PJler ein eigenes Büro mit eigenem PC im Z1-Bereich hatte und somit sehr selbständig arbeiten konnte. Das führende Krankheitsbild auf Station ist die Depression, die jedoch in vielen Facetten und vermischt mit vielen anderen F-Diagnosen auftritt. Somatoforme Störungen bilden die zweitgrößte Gruppe, psychotische oder Selbst-/Fremdgefährdende Patienten werden nicht aufgenommen.

Ein normaler Tag sah folgendermaßen aus:
Beginn war für mich als PJler ca. um 8:30. Um diese Uhrzeit sollte ich die Pflege bei den Blutentnahmen unterstützten. Meisten waren die 2-3 Patienten gleich abgenommen, da der Venenstatus oft kein Problem darstellte. Manchmal hatte die Pflege auch schon alle Blutentnahmen erledigt als ich ankam. Der späte Beginn hatte den Vorteil, dass ich erst um 7:00 Uhr aufstehen musste und trotzdem aus München pendeln konnte (Ticket zahlt KH, RE fährt um 7:44 vom HBF und ist in 20 min da).

Um 8:50 finde die Morgenbesprechung statt, bei der die wichtigsten Ereignisse der letzten Nacht kurz dem ganzen Team vorgestellt wurden und Wichtiges sofort geklärt werden konnte.

Den Vormittag über war ich meistens mit der Aufnahme von Patienten und den damit verbundenen Befundanforderungen und Computerarbeiten etc. beschäftigt. Da alles auf Station im Ein-Stunden-Rhythmus getaktet ist, hatte ich also für Anamnese und Untersuchung eine Stunde Zeit, was cool war, da man den Patienten ausführlich anamnestizieren und gründlich untersuchen konnte. Gerade für die Psychosomatik ist das natürlich besonders relevant, da organische Ursachen für Beschwerden auf jeden Fall ausgeschlossen sein sollten. Nach der Aufnahme stellte man den Patienten dem zuständigen Körperarzt (der Arzt für die körperlichen Beschwerden war nicht gleichzeitig der Therapeut) vor und besprach weitere Schritte. Im Verlauf konnte ich auch einige Patienten selbst unter Supervision körperärztlich betreuen und visitieren.

Mittags zu essen war immer möglich, meistens auch im kompletten Team. Beim Essen wurde besonders die offene und herzliche Stimmung unter den Ärzten und Psychologinnen spürbar. Es gab immer interessierte, gute und oft auch sehr lustige Gespräche. Die Atmosphäre war auch in stressigen Zeiten nie schlecht.

Nach dem Essen ging es zur Teambesprechung, die auch eine Stunde dauerte und manchmal etwas langwierig war. Dies war der einzige Punkt an den ich mich gewöhnen musste: Entscheidungen, besonders einzelne Patienten betreffende, wurden nie schnell und von oben herab, sondern im gesamten Team (also auch mit der Pflege und den Kreativ-Therapeuten) besprochen. Das dauert manchmal länger und war etwas mühsam aber dafür war die Hierarchie auch sehr flach. Jeder, auch PJler durften ihre Ideen und Einwände zu einzelnen Punkten einbringen. Besonders an der Mittagsbesprechung war die integrierte Supervision des Chefs (Dr. Schröder). Er versuchte zu schwierigen, im Patientenkontakt aufgetretenen Konflikten Interpretationen und Umgangsmöglichkeiten aufzuzeigen, die mir die tiefenpsychologische/analytische Denkweise an praktischen Beispielen gut näher gebracht hat. Insgesamt muss man sagen, dass die Station bis auf einzelne Therapeuten tiefenpsychologisch ausgerichtet ist, was aber nicht heißt, dass verhaltenstherapeutische Ansätze und Ideen nicht auch akzeptiert werden. Die Hauptarbeit liegt aber eher in einem Verstehen der Ursachen als in einem Umlernen.

Nachmittags konnte man bei „seiner“ Gruppe in die Gesprächsgruppentherapie oder die Kreativtherapie mitgehen. Hierfür war man einer Gruppe (A-D) zugeteilt, die man die gesamte Zeit begleitete. In der Gesprächsgruppe war die Rolle eine Beobachtende. Nach der Stunde sollte man zudem das Protokoll schreiben. Bei den Kreativtherapien, die zweimal wöchentlich stattfanden, ging man entweder zur Konzentrativen Bewegungstherapie(KBT) oder zur Kunsttherapie mit. In der KBT war man auch in einer beobachtenden Rolle, in der Kunst gab es auch mal die Möglichkeit selbst mit einzelnen Patienten Gespräche zu führen und dezente Anstöße zu geben.
Das tolle war, dass man – egal was passierte –alle Situationen mit den Therapeuten ausführlich nachbesprechen konnte und so einen gewissen learning by doing Effekt hatte.

Zu den Einzeltherapien durfte ich leider nicht mit. Als Ersatz dafür konnte man aber bei den meisten Erstgesprächen dabei sein. Diese Gespräche werden mit den Patienten bei Interesse an einem stationären/tagesklinischem Aufenthalt geführt und sollen einen Überblick über aktuelles Beschwerdebild, Lebensgeschichte und Lebenssituation liefern. Nach dem Gespräch wird ein Protokoll angefertigt, das auch erste psychodynamische Überlegungen und eine Beurteilung nach AMDP-System enthält. Bei einigen Erstgesprächen durfte ich selbst - mit der Oberärztin an meiner Seite zur Unterstützung – den Patienten befragen und das Protokoll schreiben. Dies hat mir wahrscheinlich am meisten geholfen die einzelnen Krankheitsbilder zu verstehen.

Das Teaching in Krankenhaus Freising ist für alle PJler zweimal wöchentlich auf den verschiedenen Stationen und behandelt jeweils typische Krankheitsbilder (vor allem theoretisch). Qualitativ ist es durchschnittlich, aber da man meist in einer kleinen Runde <5 Studenten ist besteht auch die Möglichkeit mal „dumme Fragen“ zu stellen oder sich etwas genau erklären zu lassen. Auf Station gibt es zudem einen sehr fitten Assistenten (schon FA für Psychiatrie), der gerne Freitags für eine Stunde ein sehr interessantes und für mich in vielen Verständnisbereichen augenöffnendes 1 zu 1 Teaching, zu wichtigen Krankheitsbildern oder Modellen macht.

Resümee: Die Arbeit im Team der Psychosomatik hat mir sehr viel Freude bereitet und ich bin jeden Tag sehr gerne auf Station gekommen. Auch wenn man keine therapeutischen Aufgaben selbst übernehmen kann/darf hatte ich einen merklichen Lerneffekt im Bereich psychotherapeutisches Verständnis und Umgang mit „schwierigen Patienten“. Ich habe mich für Psychosomatik in einem peripheren Haus entschieden, da ich für meine spätere Tätigkeit als (wahrscheinlich) Allgemeinmediziner ein Grundverständnis für diesen Bereich bekommen wollte, und genau das wurde mir auch vermittelt!


Achtung: Der Arbeitsmediziner im Haus ist eher chaotisch. Solltet ihr die Arbeitsmedizinische Untersuchung im Klinikum Freising machen unbedingt hartnäckig darauf bestehen, dass er euch zeitnah an das Dekanat als geeignet meldet!
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
EKG
Fallbesprechung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13