PJ-Tertial Chirurgie in Schlosspark-Klinik Charlottenburg (5/2016 bis 9/2016)

Station(en)
1A, 2G, RST
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Dies war das erste Tertial meines PJs. Eigentlich hatte ich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, eine chirurgische Weiterbildung anzustreben. Nach diesem Tertial an der Schlosspark-Klinik und dem grandiosen PJ-Start hat sich das deutlich geändert.

Ein Tertial hier ist sehr gut geeignet, eine große Bandbreite an chirurgischen Grundfertigkeiten zu erlenen, von denen man auch als nicht-chirurgischer Assistenzarzt später profitieren kann. Besonders zu betonen sind die Rotationsmöglichkeiten für jeweils eine oder mehrere Wochen auf die Rettungsstelle, in die Unfallchirurgie, in die Neurochirurgie und die Plastische Chirurgie, wobei auf persönliche Interessen bei der Planerstellung eingegangen wird.

Der PJler wird hier als absolut vollwertiges Teammitglied behandelt. Im OP gehen die Tätigkeiten weit über das Hakenhalten hinaus, besonders auch, da die allermeisten Operationen laparoskopisch durchgeführt werden. Bei laparoskopischen Operationen übernimmt der Student regelhaft die Kameraführung mit eigener Bedienung der Optik und Schärfeeinstellung. Mir wurde eine Vielzahl an Nahttechniken für die Haut-, Intra- und Subkutannaht gezeigt sowie gelehrt. Alle diese Nähte durfte ich als Einzelknopfnähte sowie als forlaufende Nähte in den unterschiedlichen Abteilungen selber durchführen. Dies gilt ebenso für Handknoten, beispielsweise im Rahmen der Drainage-Annaht. Das Trockentupfen der Wunden während der OP, das Assistieren mit Instrumenten etc. werden nach der Einarbeitung und abhängig von der Erfahrung auch als eigenständige Tätigkeiten gewünscht. Während der OPs waren alle Operateure jederzeit bereit Fragen zu beantworten und haben viel und geduldig gezeigt sowie erklärt. Gerade der Chefarzt hat offensichtlich Spaß daran und Interesse, Studenten die Begeisterung am Fach und am Operieren zu vermitteln. Anmerken möchte ich auch, wie freundlich und herzlich der Kontakt zum Team der OP- und Anästhesie-Pflege war. Auch von dieser Seite bekam man viel gezeigt und erklärt zu Themen wie Sterilität, Instrumentenkunde etc.. Schwester Evelyn ist ein Engel und kümmert sich rührend um alle.

Auch auf der Station war man als Student festes Team-Mitglied. Hier habe ich u.a. folgende Tätigkeiten selbstständig oder unter Aufsicht ausführen dürfen: Blutabnahme, intravenöse Zugänge legen, ZVK ziehen, Briefe schreiben, Drainagen ziehen, Verbandswechsel, Magensonde legen, körperliche Untersuchung, Ultraschall, eigenständige Dokumentation der Visite. Auch hier war immer Zeit für Fragen und Erklärungen. Der Kontakt zur Pflege war auf der peripheren Station etwas schlechter. Die Schwestern wirkten zeitweise überfordert und gingen z.T. nicht wirklich freundlich mit Studenten um. Es gab allerdings auch deutliche und angenehme Ausnahmen. Ich denke die Ursache ist darin zu suchen, dass auf die chirurgische Station unzählige Fremdlieger anderer Abteilungen gelegt werden und so Patienten diverser Abteilungen und Fächer zeitgleich zu betreuen sind. Dies ist in meinen Augen von pflegerischer Seite kaum zu meistern.

Zusammenfassend wird hier für die PJler nach dem Prinzip gearbeitet "alles kann, nichts muss". Wenn man sich wirklich engagiert, darf man sehr, sehr viel eigenständig oder unter Anleitung tun und kann sein medizinisches Wissen umfassend erweitern. Man wird aber auch nicht zu seinem Glück gezwungen.

Der Chefarzt war immer freundlich zu uns Studenten und stand jederzeit für Fragen oder Gespräche zur Verfügung. Er schätzt Verbindlichkeit und Pünktlichkeit und kennt die PJ-Ordnung sowie das Logbuch sehr genau und setzt diese konret um. Das ist sehr angenehm, denn in der Abteilung wird darauf geachtet, dass man immer zum Mittagessen kommt (übrigens kostenlos!), keine oder ehr wenig Überstunden machen muss etc.. Dafür soll auch - wie vorgesehen - ein Studientag pro Woche genommen werden und eine Kumulation ist nicht gewünscht, wobei bei Problemen auch immer individuelle Lösungen gefunden werden konnten. Da für den Chefarzt der Lerneffekt offensichtlich - so kommuniziert es das auch an die PJler und Ärzte - an erster Stelle steht, gibt es einen Laufzettel mit Terminen, an denen man während des PJs unbedingt teilgenommen haben soll. Dazu gehören z.B. die Sprechstunden, die Rettungsstelle oder auch bis zu drei Nachttdienste. Die Nachtdienste habe ich als lehrreiche Erfahrung wahrgenommen. Ich kann sehr empfehlen, Nachtdienste mitzuerleben, da sich die gesehen Patienten in jeder Hinsicht von denen im täglichen Stationsdienst unterscheiden und das Prozedere der nächtlichen medizinischen Versorgung sich deutlich vom Tagesdienst abhebt.

Mir ist angenehm aufgefallen, wie freundlich und zugewandt mit Patienten umgegangen wird. Es gibt mehrere Visiten pro Dienst und jede/r Patient/in bekam immer so viel Zeit für persönliche Gespräche, auch über Sorgen und Ängste eingeräumt, wie gewünscht und notwendig war. Der Chefarzt führt wöchentliche Chefarzt-Visiten durch und verabschiedet jeden Patienten persönlich. Mir ist vor allem ein Beispiel sehr prägnant in Erinnerung geblieben: Eine sich im Sterbeprozess befindliche Patientin hatte starke Bauchbeschwerden bei Koprostase. Der Chefarzt ging persönlich zu der Patientin, um sie schonend rektal auszuräumen. Als im Anschluss die Bettwäsche durch Kot verunreinigt war, nahm er kurzerhand selbst den Waschlappen in die Hand, um die Patientin zu waschen und wechselte auch zusammen mit der Assistenzärztin die Wäsche. Er freute sich und meinte, das sei "wie früher", da er auch mal in der Krankenpflege gearbeitet habe. Für mich eine sehr schöne Erinnerung, die vor allem zeigt, wie man auch mit Patienten umgehen kann.

Einzig der Unterricht hätte an der einen oder anderen Stelle engagierter sein können. Er fand zwar regelhaft statt, aber eher mit mäßiger Begeisterung durchgeführt. Dafür waren die chirurgischen Fortbildungen der Abteilung sehr gut.

Insgesamt bin mit ich mit meinem Tertial hier mehr als zufrieden und kann die chirurgische Abteilung sowohl für PJler als auch für Patienten wärmstens empfehlen. Der Chefarzt sowie seine Leitende Oberärztin haben aus ihrer vorherigen Tätigkeit eine besondere Expertise in der minimalinvasiven Chirurgie und das merkt man auch.

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Rehas anmelden
Poliklinik
Notaufnahme
Gipsanlage
EKGs
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Briefe schreiben
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
0 €

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33