PJ-Tertial Visceralchirurgie in Royal Prince Alfred Hospital (11/2015 bis 2/2016)

Station(en)
Upper GI Surgery
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Am ersten Tag stellt man sich beim Elective Coordinator vor, der einen dann an einen Arzt auf Station übergibt. Hierbei lernt man praktischer Weise auch alle anderen Studenten kennen, die am selben Tag ihr Praktikum beginnen, was in meinem Fall 5 weitere deutsche PJler und eine australische Studentin waren, so dass man schnell in Kontakt mit anderen kommt. Der Arzt an den man übergeben wurde stellt im Idealfall für die Praktikumszeit auch den Ansprechpartner dar. Dies hat in meinem Fall auch sehr gut funktioniert und ich habe mich ganz gut betreut gefühlt. Bei vielen der Anderen hat das leider nicht so geklappt und sie haben ihren Ansprechpartner teilweise nach dem ersten Tag nie wieder gesehen. Ist also wie immer Glück an wen man da gerät...
Mein Arbeitsalltag sah so aus, dass ich früh von ca. 7-8 Uhr an der Visite teilnahm und dann mit den Chirurgen in den OP ging. Hierbei habe ich je nach anstehenden OPs und Patienten zugeschaut oder selber assistiert. Man durfte gelegentlich auch einfache Aufgaben, wie Haken halten, Hautnähte/-klammern oder Kameraführung bei laparoskopischen Eingriffen übernehmen. Da generell sehr viel chirurgisches Personal im OP steht und die Assistenzärzte selber auch oft nur zuschauen, wurde man jedoch selten dringend gebraucht und stand oft auch tatenlos (eingewaschen oder bei der Anästhesie, je nach eigenem Wunsch) herum. Das Team der Upper GI war jedoch sehr nett und wenn man interessiert war wurde (meist eher auf Nachfrage) gerne auch erklärt und teilweise mit Skizzen die OPs veranschaulicht. Arbeitsende war für mich meist zwischen 16 und 17 Uhr, gelegentlich auch mal früher, wobei man sich generell schon aktiv verabschieden musste, da die Ärzte selber meist bis 18/19 Uhr vor Ort waren und nur selten selber auf die Idee kamen einen nach Hause zu schicken. Aber allgemein war das nie ein Problem und wurde auch nicht krumm genommen. Gut ist es ausschweifend zu erwähnen, was man sich noch gerne alles anschauen will, dann waren die meisten schnell dabei sich in den besten Sightseeings Highlights zu übertrumpfen und dir am Besten gleich eine To Do Liste zu erstellen, mit Dingen die du UNBEDINGT sehen musst ;) Alles in allem fand ich die Arbeit einer Famulatur in Deutschland sehr ähnlich, da man wenige eigenverantwortlichen Aufgaben hatte. Auf Station war ich recht selten, da selbst die Chirurgen sich dort kaum rumtreiben. In Australien werden die Station von sogenannten Interns und Residents geschmissen, was so ca. den deutschen Assistenzärzten in den ersten zwei Jahren gleich kommt. Da diese vor allem Verwaltungskram erledigen und meistens sehr gestresst sind, hab ich dort nur wenig Zeit verbracht und nur hin und wieder mal eine Blutentnahme erledigt oder irgendwelche Befunde aus anderen Krankenhäusern telefonisch angefordert. Ein besonderes Highlight, dass ich leider erst in den letzten Wochen meines Praktikums entdeckte, war, dass man sich für den Lebertransplantationsdienst eintragen lassen konnte. Hier wurde man im Fall einer Lebertransplantation als zweite Assistenz hinzugerufen, wobei man bei jedem Anruf spontan entscheiden kann ob man Lust hat oder nicht. Das war so zeimlich die spannendste Sache die ich in meinem Praktikum dort gemacht habe. Hierfür einfach die Ärzte ansprechen und die können einen dann auf ein Liste setzen.
Generell fielen die deutlich entspanntere Hierarchie in Australien besonders positiv auf und selbst die Oberärzte kannten einen beim Namen und haben gerne mal nen Plausch gehalten (sowohl fachlich als auch privat). Insgesamt fühlte man sich gut ins Team integriert und nett aufgenommen und wurde auch zu allen möglichen Veranstaltung, von Weihnachtsfeiern bis Journal Club eingeladen.
Den Zeitraum für mein PJ-Tertial habe ich wohl auch sehr gut gewählt, da von November bis Januar in Australien Sommerferien sind und somit kaum eigene Studenten mit in der Abteilung, so dass man relativ viel machen kann. Ende Januar wurde dass dann schon anders und man war teilweise mit noch vier anderen Studenten auf einer Station zu der auch nur EIN OP-Saal gehörte, was somit völlig überlaufen war und man sich oft schwer tat den Tag sinnvoll zu verbringen. Das scheint wohl auch eher üblich zu sein, weshalb ich den Zeitraum November bis Januar schon empfehlen würde auch wenn es in den Ferien kaum Fortbildungen für Studenten gibt an denen man sonst wohl teilnehmen kann.
Von der Lehre her würde ich sagen es ist vergleichbar zu einer netten Station in Deutschland. Man lernt auch nicht wahnsinnig viel, aber je nach Eigeninitiative kann man schon was draus machen. Ist und bleibt halt Chirurgie ;)
Zusammengefasst würde ich jedem ein Chirurgie-Tertial in Sydney empfehlen, der keine Lust auf die hierarchsichen Strukturen in Deutschland hat und einen netten Umgang bevorzugt. Nach meiner Einschätzung lernt man weder mehr noch weniger, wobei der Arbeitsaufwand auf den meisten Stationen in Grenzen hält. Von anderen Abteilungen habe ich auch gehört, dass PJler teilweise auch mal ein paar freie Tage nehmen oder öfter als ich auch schon gegen 14 Uhr gehen konnten. Das kommt wohl immer darauf an wo man hin kommt, wobei die Assistenzärzte der Abteilungen ständig rotieren, sodass es wenig Sinn macht sich da auf Vorberichte zu verlassen.
Ich jedenfalls war ganz zufrieden mit meinem Tertial, finde aber die hohen Studiengebühren völlig unangemessen für die Qualität der Lehre und würde es somit nur Leuten empfehlen, die wie ich ein Stipendium für die Gebühren haben.
Bewerbung
Bewerbung ca. 1 1/2 Jahre im vorraus über Website der Central Clinical School Sydney (Elective), Ansprechpartnerin Duryie Varol.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bezüglich der Abteilung noch ziemlich freie Wahl. Bei späteren Bewerbungen wirds dann schwieriger im gewünschten Bereich eingeteilt zu werden. Angenommen wird eigentlich jeder, der die wahnisinnig hohen Studiengebühren überweist (500AUD pro Woche wenn man länger als 8 Wochen bleiben will) und die Vorraussetzung (Impfungen, Führungszeugnis usw.) erfüllt, soweit Plätze verfügbar sind.
Man sollte auf jeden Fall einplanen, dass an zusätzlichen Kosten, für ein Visum noch ca. 450 € für medizinische Untersuchungen (Röntgen-Thorax, Blutentnahmen, körperliche Untersuchung) einzurechnen sind und man diese Untersuchung bei einem von lediglich 5 zertifizierten Ärzten in Deutschland machen lassen muss (zu meiner Zeit hatte man glaub ich die Wahl, nach Hannover, München, Berlin, Frankfurt oder Köln zu fahren). Das Visum kostet auch nochmal (um die 100 € meine ich).
Unterkunft oder kostenloses Essen gab es leider nicht, wobei ich als Unterkunft 96 Glebe Guesthouse (einfach mal googeln) nur empfehlen kann. Die Mieten in Sydney sind wahnsinnig hoch, sodass man sich auf ein geteiltes Zweibettzimmer einstellen sollte.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
4400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.93