PJ-Tertial Radiologie in Carl-Thiem-Klinikum (11/2015 bis 3/2016)

Station(en)
Radiologie
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich habe das 1. Tertial meines Praktischen Jahres in der Radiologie des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus absolviert. Ich habe mich nicht für die Radiologie als Wahlfach entschieden, weil es meine Intention ist, später in diesem Bereich zu arbeiten. Mir ging es vor allem darum, einen Einblick in das Fach zu bekommen, sicherer im Umgang mit Röntgen- und CT-Bildern zu werden sowie die Möglichkeit zu haben, verwandte Gebiete wie die Strahlentherapie und Nuklearmedizin kennenzulernen, die im Studium eher eine untergeordnete Rolle spielen. Das alles ist in Cottbus möglich, weshalb ich nicht enttäuscht worden bin.
Die gesamte Abteilung, angefangen bei der Sekretärin, über die MTRAs, bis hin zu den Ärzten, ist wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Herablassende Kommentare oder Bloßtellungen habe ich dort nicht erlebt. Auch das Klischee vom menschenscheuen und unsozialen Arzt, der lieber im dunklen Kämmerlein vor dem Bildschirm sitzt, hat sich nicht bewahrheitet. Die meisten Mitarbeiter sind sehr offen und umgänglich.
PJ-Studenten gibt es in der Radiologie in Cottbus eher selten, wodurch es relativ wenig Erfahrungswerte gibt. Deshalb lief das Tertial ganz nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Man hat im Prinzip keine Verpflichtungen und kann sich auf die Bereiche konzentrieren, die einen interessieren bzw. in denen man sich verbessern möchte.

Zu Beginn des Tertials hat sich der Chefarzt mit mir zusammengesetzt und über den Ablauf und meine Vorstellungen gesprochen. Es gibt eine Art Musterplan, der jedoch flexibel gestaltet werden kann. So habe ich meinen Schwerpunkt auf Röntgen/Sono gelegt, aber auch die anderen Bereiche wie CT, MRT, Angiographie und die Durchleuchtung kennengelernt. Darüber hinaus bin ich für einige Wochen in die Strahlentherapie und Nuklearmedizin rotiert. Das war eine sehr interessante Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der Chefarzt ist wirklich sehr nett und hat sich viel Zeit genommen. Er hat mir bspw. Buchempfehlungen gegeben, mich in das für die Befundung wichtige Computer-Programm eingewiesen und mich darin bestärkt, aus dem Tertial das mitzunehmen, was mir für mich und meinen späteren Berufswunsch wichtig erscheint. Außerdem hat er mir angeboten, dass ich mit bestimmten unklaren Befunden zu ihm kommen könne, um sie mir erklären zu lassen. Es wurde auch ein Termin für ein weiteres Gespräch vereinbart, um Fragen und Sorgen zu klären. Leider ist der Chefarzt dann krankheitsbedingt lange Zeit ausgefallen, wodurch es dazu nicht mehr gekommen ist. Nichtsdestotrotz habe ich mich bei dem wenigen Kontakt, den ich letztlich hatte, gut aufgehoben gefühlt. Er bietet im Rahmen der interdisziplinären PJ-Fortbildungen auch verschiedene Kurse an (z.B. Befundung von Röntgen-Thorax), die bei den Studenten sehr beliebt sind.

Mein Tagesablauf war immer recht ähnlich. Dienstbeginn ist um 7 Uhr. Zu dieser Zeit bin ich in der Regel zu den Röntgen-Demonstrationen und Tumorkonferenzen gegangen, die fast jeden Tag in den verschiedensten Fächern stattfinden. Dazu zählen bspw. die Neurochirurgie, Chirurgie, Neurologie, Urologie, Pädiatrie, HNO, Gynäkologie usw. Insbesondere die Tumorkonferenzen waren sehr lehrreich, da dort sehr viel diskutiert (z.T. auch sehr hitzig) und interdisziplinär Therapiekonzepte entwickelt werden.
Gegen 8:30 Uhr bin ich dann meist in meine zugeteilte Abteilung gegangen. Am Anfang war das Röntgen/Ultraschall, wofür die Anfänger unter den Assistenzärzten verantwortlich sind. Ein Assistenzarzt übernimmt am Morgen immer die Ultraschalluntersuchungen (meist 4-5 Sono Abdomen) und befundet die Röntgenbilder nebenbei bzw. danach. Da dies ein bisschen abwechslungsreicher war als nur den ganzen Tag im Röntgen zu sein, habe ich mich meist an den dafür eingeteilten Arzt gehalten. Beim Ultraschall kann man, je nach Assistenzarzt, auch mal selbst den Schallkopf halten. Da die Ärzte aber selbst Anfänger sind und der Zeitdruck recht hoch ist, ist das nicht unbedingt die Regel bzw. wäre es gut, wenn man schon ein paar Vorkenntnisse mitbringen würde, damit es schneller geht. Jede Untersuchung wird dabei noch einmal im Schnelldurchlauf von einem erfahrenen Facharzt wiederholt.
Beim Röntgen habe ich meist neben dem Arzt gesessen und zugehört bzw. mit ihm zusammen die Befunde besprochen. Dabei ist es sehr unterschiedlich, inwieweit man aktiv in die Befundung mit einbezogen wird.

Eigenes Befunden ist in Cottbus prinzipiell möglich, hat sich aber in der praktischen Umsetzung als schwierig erwiesen. So gibt es z.B. keine Work Station, die permanent frei ist. Wenn niemand fehlt, ist es manchmal sogar für die Ärzte schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden, der den ganzen Tag verfügbar ist. Ich habe es für das Röntgen deshalb so gehandhabt, dass ich in den Demo-Raum gegangen bin, um dort eigene Befunde zu schreiben. Dieser war in der Regel für 3 bis 4 Stunden am Morgen frei, sodass man sich ein wenig Zeit nehmen konnte. Leider stehen dort keine Befundungsbildschirme mit entsprechender Auflösung. Zum Üben war es aber ok.
Das zweite Problem war, dass nicht klar war, wer meine Befunde gegenliest. Die ursprüngliche Idee, sie einem Assistenzarzt zu schicken, der sie kontrolliert und dann an einen Facharzt weiter schickt, ist an der technischen Umsetzung gescheitert. Glücklicherweise gab es den ein oder anderen Facharzt, der sich bereit erklärt hat, meine Befunde direkt zu korrigieren. Dafür musste man jedoch immer den zuständigen Arzt aufsuchen und ihn danach fragen, was ein bisschen umständlich war. Und bevor sich das ganze richtig eingespielt hatte, war meine Zeit im Röntgen auch schon vorbei. Ich fand es ein bisschen schade, dass nicht von Anfang an für jeden klar war, dass man als PJ-Student befunden darf, wer die Befunde gegenliest und wie das technisch umgesetzt werden kann. Das liegt aber wahrscheinlich an der wenigen Erfahrung im Umgang mit den PJlern und ich bin mir sicher, dass man das in Zukunft verbessern wird. Bei mir kam auch erschwerend hinzu, dass der Chefarzt lange Zeit ausgefallen ist und somit ein wenig Unsicherheit geherrscht hat. Deshalb habe ich es häufig einfach so gemacht, dass ich mich für ein paar Stunden in den Demo-Raum gesetzt und mir dort alte Bilder mit bereits formulierten Befunden zum Üben angesehen habe. Das hatte auch einen gewissen Lerneffekt.
Nach der Mittagspause, die immer möglich war, bin ich meist wieder zu Demonstrationen oder Tumorkonferenzen gegangen und den Rest des Tages in den zugeteilten Bereich.

In den anderen Abteilungen habe ich weniger Zeit verbracht.
Im CT war es immer recht stressig und der Lerneffekt somit überschaubar. In der Regel übernehmen 3 Assistenten den Dienst und teilen sich so ein, dass immer ein Arzt eine Stunde am Gerät ist und die anderen zwei währenddessen befunden. Über den Tag wird dann rotiert. Dadurch hat man keinen wirklich festen Ansprechpartner. Mir wurde zwar angeboten, für zwei Stunden zum selbständigen Arbeiten an einen freien Befundungsplatz zu gehen, aber da ich zu diesem Zeitpunkt noch wenig Ahnung und keine geeignete Herangehensweise hatte, habe ich mir lieber in Ruhe alte Befunde zum Üben angesehen.
Im MRT hat es mir sehr gut gefallen. In diesem Bereich arbeiten oft die fortgeschrittenen Assistenzärzte, die bereits über eine gewisse Erfahrung verfügen. Hier gibt es zwar auch eine hohe Belastung, aber dennoch sind die Ärzte entspannter und erklären viel.
Die Angiographie wird in der Regel von Fachärzten durchgeführt. Hier habe ich einige Male zusehen dürfen, was immer sehr interessant und lehrreich war. Es wurde gern und viel erklärt.
Nebenbei laufen immer wieder Durchleuchtungen, bei denen man gern zusehen darf.
Wenn es interessante Untersuchungen gab, wurde ich auch öfter dazu geholt.

Die Radiologie ist, abgesehen von den relativ wenigen Arbeitsplätzen, technisch gut ausgestattet. Die Räumlichkeiten sind modern, die Wege kurz und es gibt separate Befundungszimmer, also kleine Räume mit nur einem Arbeitsplatz, in denen ungestörtes und konzentriertes Befunden möglich ist. Die Abteilung ist verhältnismäßig groß und die Patientenzahlen hoch. Es fehlt leider an Fachärzten.

Jeden Montagmorgen fand eine Frühbesprechung mit anschließender Fortbildung statt. Da ich montags meist meinen Studientag hatte, war ich nicht so häufig anwesend. Wenn ich da war, war die Qualität aber immer gut.
Da es in der Radiologie sonst keine morgendliche Frühbesprechung gab und die Ärzte immer direkt an ihre Arbeitsplätze gegangen sind, war es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Insbesondere die Assistenzärzte hatten keine fest zugeteilten Zimmer. Dadurch wusste man häufig nicht, wer sich wo aufhielt oder ob es ungenutzte Work Stations gab.
Feste Ansprechpartner für die jeweiligen Abteilungen gab es nicht. Man musste im Großen und Ganzen selbst schauen, an wen man sich wenden und von wem man etwas lernen konnte bzw. wer gern erklärt. Dazu ist ein wenig Eigeninitiative gefragt. Wer dafür nicht der Typ ist, fühlt sich vielleicht manchmal ein bisschen verloren. Wenn ich jemanden gefragt habe, bin ich aber nie auf Ablehnung gestoßen. Gelegentlich wurde mir von Ärzten auch angeboten, den Tag mit ihnen zu verbringen. Trotzdem wäre es ein wenig einfacher gewesen, wenn man für jeden Bereich ein oder zwei feste Bezugspersonen gehabt hätte, an die man sich zumindest am Anfang hätte halten können. Ich glaube aber, dass man sich in Zukunft nicht davor verschließt.

Ansonsten ist noch zu sagen, dass die Abteilung sehr gut organisiert ist. Ich habe stets sämtliche Informationen wie die Post und E-Mails für PJ-Studenten, Lohnzettel usw. erhalten, auch als ich in der Strahlentherapie und Nuklearmedizin war. Für Fragen konnte ich immer ins Sekretariat gehen und bin auf offene Ohren gestoßen.
Studientage gibt es und können frei eingeteilt werden. Ich habe in der Regel eine Woche vor dem nächste Studientag bescheid gegeben, sodass ich sehr flexibel sein konnte.
Dienstschluss ist gegen 16 Uhr. Länger bleiben musste ich nie.

Die Radiologie als solche habe ich als ein sehr interessantes, aber arbeitsintensives Fach kennengelernt. Für sicheres Befunden ist eine Menge Erfahrung und ein breites Wissen notwendig. Außerdem sollte es einem liegen, mehrere Stunden am Stück in einem abgedunkelten Raum mit derselben hohen Konzentration auf einen Bildschirm zu schauen. Da es häufig alte Aufnahmen gibt, ist es sehr wichtig, präzise vergleichen zu können. Patientenkontakt hat man, zumindest in einigen Bereichen, durch Aufklärungen für Untersuchungen, beim Ultraschall, in der Angiographie oder bei Durchleuchtungen mehr als erwartet. Es sollte einem bewusst sein, dass man eine hohe Verantwortung trägt, da sich viele andere Disziplinen auf die Befunde verlassen und nicht selten das gesamte weitere Vorgehen davon abhängt. Beruhigend ist hingegen die Tatsache, dass man als Anfänger relativ wenig falsch machen kann, da jeder Befund noch einmal von einem erfahrenen Facharzt kontrolliert wird. Außerdem hat man immer die Möglichkeit, bestimmte Dinge nachzuschlagen, was in Fächern mit direktem Patientenkontakt eher schwierig ist. Auch das ruhige und konzentrierte Arbeiten in separaten Räumen habe ich sehr zu schätzen gelernt, wohl wissend, dass das nicht überall so ist.

Insgesamt kann ich die Radiologie in Cottbus empfehlen. Wer wie ich einen Einblick in dieses Fach bekommen möchte, ist dort gut aufgehoben und hat alle Freiheiten. Nach dem Tertial hatte ich auch noch ein Abschlussgespräch mit dem Chefarzt, der wieder genesen war. Er hat sich sehr offen gegenüber meinen Verbesserungsvorschlägen gezeigt. So wird es zukünftig z.B. eine weitere Work Station sowie eine PJ-Beauftragte geben, um die Betreuung und Organisation zu verbessern.

Wenn es einen interessiert, sollte man auch auf jeden Fall mal in die Strahlentherapie und Nuklearmedizin reinschauen. Dort freut man sich sehr über Studenten und ist gern bereit, viel und ausführlich zu erklären. Die Teams sind sehr klein, super freundlich und man hat fast permanent eine 1:1-Betreuung, oft auch durch die Chefärzte. Man hat im Prinzip freie Wahl, in welche Abteilung man bevorzugt gehen möchte.
Bewerbung
Über das PJ-Büro der Charité zu den regulären Fristen. Ich habe Cottbus als Erstwunsch angegeben.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Nahtkurs
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
373

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.93