PJ-Tertial Anästhesiologie in Kantonsspital Baden (11/2015 bis 3/2016)

Station(en)
OP, interdisziplinäre Intensivstation, Sprechstunde
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Jena
Kommentar
Ich habe mein erstes Tertial im Department Anästhesie und Intensivmedizin am Kantonsspital Baden verbracht und ich kann mich den vorherigen Berichten nur anschließen. Ich hatte eine echt tolle Zeit hier, die leider wahnsinnig schnell umgegangen ist.

Ich bin am Sonntag vor Beginn angereist, der Schlüssel für die Personalwohnung war am Empfang der Notaufnahme hinterlegt und so konnte ich problemlos mein Zimmer beziehen.Der erste Tag begann (so wie alle Arbeitstage) um 7.00 Uhr mit dem Morgenrapport, wo der Nachtdienst von der vergangenen Schicht berichtet und alle aktuellen Patienten der Intensivstation besprochen werden. Am Vormittag musste ich mich außerdem um die Wohnungsübergabe kümmern und habe im Personalbüro meine Badge, eine Art Personalkarte, erhalten. In der Schweiz ist es untypisch zur Mitte des Monats anzufangen, sodass ich die allgemeinen Einführungstage des Spitals mit Gebäudeführung, Feuerschutz und IT-Einführung erst Anfang Dezember hatte.

Die ersten 5 Tage hat man Einführung durch einen Assistenzarzt, danach nochmal 2 Tage durch die Anästhesiepflege. Danach ist man im Prinzip erstmals alleine als Arzt zusammen mit einer Anästhesiepflege in einem Saal eingeteilt (Update: bei meinem Austritt im März 2016 wurde die Einarbeitungszeit für Unterassistenten geändert, man ist jetzt eine Woche mit der Pflege und anschließend 2 Wochen mit einem Assistenzarzt unterwegs). Die Aufteilung zwischen Ärzten und Pflege ist hier anders als in Deutschland. Die Anästhesiepflege ist sehr kompetent und macht eigene Narkosen, sodass man sich immer abwechselt. Es ist immer ein Oberarzt im Hintergrund, der meist für 2 Säle zuständig ist. Mit dem macht man zusammen Ein- und Ausleitung und hat immer einen Ansprechpartner für Fragen und Probleme. Im Saal selber führt man dann allein die Narkose.
Die erste Zeit ist tatsächlich erstmal sehr überfordernd. Aber man lernt sehr schnell seinen gesamten Arbeitsplatz um den Patienten herum im Auge zu behalten und entwickelt ein Gefühl für Medikamentengabe, Volumen- und Schmerz-, Kreislauf- und Wärmetherapie und sich dann nebenbei auch noch Gedanken über die postoperative Behandlung zu machen.
Zu den alltäglichen Aufgaben gehören: Narkose vorbereiten (Medikamente, Infusionen, Atemwegsmanagement...), Patienten in Empfang nehmen, Überwachung anschließen, Flexüle legen, Medikamente für die Einleitung dosieren/berechnen, Maskenbeatmung, Intubation / Larynxmaske schieben, Spinalanästhesien, Assistieren bei vielen anderen Regionalanästhesieverfahren (Plexuskather, Paravertebralblock ...), DK legen, Patienten im OP überwachen, Narkose ausleiten, Abgabe auf Station / Ambulatorium / Aufwachraum, Postmedikation.

Es wird sehr darauf geachtet, dass jeder Frühstücks- (15 min) und Mittagspause (60 min) hat. Im Aufenthaltsraum stehen morgens Kaffe, Birchermüsli und Brot mit Marmelade und Honig gratis bereit. Im Personalrestaurant kann man für im Schnitt 7-12 CHF Mittag essen. Nach dem Mittag geht man entweder zurück in seinen OP-Saal - falls dort noch OPs laufen - oder man meldet sich in der IPAS, wo man ambulante oder stationäre Patienten prämediziert. Man erfasst dabei die Vorerkrankungen des Patienten, überlegt sich eine passende Narkose (und Alternativen) und klärt Patienten über Ablauf und Narkose auf. . Das bespricht man dann anschließend mit dem Oberarzt, der dann die Prämedikation freigibt. Am Nachmittag steht noch eigenständiges Postmedizieren an: man besucht noch einmal die Patienten auf Station, bei denen man Narkose gemacht hat, und fragt nach postoperativen Schmerzen oder Probleme, die postoperativ aufgetreten und mit der Narkose in Zusammenhang stehen könnten wie Halsschmerzen, PONV etc.
Von Montag bis Donnerstag sind nachmittags Fortbildungen. Montags werden verschiedene theoretische Grundlagen der Anästhesie wiederholt, Workshop ist am Dienstag (wo man bspw. gegenseitig via Ultraschall die Anatomie verschiedene Nerven für Regionalanästhesie aufsucht), Journal Club am Mittwoch und donnerstags kommen i.d.R. externe Referenten, um interdisziplinäre Vorträge zu halten. Außerdem besucht man am Anfang seines Aufenthaltes einen ACLS Kurs (Advanced Life Support). Trotz fehlendem Studientag nimmt man auf die Art viel Basiswissen und Aktuelles aus Anästhesie und Intensivmedizin mit!
In der Regel hat man dann zwischen 17 und 18 Uhr Feierabend.
Je nachdem wie viele Unterassistenten gerade angestellt sind, kann man ohne Probleme auf Anfrage für 1-3 Wochen auf die interdisziplinäre Intensivstation (IDIS) rotieren.

Ich muss sagen, dass ich als Student noch nie so ein angenehmes Arbeitsklima in einer Abteilung bzw. auch im ganzen Spital erlebt habe. Die Schweizer (und auch die deutschen Ärzte hier) sind interessiert, höflich, nett und kompetent. Die Hierarchie ist sehr flach, mit Ausnahme der Chefärzte ist es normal jeden zu duzen. Das schafft einfach eine sehr angenehme Atmosphäre, ohne dass man dabei den Respekt oder die Anerkennung vor der Erfahrung der Kollegen verliert. Das Team der Anästhesie ist sehr jung, alle sind wirklich sehr nett und man trifft sich auch mal privat zum Essen gehen, Bowlen etc.. Die Ärzte sind bemüht dir als Student etwas beizubringen und man bekommt das Gefühl, dass die Arbeit, die man dort macht, geschätzt wird und man nicht eine überflüssige Dekoration in der OP-Ecke ist.

Für die Anerkennung bei meinem Landesprüfungsamt in Deutschland brauchte ich noch eine Äquivalenzbescheinigung der Universität Zürich, die über das Sekretariat organisiert wurde und 50 CHF kostet.

Das Spital selber liegt nicht in Baden sondern in Dättwil, einem Dorf 15 min Busfahrt entfernt von Baden. Das Wohnheim ist direkt auf dem Spitalgelände und über einen unterirdischen Tunnel, der zum obligatorischen Spital-Bunker gehört, sind es morgens 5 min zur Arbeit. Gerade im Winter bei Minusgraden habe ich das sehr geschätzt ;) In der Umgebung kann man sehr schön joggen und wandern gehen. Wir waren immer insgesamt 2 Unterassistenten in der Anästhesie, da mit mir aber 10 weitere deutsche PJler in der Chirurgie angefangen haben, waren wir ein sehr bunter und lustiger Haufen, wo immer irgendjemand abends Lust hatte etwas zu machen oder zusammen am Wochenende Ausflüge geplant wurden. Die Wege in der Schweiz sind nicht sehr weit. Nach Zürich, Bern, Basel oder Luzern fährt es sich schnell, wobei ein Auto aber definitiv von Vorteil ist, da Zug fahren nicht ganz billig ist. Im nächsten Skigebiet ist man in 1,5 Stunden und gerade im Winter hat die Schweiz viel zu bieten. Als Student verdient hier sicherlich mehr als in Deutschland, da die Preise hier in vielerlei Hinsicht aber auch deutlich höher sind, macht es am Ende aber keinen himmelweiten Unterschied.

Insgesamt kann ich also jedem, der Lust auf maximalen praktischen Lernerfolg im Fach Anästhesie und Intensivmedizin in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre hat, empfehlen sein PJ-Tertial am KSB in Baden zu machen! Es lohnt sich!

Gehalt: 1500 CHF
Wohnung: 400 CHF
Parkplatz: 100 CHF
Bewerbung
Ich habe mich 1,5 Jahre im Voraus beworben und da hatten sie für das Tertial gerade noch eine Platz frei, kommuniziert wurde dabei ganz unkompliziert per Mail über das Chefsekretariat.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Punktionen
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13