PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Krankenhaus Lehrte (7/2015 bis 10/2015)

Station(en)
5 (ACH), 6 (UCH)
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Das Klinikum Lehrte hat zu Recht gute Bewertungen. Für mich war das Chirurgie Tertial vorher eine lästige Pflicht, als ich dann nach Lehrte kam hat es aber richtig Spaß gemacht und war eines meiner Lieblingstertiale.

Ein typischer Tagesablauf: Um 7 Uhr beginnt der Tag mit der Visite. Dann folgt um 7:30 die Frühbesprechung mit beiden Abteilungen (Allgemein- und Unfallchirurgie), wo man Röntgenbilder von aufgenommenen Patienten bespricht. Anschließend ist man entweder im OP oder macht auf Station Blutentnahmen und legt Viggos. Weitere Einsatzbereiche waren die Notaufnahme - wo man jederzeit hin konnte und aktiv mitarbeiten- und das "Spa" wo elektive Patienten aufgenommen wurden. Feierabend war meist um 15:30 Uhr. Die Anbindung per S-Bahn ist super, man läuft in Lehrte 10min zum Krankenhaus (Ich brauchte ab Kleefeld von Tür zu Tür 30 Minuten)

Das gefiel mir gut:
- Ich war ab Tag 1 voll im OP eingebunden und sollte direkt bei einer OP assistieren und anschließend auch zunähen (oder es versuchen.... Ich habe vorher keinerlei Erfahrungen in der Chirurgie gesammelt). Man war im OP immer steril mit am Tisch und war eingebunden - rumstehen und nur zu gucken kam praktisch nicht vor.
- Die OP-Schwestern waren allesamt sehr nett und hilfsbereit. Dass man - wie an anderen Krankenhäusern vielleicht üblich - als ein unfähiger Student der alles unsteril macht behandelt wird kam nicht vor. Man wurde zügig eingearbeitet und bei Fehlern in Sachen OP-Hygiene freundlich und geduldig darauf hingewiesen.
- Das Ärzte-Team ist sehr klein, sodass man schnell alle kennt. Bis auf die Chefärzte kann man alle duzen. Es gibt für jede Station ein PJler-Telefon und man wurde häufig sogar von den Ärzten angerufen, um gemeinsam essen zu gehen - man achtet also sehr aufeinander. Ich habe mich mit allen Ärzten gut verstanden. Wenn man etwas lernen möchte, muss man aber schon selber Fragen stellen und darf nicht immer erwarten, dass man von den Ärzten an die Hand genommen wird. Eigeninitiative ist hier ohnehin sehr wichtig. Falls man als PJler irgendwas möchte (sei es eigene Patienten zu betreuen, mehr oder weniger im OP eingesetzt werden etc.) muss man das sagen und darf sich nicht nachher beschweren, wenn einem etwas nicht gepasst hat.
- Die Hierarchien sind sehr flach. Das Lehrter Krankenhaus ist total niedlich, es herrscht eine sehr angenehme kollegiale Atmosphäre und man sitzt in der Kantine auch mal mit den Physiotherapeuten oder Internisten am Tisch. Beide chirurgische Chefärzte sind sehr zugänglich und man hat auch beiden angemerkt, dass sie Spaß an der Lehre haben, weil sie einem im OP viel erklärt haben.
- Mir hat die Arbeit im OP am meisten Spaß gemacht, insbesondere bei den Allgemeinchirurgen. Dort war man namentlich im OP-Plan eingetragen und auch täglich bei mindestens 2 OPs eingesetzt. Wenn man möchte kann man für die spannenden Notfall-OPs länger bleiben, ansonsten wird man vom Diensthabenden ausgelöst und kann eigentlich immer pünktlich um halb 4 Feierabend machen.
- Man darf - wenn man sich das zutraut und sich engagiert zeigt - richtig viel machen. Ich habe zum Beispiel während meines Tertials zwei Zehen amputiert und einen Pilonidalsinus heraus geschnitten (natürlich unter aufmerksamer Anleitung durch den erfahrenen Chirurgen). Auch in der Notaufnahme kann man eigenständig Wunden versorgen und zu nähen.
- Insgesamt fand ich auch das Spektrum an OPs sehr interessant. OK, man sieht vielleicht keine Whipple-OP, dafür war von Kopf bis Fuß wirklich alles dabei: Bypässe bei pAVK, Hemicolektomien, Stoma-Anlagen, viele OPs im Analbereich, Port-Anlagen, Appendektomien, Cholezystektomien, Shunt-OPs und mein Favorit (weil am spannendsten) waren die Laparotomien bei unklarem akuten Abdomen.... etc....
Ich habe eigentlich einen sehr schwachen Kreislauf, hatte aber während des ganzen Tertials kaum Probleme damit, weil ich die OPs so spannend fand und so aktiv mitgearbeitet habe.
- Dienstag nachmittag gab es Studentenunterricht, der meistens sehr gut war.

Das gefiel mir nicht so gut:
- Man ist als Student zuständig für alle Blutentnahmen und Viggos auf Station und muss auch morgens und mittags Infusionen anhängen. Falls man aber die Visite nicht verpassen möchte oder im OP gebraucht wird ist das kein Problem. Im Gegensatz zu anderen Krankenhäusern habe ich hier auch viel Wertschätzung dafür erfahren, dass ich die Blutentnahmen übernommen habe. Alles in allem war es also gar nicht so wild ;)
- In der Unfallchirurgie hatte ich wesentlich weniger zu tun als bei den Allgemeinchirurgen. Im OP wurde man dort nur sehr selten eingesetzt und musste meistens vorher fragen, wenn man mit machen wollte.
- Als ich dort war, waren in der Chirurgie insgesamt 4 PJler. Das war in meinen Augen zu viel, denn zeitweise war man mit zwei oder drei Studenten in der Notaufnahme und stand sich dann nur noch auf den Füßen.


Alles in allem ist das Klinikum Lehrte sowohl für Chirugie-Muffel als auch für Chirurgie-Begeisterte sehr zu empfehlen. Denn wer vorher muffelig war, der wird hier begeistert werden!
Bewerbung
Ich habe mich normal über die MHH beworben. Die Plätze scheinen jedoch begehrt zu sein, sodass man Glück haben muss, hier zu landen.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Mitoperieren
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
425

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4