PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Universitaetsklinikum Erlangen (8/2015 bis 9/2015)

Station(en)
3-1
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Das Chirurgie-PJ in der Allgemeinchirurgie in Erlangen bleibt weiterhin ein trauriges Kapitel.

Anfangs noch voll motiviert wurde ich bald jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Es interessiert sich einfach keiner für einen. Ob man bei Visite morgens um 7.00 Uhr anwesend ist oder nicht - es kräht kein Hahn danach. Im Gegenteil: mir wurde von einigen PJ-Kollegen und Ärzten der Nachbarstation gesagt, dass es teilweise nicht erwünscht wäre, wenn die PJ-Studenten dort mit zur Visite gehen würden.
Wenn man keine Lust auf Chirurgie hat und die Zeit abfeiern will ist das sicher prima. Für solche Verrückten wie mich, die tatsächlich Erwartungen an ein PJ haben und etwas lernen wollen ist es jedoch die Hölle auf Erden.

Plus
- während vieler OPs wurde die Vorgehensweise erklärt und man bekam Fragen gestellt
- Prof. Haupts Lehrvisite Dienstag Nachmittags ist spitze! Danke!
- Chirurgie Crashkurs und Dr. House Kurs von Prof. Klein, Prof. Carbon und Prof. Manger sind sehr für die Vorbereitung aufs mündliche Examen zu empfehlen; hierfür sind die PJ-Studenten freigestellt (3 Tage).
- manche der Assistenten sind trotz aller Umstände wirklich bemüht, dass man als PJ-Student was mitnimmt (z.B. durfte ich ein paar Mal nähen, u.a. im Dienst)
- die OP-Schwestern sind durchwegs sehr freundlich und hilfsbereit (z.B. gemeinsames Lagern der Patienten)
- Die Sekretärin, Frau Heravi, war sehr bemüht, dass organisatorisch alles glatt läuft und hatte immer ein offenes Ohr
- nette Mit-PJs und Famulanten machen die Sache erträglicher und man kann sich gegenseitig zum Mittagessen auslösen

Minus
- auf Station macht man de facto nichts anderes als Blut abnehmen und PVKs legen
- im OP ist man meist Haken- und Klappe-Halter
- trotz der wöchentlichen Lehrveranstaltungen bleibt die Lehre mangelhaft. Das liegt vor allem daran, dass man als PJ-Student null ins Team integriert wird (es interessiert sich niemand für einen, d.h. ich kenne alle Namen der Ärzte, Pflege meiner Station, hatte jedoch den Eindruck, dass sich die meisten trotz persönlicher Vorstellung nicht einmal bemühten, sich mein Gesicht zu merken. Ganz zu schweigen davon, dass ich auch nur ein einziges Mal mit Namen angesprochen worden wäre). Es fängt schon damit an, dass die PJ-Studenten ein eigenes Zimmer haben, das weit ab dem der Ärzte liegt. Sollte man es dennoch wagen ins Arztzimmer zu gehen, um zu fragen, ob noch etwas zu tun wäre oder man noch helfen könnte, wird man a) angeschaut als wäre man ein Alien (obwohl zu dem Zeitpunkt schon seit 3 Wochen dieser Station zugeteilt!) und einem b) mit einem freundlich-sarkastischen "Na das ist aber schade, dass wir jetzt nichts für dich zu tun haben" klargemacht, dass man dort drin eigentlich nichts zu suchen hat.
Ich habe auf Station keinen einzigen Patienten untersucht oder aufgenommen - Blut abnehmen, Zugängen legen und Haken halten sei Dank.
- der Umgangston vieler Operateure untereinander erinnert eher an Kinderkrieg als an eine fachliche Diskussion zwischen erwachsenen Menschen
- der Gipfel des Undanks war der Wochenenddienst; als PJ hat man die Möglichkeit freiwillig den 4. Dienst der Chirurgie zu stellen (gegen Freizeitausgleich). Man bekommt ein Telefon und tut nichts anderes als Blut abnehmen, Zugänge legen und im OP assistieren, sofern eine OP ansteht. Theoretisch könnte man in der Poliklinik aushelfen und Patienten sehen - dazu bin ich aber nie gekommen (dreimal dürft ihr raten weshalb). Man ist während dieser Dienste für die gesamte chirurgische Klinik zuständig (8 Stationen, 10-15 BEs pro Station am Samstag + evtl. OPs) und darf sich nach 13h pausenlosem Arbeiten als Dank anhören lassen, dass man ja immer noch nicht fertig wäre mit den Blutentnahmen.

Fazit: Tut euch (und mir) einen Gefallen und sucht euch eine Klinik, in der euch was beigebracht wird und ihr nicht wie die letzten Deppen behandelt werdet.
Ob sich die Situation mit dem Chefarztwechsel im Oktober ändern wird, bleibt abzuwarten. Vermutlich ist es jedoch so, dass die über Jahre festgefahrenen Strukturen und die Art mancher Ärzte dort miteinander und den Studenten umzugehen, sich so schnell nicht ändern lassen werden.

Für mich war es leider der Tiefpunkt eines ansonsten tollen, lehrreichen und menschlich herzlichen praktischen Jahres. Es geht auch anders und so lange man die Wahl hat, sollte man von ihr Gebrauch machen.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
4
Unterricht
2
Betreuung
6
Freizeit
2
Station / Einrichtung
6
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.4