PJ-Tertial Chirurgie in Hopital de Morges (5/2015 bis 8/2015)

Station(en)
Urgences / Chir 2 / OPS
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, Diagnostik, OP
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Das Hôpital de Morges ist kleineres Haus (168 Betten) in der Lausanner Peripherie, das für eine chirurgische, eine medizinische, eine gynäkologische und eine pädiatrische Station sowie eine kleine Intensivstation verfügt.

Das Spektrum:
Die chirurgische Abteilung hatte damals 7 Kaderärzte (médecins cadre/médecins-chefs): 2 Allgemein- und Darmchirurgen, 1 Allgemein- und Gefäßchirugen und 4 orthopädische Chirurgie (d. h. Orthopädie und Unfallchirurgie). Dementsprechend auch die Krankheitsbilder. Regelmäßig operieren/konsultieren auch noch Belegärzte ihre Patienten, die dafür die Räumlichkeiten anmieten. So gibt es auch Handchirurgie, plastische Chirurgie, HNO und Herzchirurgie zu sehen, wenn man möchte.
Weiterhin gab es 12 Assistenten (médecins assistant(e)s) sowie 4 »Oberärzte« (schweizerische Definition, frz. chefs de clinique). Zu meiner Zeit gab es dann nur eine weitere »PJlerin« (oder stagiaire de dernière année) aus Lausanne für 2 Monate. Außer im Sommer kommen noch wöchentlich 2 Blockstudenten im 4. Studienjahr aus Lausanne für ihre Praktika nach Morges.

Der Arbeitstag:
Geht werktags (Mo-Fr) los um 7:45 Uhr mit dem Colloque (Röntgen-Frühbesprechung mit dem Radiologen) mit Vorstellung der Bilder aus der Nacht bzw. dem Wochenende sowie die stationären Eintritte.
Mittagessen zwischen 11:30 und 14:00 Uhr, kostet 7,50 frs. In der Regel stimmt man sich mit den Kollegen oder eventuellen anderen Praktikanten ab.
Geht offiziell zu Ende nach dem Spät-Colloque um 16:50 Uhr (Spätbesprechung mit Bildern und Eintritten des Tages). Danach kann man bleiben, wenn man möchte (bei interessanten Fällen in der Notaufnahme, bei interessanten Operationen oder einfach um in der Notaufnahme einfach die Patientenlast zu reduzieren.
Laut Oberarzt wird auch es gerne gesehen, wenn man einen Wochenenddienst pro Monat auf der Notaufnahme macht. Offiziell hat man 2 freie Tage pro Monat zur Wahl. Ehrlich gesagt fällt es den Oberärzten und Kaderärzte aber auch nicht groß auf, wenn man sich mal einen Tag unangekündigten Urlaub nimmt.

Die Arbeit:
Französisch zu sprechen ist natürlich Pflicht.
Ich habe gefangen in der Notaufnahme (Urgences), wo man nach kurzer Einspielzeit einige Patienten ansieht und untersucht, den Assistenten vorstellt, Untersuchungen vorschlägt/anmeldet. Die Triage ist gut organisiert und Ärzte und Pflege nehmen einen als Teammitglied auf. Die Wundversorgung darf man gerne übernehmen. Mit etwas Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, konnte ich auch Schulterluxationen reponieren, Frakturen reduzieren, Abszesse drainieren etc. Blut abnehmen muss man nicht (macht die Pflege), darf man aber. BGA, Urinkatheter etc. bei Interesse ebenso.
Später auf der Station ist es etwas dröger: Man sieht die Patienten mit den Assistenten an, macht Laborkontrollen, setzt Medikamente an oder ab. Nicht spektakulär, aber muss man für später halt auch mal gesehen haben.
Im Operationssaal wird man in der Regel eingeteilt für Operationen. Vor allem für 08/15-Operationen für Hüft- und Knieprothesen wird man gerne eingeteilt. Wenn man sich aber mit den Assistenten abspricht, darf man auch Wünsche äußern. Ansonsten darf man aber natürlich zu jeder Operation gehen, die einen interessiert und in steril mit am Tisch stehen. Allerdings ist die chirurgische Ausbildung in der Schweiz wohl etwas praxisferner als in Deutschland. Als Student und selbst als Assistent(in) macht man nicht viel mehr als Haken halten, saugen, Kamera und Faden führen. Mit etwas Glück darf man zumachen. Vor allem die chefs de clinique (entsprechend in etwa deutschen Assistenzärzten in fortgeschrittener Ausbildung, 4./5. Lehrjahr oder so) legen selbst mal Hand an.

Ausbildung:
Keine Ausbildung für Studenten vorgesehen. Nette Oberärzte fragen einen bei Gelegenheit aus, die Assistenten sowieso. Wer darüber hinaus noch mehr lernen will, nimmt sich ein Buch mit oder liest im Internet. Unregelmäßig gibt es Fortbildungen über speziellere Themen.

Das Leben:
Bei freien Kontingenten kann man für 250,– frs. im Wohnheim der benachbarten Pflegeschule wohnen. Es handelt sich um einen Anbau an das Spital, in dem die Klinik Räumlichkeiten angemietet (Verwaltung, Bereitschaftzimmer etc.). Das Zimmer selbst fragt man, aber bei o. g. Pflegeschule an (École de soins et santé communautaire).
Hier kann man das eins von ca. 20 Wohnheimzimmer anfragen. In den Zimmern: Bett, Nachtisch, Schreibtisch, Stuhl, Fauteuil, Schränke und ein Waschbecken. Gemeinschaftsküche bzw. -aufenthaltsraum (meist etwas schmuddelig hinterlassen durch die Nachbarn die Schwesterschülerinnen). Vom Balkon und einigen Zimmer aus Blick auf den See und das andere Ufer (Frankreich).
Parkplätze werden den Praktikanten nicht angeboten, die muss man sich suchen. In der Nähe gibt es in drei Straßen ca. dreißig Plätze, die meistens alle voll sind, vor allem abends. Im Nachbardorf Échichens gibt es einen großen kostenlosen Parkplatz. Wildparken sollte man in der Schweiz mit Rücksicht das Portemonnaie lieber nicht.
Ansonsten kommt man mit dem Lohn von 850 frs. (oder so) monatlich über die Runden, mehr aber auch nicht. Wochenenddienste werden z. B. nicht entlohnt.

Freizeit/Umgebung:
Sehr schöne Lage. Ich hatte auch das große Glück einen außergewöhnlich schönen Sommer erleben zu dürfen mit 13 sonnigen, heißen Wochen und nur 3 mäßigen Wochen. Im Genfer See kann man baden (z. B. in Préveregens, Perroy, Allaman, Saint-Prex oder sonst wo). Ausflugsziele sind z. B.: Lausanne, Nyon, Genf, Montreux, Sion, Évian, das Mont-Blanc-Massiv und Annecy. Für Winter gibt es wohl auch Skigebiete nahbei.
Freitags findet meist ein Apéro auf der Cafeteria-Terasse statt, d. h. bei Wein und Snacks wird geschnackt. Ab und zu habe ich auch mit einigen Assistenten oder anderen Praktikanten privat was unternommen (Strand, Essen gehen, ähnliches).

Zusammenfassend hat mir ein Tertial in Morges sehr gut gefallen. Negative Aspekte wie fehlender Unterricht und Praxis im OPS sowie lange Arbeitszeiten wurden durch das junge, freundliche Team der Assistenten und Oberärzte ausgeglichen. Vor allem in der Notaufnahme kann man gut und selbstständig arbeiten und lernen Arzt zu spielen. Die Gegend ist wunderschön und in den Hamburger Herbst zurückzukehren ließ mir das Herz bluten.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt bei der Universität Lausanne (bei der medizinischen Fakultät) – anscheinend auch über Genf möglich. Die Internetseite der École de médecine beschreibt den Bewerbungsprozess recht detailliert. (http://www.unil.ch/ecoledemedecine/home/menuguid/enseignements/stages/etudiants-immatricules-hors.html)
Die Bewerbungsfrist für das jeweils nächste Jahr endet irgendwann im Sommer. Ich habe mich ca. 10 Monaten vorher beworben.
Bei Ankunft sind 285 frs. Gebühren zu zahlen.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
730
Gebühren in EUR
260

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
6
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.93