PJ-Tertial Neurologie in Vivantes Klinikum Neukoelln (5/2015 bis 8/2015)

Station(en)
Station 47, Stroke Unit, Rettungsstelle
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Auch meine Erfahrungen sind ähnlich denen meiner Vorgänger.
Das Team der Neurologie im Vivantes Neukölln ist sehr nett und Chef-/ Ober- und Assistenzärzte beantworten ausführlich jede aufkommende Frage.

Die Begrüßung durch den Chefarzt am ersten Tag finde ich klasse. Er sich nach den Vorstellungen bezüglich Rotation und Urlaub bei meiner PJ-Kollegin und mir erkundigt und dann haben wir die Rotationen entsprechend festgelegt. Der Chef empfiehlt, Studientage nicht einzeln zu nehmen sondern zu sammeln und lieber eine oder zwei Wochen dann geblockt frei zu nehmen. Dies kann ich nur empfehlen, da es die Betreuung von eigenen Patienten auf Station erleichtert bzw. ermöglicht wenn man konstant da ist.

Zur Rotation: 2 Wochen auf der Stroke Unit und 2-3 Wochen auf der Rettungsstelle (sehr zu empfehlen, am besten gegen Ende des Tertials), der Rest auf Station. Nacht- und Wochenenddienste sind dort möglich und obliegen der persönlichen Absprache.
Man kann auch in der Funktionsdiagnostik hospitieren, was ich jedem empfehlen würde für mindestens 2-3 Tage. Die zuständigen Assistenten und Oberärzte erklären ebenfalls gerne und zeigen die auffälligen Befunde.

Die Neurologie ist in Neukölln mit fast 100 Patientenbetten ziemlich groß. Dies ist einerseits von Vorteil, da entsprechend viele Patientenfälle beobachtet werden können. Aber es führt auch zu langen Besprechungszeiten. Wenn montags die Frühbesprechung mit 25-30 Neuaufnahmen und dann Montagnachmittags die neuroradiologische CT-/MRT-Demonstration jeweils 75 Minuten oder länger dauern, dann finde ich dies schon ermüdend.
Selten dauert eine Besprechung weniger als 45 Minuten.

Es gibt die Stroke Unit mit 16 Monitorbetten, den Stroke-Nicht-Monitor-Bereich mit 16 Betten, die Station 45 mit 35 Betten sowie die Station 47 mit 12 Betten sowie je nach Bedarf Außenlieger. Die Patienten werden möglichst etwas nach Krankheitsbildern aufgeteilt.
Es gibt zudem noch eine Neurologische Frührehabilitation mit 8 Betten.

In meiner Stationszeit war ich auf Station 47. Die zuständige Funktionsoberärztin (Lob und Danke für die gute Betreuung!) betreut auch die Außenlieger. Patienten werden sobald wie möglich auf Station oberärztlich visitiert. Zusammen mit den regulären OA- und OA/CA-Visiten war somit eine sehr intensive und tägliche Supervision vorhanden.
Es besteht die Möglichkeit eigene Patienten je nach eigenem Können und Engagement zu betreuen. Insgesamt kann man hier sehr viel die klinisch-neurologische Anamnese und Untersuchung üben und Erfahrungswerte sammeln. Denn womöglich findet sich der Grund für die akute Sehstörung mit V.a. Posterior-Infarkt in der nicht vorhandenen Sehhilfe….
Das Schreiben der Briefe zu den eigenen Patienten ist auch möglich und empfehle ich zu Übungszwecken. Es gibt für die meisten Fälle gute Briefmasken, die dann adaptiert werden müssen. Vor OA-Korrektur sollte man seinen Brief anhand der entsprechenden Liste auf „verbotene Worte“ durchsuchen. Briefe schreiben schafft man aber oft erst nach 16:30h.

Da das Neuköllner Krankenhaus als Akutkrankenhaus mit einer großen Stroke Unit vor allem viele Schlaganfall-Patienten betreut, sind manche anderen Krankheitsbilder der Neurologie eher weniger präsent. Es gibt aber auch spezielle Sprechstunden und Ambulanzen (habe ich nicht besucht).

Im Vivantes Neukölln gibt es wunderbare SOPs sowie ein 70-seitiges Hand-Skriptum mit allen wichtigen Handlungsroutinen und Therapieempfehlungen für die Stationsroutine. Wenn man nicht weiterweiß, dann lohnt sich das Stöbern im entsprechenden Ordner.

Meistens schafft man es mittags essen zu gehen, entweder mit allen Assistenten kurz vor der Röntgendemonstration oder auch eigenverantwortlich. Das warme Essen in der Kantine im Vivantes Neukölln ist jedoch meist nicht empfehlenswert. Berliner Mensen sind 3-Sterne Restaurants dagegen. Lediglich der Salat ist in Ordnung. PJ-ler können einmal pro Tag Essen zum halben Bestellwert kaufen. Dabei ist es fast egal, wieviel oder was man nimmt (Snackbar aber extra).

Kleidung wird gestellt, wer Größe M braucht hat manchmal Pech. Umkleidemöglichkeiten existieren leider nicht, man muss sich im Arztzimmer umziehen.

Leider gibt es kein gut vorbereitetes „Willkommenspaket“. Hier ist etwas Eigeninitiative von Nöten. Aber mit Hilfe der Sekretärin und Unterschriften von Oberärzten bekommt man innerhalb von 1 Woche:
- Namensschild
- Zugang zu ORBIS / elektronischen Patientenakten sowie Windows-Account
- eigene @vivantes.de Email-Adresse
- Zugang zum Neurologie-Laufwerk mit SOPs und Briefmasken (dazu direkt den zuständigen Neuro-Oberarzt anfragen)
- Transponder für Personal-Türen bekommt man bei der Pflege-Administration der jeweiligen Station

Fortbildungen gibt es in den Neurologie immer Donnerstagmorgens, zudem gibt es 1x wöchentliche eine PJ-Fortbildung (sehr empfehlenswert, meistens von den Chefärzten der jeweiligen Abteilungen oder zumindest einem Oberarzt durchgeführt), wöchentlich eine große allgemeine Fortbildung der Inneren Medizin (ebenfalls gut) und insgesamt 4 chirurgische PJ-Fortbildungen.

Und hier noch eine Kurzfassung:

+ tolles Team, netter Chef und gute Erklärungen
+ Studientage geblockt nehmen
+ Rotation auf Rettungsstelle und Stroke Unit, Hospitation Funktionsdiagnostik möglich
+ 100-Betten-Neurologie, Akutkrankenhaus, große Stroke Unit, viele Schlaganfall-Patienten
+ entsprechend viele neuroradiologische Befunde
+ und breites Patientenspektrum
+ eigene Patienten je nach eigenem Können und Engagement
+ viele Lumbalpunktionen
+ tägliche OA-Supervision
+ gute SOPs und 70-Seiten Skriptum für Stations-Routine
+ Essen möglich, ermäßigt
+ Phlebotonisten, Blutentnahmen können aber auch selbst gemacht werden
+ gute Fortbildungen
- Dauer von Frühbesprechung/ Wochenendübergabe sowie neuroradiologischen Demonstrationen (jeweils 45-75 min)
- Akutkrankenhaus, Spezialtherapie eher weniger
- Kantine: nur Salat ist OK, warmes Essen eher nicht zu empfehlen
- keine Spinte oder Umkleidemöglichkeiten
- Organisation von Passwörtern und Transpondern muss man selbst machen
Bewerbung
Als Berliner Student über das heimische PJ-Büro im normalen Vergabeverfahren.
Für Externe: wahrscheinlich über Chefarzt-Büro.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Notaufnahme
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
EKGs
Punktionen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27