PJ-Tertial Anästhesiologie in Krankenhaus St. Joseph-Stift (3/2015 bis 6/2015)

Station(en)
OP, Intensivstation, ITW, Schmerzdienst
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Zu Beginn: Ich habe versucht das Tertial nochmal distanziert Revue passieren zu lassen und habe mich im Zweifel eher zur kritischeren Note entschieden. Insgesamt fand ich das Tertial im Stift wirklich gut! Manchmal sehe ich aber die Tendenz zu einer "wir-haben-ja-eh-gute-Noten-daher-brauchen-wir-nichts-zu-verbessern"-Haltung.

Organisatorisches:
Die Verwaltung fand ich im Ton manchmal etwas ruppig und insgesamt wenig flexibel. Zum Beispiel war der Kauf eines Jobtickets nicht möglich. Auch in Sachen Vergütung gab es keine Flexibilität.
Offiziell gibt es 597€, davon maximal 400€ als Geldwert und der Rest, also 197€ als Sachwerte. Nimmt man nur Essen in Anspruch "verbraucht" man nicht die gesamten 197€. Mit Essen und Unterkunft bleiben noch ca. 220€ Geldwert pro Monat übrig. Die Ausnutzung der Sachwerte, wie zum Beispiel S-Bahn-Tickets ist nicht möglich.
Die Sekretärin der Anästhesie, Frau Schinor, ist eine ausgesprochen nette Frau, die sich sehr herzlich um Ihre PJler kümmert.

Chef:
Prof. Jäger ist immer sehr nett zu seinen PJlern und möchte eine gute Ausbildung ermöglichen. Mit ihm selbst wird man nicht allzu oft zu tun haben.
Es kann auch mal vorkommen, dass 4-5 PJler/Famulanten gleichzeitig anwesend sind. Das ist manchmal etwas viel, lässt sich aber meist gut verteilen.
Arbeitsbeginn ist um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung. Ende war im OP zwischen 14:30 und 16 Uhr, auf Intensiv zwischen 15 und 17 Uhr und auf dem ITW offiziell um 19 Uhr oder früher wenn nichts mehr los war.
Prof. Jäger kümmert sich intensiv um seine Abteilung. Die Stimmung ist (überwiegend) sehr gut.

OP:
Es gibt 4 Säle zentral (Gyn und Chirurgie), 2 HNO-Säle, 2 Augen-Säle und einen "Extra-Saal" (früher septisch) in denen man eingeteilt wird. Außerdem einen extra OP bei den Kreissälen für die Not-Sectios.
Die Narkosegeräte sind modern, es wird fast immer ein Neuromonitoring verwendet. Gasnarkosen und TIVAs wird man häufig sehen. Spinalanästhesien und lokale Verfahren gelegentlich. Man wächst mit seinen Aufgaben. Am Ende durfte ich auch Narkosen vom Einleiten bis zur Ausschleußung selbst durchführen. Inklusive Auswahl der Medikamente und Dosierungen. Ein Fach- oder Oberarzt war immer dabei, hat sich aber im Hintergrund gehalten und nur auf Nachfrage oder bei "Gefahr" eingegriffen. Bis man das darf muss man sich aber auch dementsprechend anstrengen. Wer das nicht möchte kann auch sehr behütet aufwachsen. Um eine Spinalanästhesie oder eine ZVK-Anlage machen zu dürfen braucht man einiges an Glück was Arzt und Patient angeht.
Man wird morgens für einen Saal eingeteilt, kann aber auch tauschen oder Wünsche äußern die auch eigentlich immer möglich gemacht werden.
Mit der Pflege kann man sehr gut auskommen. Ein paar Ausnahmen gibt es immer, die lernt man aber schnell kennen ;-)

Intensivstation:
Vorgesehen sind 4 Wochen, man kann aber auch länger bleiben. Die Station ist gemischt internistisch und operativ. Anästhesisten arbeiten hier zusammen mit den Internisten (oder auch gegeneinander ;-) ).
Man kann hier eigene Patienten betreuen. Meist postoperativ, aber auch internistisch. Man untersucht die Patienten, überlegt sich Anordnungen und schreibt am Ende einen kurzen Verlegungsbrief. Das anwesende ärztliche Personal rotiert häufig. Hier ist es stark von den Ärzten abhängig was man darf. Zum Viggo und Arterie legen kommt man meistens. ZVKs und Pleurapunktionen sind möglich. Die ärztliche Leitung bildet gerne aus, hat aber meist kaum Zeit.
Die Pflege ist überwiegend sehr nett. Auch hier gibt es Ausnahmen. Man sollte hier nichts persönlich nehmen. Der Arbeitsaufwand ist für alle sehr hoch.

Schmerzdienst:
Sollte man mal gesehen haben. Die Ärzte rotieren hier, Dr. Leitner ist der "Spezialist" der Klinik und entsprechen oft eingeteilt. Extrem nette Pflege. Hier werden PDKs gelegt und Schmerzpumpen gepflegt. Sollte man sich mal anschauen. Selbst machen kann man wenig.

ITW:
Wird vom Chef immer wieder angeboten. Klamotten bekommt man gestellt. Arbeitszeit ist 7-19 Uhr, meist kann man aber früher gehen.
Hier kann alles passieren. Von der langweiligen 6-stündigen Fahrt mit einem wachen Patienten mit Tracheostoma in die Rehaklinik über aufwändige Intensivtransporte schwer Kranker bis zum Primäreinsatz als Notarzt. Vorgesehen ist eine Woche, man macht die ITW-Einsätze aber tageweise wie man Lust hat. Ist eine angenehme Abwechslung. Sollte man mal machen!

Ärzte:
Ein wirklich nettes Team! Mit den meisten Oberärzten ist man auch perdu. Es gibt einen jung-dynamischen ltd. Oberarzt, der auch Ansprechpartner für die PJler ist.
Es gibt natürlich auch noch junge Assistenten, bei denen man dann vielleicht nicht so viel machen darf wie bei den alten Hasen, weil sie selbst noch unsicher sind. Viel selbstständiges Arbeiten ist möglich. Auch hier gibt es einige sehr wenige Ausnahmen, die der Meinung sind, dass man die PJler eher zurückhaltend praktisch arbeiten lassen sollte und empört reagieren wenn sie erfahren, dass man z.B. auf Intensiv einen ZVK legen durfte. Anästhesie ist ein praktisches Fach und man lernt nur wenn man selber macht. Da man aber auch auf die Einteilung in die OP-Säle ein wenig Einfluß hat ist da auch jeder ein wenig seines Glückes eigener Schmied ;-)
Aber wie gesagt, fast alle sind total toll und man kann allen Löcher in den Bauch fragen.

Fortbildungen:
Montag bis Mittwoch finden nachmittags Fortbildungen statt. Fast alle im Haus, einmal pro Woche in Bremen Mitte. Angeboten werden Anästhesie, Innere, Chirurgie, Gynäkologie (falls dort PJler sind) und eben Bremen Mitte (Klinische Chemie, Patho, Pharma). Die Fortbildungen sind mal gut, mal weniger gut. In der Anästhesie gibt es einen Plan, der aber selten eingehalten wird. Wünsche werden berücksichtigt, allerdings gelang es im gesamten Tertial nicht eine Reanimationspuppe aufzutreiben. Es gab nur einen Vortrag zur Reanimation. Häufig mussten die Ärzte kurzfristig einspringen und teils sogar fremde Vorträge halten. Die Qualität schwankte stark. Schade! Es gab aber auch ein paar wirklich tolle Fortbildungen. Themen der Inneren und Chirurgie werden kurzfristig bekannt gegeben. Gyn fand zu meiner Zeit nie statt. Man kann den Fortbildungen auch problemlos fern bleiben wenn man gerade etwas spannendes sieht/macht. Es gibt keine Kontrollen.
Einmal pro Monat gibt es in der Anästhesie noch eine Assistentenfortbildung und eine Abteilungsfortbildung mit Frühstück. Dort ist man als PJler immer willkommen.

Drumherum:
Essen gibt es morgens und mittags. Man hat freie Auswahl. Mitgenommen werden darf nichts (wenn man zum Beispiel spät dran war und mal ein Brötchen auf dem Weg zur Frühbesprechung wollte). Ich fand die Qualität ok. Man fand jeden Tag irgendwas. Zur Not auch mal nur einen Salat. Abends, am Wochenende und in Privatklamotten bekommt man nichts zu essen ;-)

Fazit:
Ich fand das Tertial super gut. Die Lernkurve kann extrem steil sein und das macht dann auch entsprechend viel Spaß. Ich kann das Haus für Anästhesie absolut weiter empfehlen. Es gibt sicher auch Schwächen und Verbesserungspotential, aber die positiven Punkte überwiegen!
Bewerbung
Unkompliziert
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
EKG
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Blut abnehmen
EKGs
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
400 (220)
Gebühren in EUR
ggf. 180 für Unterkunft

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2