PJ-Tertial Neurologie in Klinikum Emden (11/2014 bis 3/2015)

Station(en)
B23, B22, ZPA
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Hannover
Kommentar
In Kürze:
Emden hat nicht ohne Grund eine so gute Bewertung bei PJ-Ranking. Von mir gibt es die Note 1, weil ich mich mehr als Arzt denn als Student gefühlt habe, alle haben mir große Wertschätzung und Vertrauen entgegengebracht. Ich habe ab Tag 1 Briefe diktiert, MRTs angeordnet, Patienten aufgenommen und ziemlich schnell auch eigene Patienten (stets 2-3) betreut. Man wurde zu nichts gezwungen und sollte nur so viel tun, wie man sich zutraute, alles in Rücksprache mit dem Arzt. Das Klinikum hat eine sehr angenehme Größe: Groß genug, dass alle wichtigen Fachbereiche und diagnostischen Möglichkeiten vorhanden sind, klein genug, dass man jeden grüßt und nach einem Tertial fast alle wichtigen Personen kennt.

Pluspunkte: Eigenes Telefon möglich, ab Tag 1 PC-Zugang (mit dem man alles kann!), Wohnheim direkt am Klinikum, Fahrradausleihe möglich, Nutzung des Fitnessraumes für Mitarbeiter. Man kann NEF mitfahren. Frühstück + Mittagessen kostenlos.

Bericht in Langform:
Am ersten Tag wurden die neuen PJler von den PJ-Beauftragten begrüßt und durch die Klinik geführt. Arbeitskleidung wurde gestellt und Essenskarten (für freies Frühstück und Mittagessen) ausgeteilt. Dann ging es auf Station...

Der Tag begann mit der Frühbesprechung um 8:15. Es herrschte eine lockere und freundliche Stimmung unter den Kollegen. Auf Station begann man mit seinem betreuenden Arzt (im Folgenden Mentor genannt) den Tag damit, bei seinen Patienten neue Laborwerte und Untersuchungsergebnisse zu checken. Ich hatte stets einen eigenen PC zur Verfügung, sodass ich voll und ganz mitarbeiten konnte. Dann begann die Visite (mit digitalen Akten auf PC). Montags war Oberarzt- und mittwochs Chefvisite. Alle Oberärzte und auch der Chefarzt waren sehr nett, ich hatte stets das Gefühl, dass ich fragen stellen konnte und man sich Zeit für mich nahm. Die Hierarchien waren insgesamt flach, ich habe einen ausgesprochen angenehmen Umgang im Kollegium erlebt. Auch die Zusammenarbeit mit der Pflege gefiel mir gut. Es gab auf der Station eine Arzthelferin, die Blutabnahmen, gewisse Untersuchungen und organisatorische Dinge erledigte und einem somit viel Arbeit abnahm. Ich fand es sehr gut, dass ich kein Blut abnehmen und Zugänge legen musste (dies tat ich bloß gelegentlich bei Bedarf), da ich das aus Famulaturen schon gut kannte. Nach der Visite schrieb man dann Anforderungen (z.B. für EEGs, MRTs, Physiotherapie, Konsile etc. Mit der Zeit lernte ich Fragestellungen dafür zu formulieren) und Arztbriefe (dies lernte ich schnell und mein Mentor las über meine Briefe nochmal drüber). Auch ordnete man - nach Rücksprache - Medikamente an, sodass man mit der Zeit ein Gefühl für Therapieschemata und Dosierungen bekam.
Vormittags kamen meist elektive Patienten. Davon habe ich fast täglich einen selbstständig aufgenommen und untersucht. Das waren z.B. Patienten zur Epilepsieabklärung, medikamentösen Parkinson-Einstellung, Polyneuropathie-Diagnostik, Demenz-Abklärung oder oft auch Patienten mit unklaren neurologischen Symptomen, bei denen man selber in Zusammenarbeit mit dem Mentor überlegt hat, welche Labor- und sonstigen Untersuchungen zielführend sind.
Um 12:30 Uhr war täglich Röntgenbesprechung. Dabei konnte ich auch viel lernen und weiß jetzt, in welcher Wichtung vom MRT ich eine Ischämie beurteile etc. Danach gingen alle gemeinsam essen, man war also nie allein am Mittagstisch :)
Nach dem Mittagessen gab es täglich PJ-Unterricht, der meist vom Chefarzt oder einem OA der jeweiligen Abteilung (Chirurgie, Innere, Pädi, Gyn, Anästhesie, Neuro etc.) gehalten wurde. Manchmal erfolgte der Unterricht am Krankenbett, meist besprach man aber einzelne Fälle oder Krankheitsbilder.
Zurück auf Station fand fast täglich eine Lumbalpunktion statt. Nachdem ich es oft probieren durfte hatte ich irgendwann den Dreh raus. Ich finde jeder PJ-ler in der Neuro sollte am Ende seines Tertials eine LP machen können.
Nachmittags kam nochmal der Oberarzt auf Station und man visitierte neu aufgenommene Patienten. Dabei habe ich häufig Patienten selber vorgestellt. Regulär war Feierabend um 16:45Uhr, aus eigenem Antrieb blieb ich aber häufig bis halb sechs. Dadurch, dass ich so gut in die Stationsarbeit integriert war, fehlte mir leider oft die Zeit zum Literaturstudium.

Ich war auch 2 Wochen auf der Stroke-Unit. Dort konnte man selber nicht so viel beitragen, aber die Visiten waren interessant und der OA erklärte mir viel. Außerdem war ich 2 Wochen in der Notaufnahme. Dort habe ich richtig viel gelernt und sehr spannende Sachen erlebt (z.B. einen Grand-Mal-Anfall gesehen), ich wäre dort gerne länger geblieben, aber es gab noch andere Studenten, die auch dort hin rotieren wollten. In die Funktionsabteilung kann man sicher auch, da ich das aber aus einer Famulatur kannte, habe ich lediglich einen Tag beim EEG und Doppler verbracht.

Zu Wohnheim und Freizeit: Kleine Zimmer, aber es gab alles was man brauchte. WLAN bekam man nur für 1 Gerät, dafür kostenlos. Gemeinschaftsküche in mäßgem Zustand. Es gab 2 Bäder und 4 Toiletten für insgesamt 18 Zimmer, zum Glück wurden die täglich gereinigt, sodass es da meist sauber war. Großes Plus: Es gab Waschmaschine und Trockner. In Emden tummeln sich viele Famulanten und PJler von überall her (auch aus dem Ausland) und man konnte zum Beispiel gemeinsam abend essen oder frühstücken. Auch Ausgehmöglichkeiten hat die Stadt durchaus zu bieten. Unter den Assistenzärzten in der Neuro herrschte ein toller Zusammenhalt und man traf sich mindestens einmal im Monat zum essen gehen. Es war selbstverständlich, dass die Famulanten und PJler auch eingeladen waren (das fand ich super nett). Da ich im Winter da war, war ich nie am Meer, aber im Sommer hat man bestimmt tolle Möglichkeiten in Ostfriesland was zu unternehmen.

Abschließend kann ich nur sagen: Ich würde sofort anfangen, in der Neurologie des Klinikums Emden zu arbeiten, eine so angenehme Arbeitsatmosphäre habe ich bisher an keinem Krankenhaus erlebt.

Mein Tipp: Das PJ nicht in Emden beginnen (wie ich es getan habe)! Man ist danach total verdorben und wird sich nirgendwo mehr so wohl fühlen, wie dort ;P
Bewerbung
Ich habe mich regulär über die MHH beworben, konnte den Platz in Emden jedoch nur bekommen, indem ich mein Innere Tertial an meine 3. Wahl gewechselt habe. Es gab zeitgleich mit mir 6-8 PJ-ler, davon die meisten von anderen Unis. Der gute Ruf von Emden hat sich wohl rumgesprochen und man muss mittlerweile Glück haben, um dort einen Platz zu bekommen.
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Punktionen
Rehas anmelden
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
359€ glaub ich (inklusive Essen+Unterkunft)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07