PJ-Tertial Anästhesiologie in Oberhavel Kliniken - KH Hennigsdorf (11/2014 bis 3/2015)

Station(en)
ITS/OP
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich war absolut zufrieden mit der Wahl, das Anästhesie-Tertial in Hennigsdorf zu absolvieren. Einen schöneren Einstieg ins PJ hätte ich mir nicht wünschen können.

Die erste Zeit des Tertials verbrachte ich überwiegend auf der Intensivstation (12 Betten). Dort wurde ich überaus freundlich aufgenommen und zunächst einer Assistenzärztin zugewiesen, die mir den groben Tagesablauf erklärte:
kurz nach 7 Uhr Frühbesprechung - Übergabe-Visite - 8 Uhr Röntgenbesprechung - Visite mit den Internisten - Stationsalltag & Prämedikationsgespräche bzw ab ca. 7:30 OP für einige Kollegen.
Am Anfang wurde ich schön "an die Hand" genommen. D. h. ich durfte die körperlichen Untersuchungen unter Aufsicht durchführen. Rückfragen waren jederzeit möglich. Auch die umfangreiche Kurvenführung wurde mir ausführlich erklärt, nicht zuletzt dank einer ITS-Arbeitsablauf-Einführung für Gastärzte, die einer der Fachärzte in schriftlicher Form vorbereitet hatte. (Danke, Maze!! =) ) Dort war nicht nur die Kurvenführung erklärt, sondern gleich noch die üblichen Medikamenten-Ansätze und wie diese dokumentiert werden. Wunderbar übersichtlich und hilfreich!!
Nach den ersten Tagen durfte ich dann auch Schritt für Schritt eigene Patienten übernehmen. Zuerst solche, die verlegt werden sollten und bei denen noch der Abschluss-Status erhoben werden sollte, später auch kompliziertere Fälle. Hier durfte ich ebenfalls den Status erheben und - nach Rücksprache, die so gut wie jederzeit möglich war - die Kurven inkl. Medikationspläne für den Tag und Folgetag erarbeiten, Untersuchungen und Konsile anmelden und Labor anfordern. Das wirklich schöne war, dass man sich selbst zunächst mit dem Patienten beschäftigen konnte und überlegen konnte, was man als nächstes tun würde, um dann ein feedback zu bekommen, ob etwas vergessen wurde oder etwas unnötig gewesen wäre. Für mich die idealste Art des Lernens im PJ.
Generell waren alle Ärzte sehr freundlich und bestrebt, mir etwas beizubringen. So kamen in den Arbeitspausen oft Fragen, ob mir irgendetwas unklar sei oder ich irgendetwas wissen wollte, selbst vom Oberarzt der Station, der sich dann auch gerne bereit erklärte, mir die Grundprinzipien der Beatmung, Weaning o.ä. ausführlich zu erklären. Sehr gut vor allem in dem Punkt, dass er gerne auf aktuelle Studien Bezug nimmt oder auch anmerkt, wenn irgendetwas nicht gänzlich erforscht ist im Sinne "ist besser oder schlechter als".
Des Weiteren hatte ich Glück, dass einer der Assistenzärzte sich gerade auf seine Facharztprüfung vorbereitete. So kam ich zusätzlich zu einigen tollen Spontanvorträgen, z. B. über Sepsis-Therapie.
Von unschätzbarem Wert waren auch die Erklärungen/Geräte-Einweisungen/Übersichtsvorträge über Medikamente der Anästhesie und so vieles mehr von Maze, einem langjährigen Facharzt, der großen Spaß daran hat sein Wissen weiterzugeben. Wenn ihr was lernen wollt, dann haltet euch an ihn! Gerade als ich dann in der 2. Hälfte des Tertials in den OP wechseln durfte, kam nicht nur ein enormer Wissenszuwachs/Zusammenhängebegreifen durch die super Erklärungen, sondern auch noch ein riesen Spaß-/Begeisterungsfaktor für Anästhesie dazu.
Hier durfte ich, nach mehrmaligem Zusehen, selbst Larynxmasken legen, intubieren, unter Aufsicht die Narkoseführung übernehmen, extubieren etc. Schlussendlich hieß es irgendwann "dein Patient" und ich durfte (immer nach Absprache) alles selbst übernehmen incl. des letzten Check-ups der Patienten (Haben Sie Allergien? Wann haben Sie zuletzt gegessen?...), über Beruhigung der Patienten und Ansage der zu verwendenden Medikamente und Narkoseführung bis zur Übergabe im Aufwachraum. Das war sehr lehrreich, denn in der Situation merkt man erst, an was man alles denken muss (Haben wir antagonisieren müssen und könnte das zu Problemen im Aufwachraum führen?) und lernt, die Patienten ein besser einzuschätzen. Es ist super, wenn man das alles alleine versuchen kann und trotzdem jederzeit weiß, dass jemand neben einem sitzt, ein Auge auf alles hat und eingreift, wenn etwas falsch läuft. Zudem sind wir ein paar mögliche Fehlerquellen/Probleme während der Narkose durchgegangen und wie man sie behebt. TOP!
Auch auf der Station durfte ich einige Narkosegespräche unter Aufsicht selbst führen und dokumentieren. Super Übung.
Dann durfte ich noch Magensonden/arterielle Zugange/Flexülen und einen ZVK legen, mehrere elektrische Kardioversionen (mal als Beatmungs-Part, mal als Schock-Part) durchführen und auch einen Pleuraerguss punktieren.
PJ-Unterricht fand 1x/Woche statt und wurde auch regelmäßig durchgeführt. Dazu kamen interne Fortbildungen, zum Teil durch den Chefarzt (bsp. neue Antibiotika-Richtlinien) oder eben die bereits erwähnten Spontanvorträge der Stationsärzte. (Einige unserer Professoren könnten sich da ruhig mal eine Scheibe von abschneiden...)
Auch zum Pflege-/OP-Personal kann ich nur lobende Worte finden. Alle waren äußerst freundlich und hilfsbereit mir gegenüber. Gerade am Anfang ist man auf den Stationen ja oft ziemlich verloren, weil man noch nicht weiß, was wo steht oder wie etwas abläuft. Ich konnte jederzeit nachfragen und bekam Hilfe oder auch Infos, die sonst vielleicht an einem vorbei gegangen wären.
Die "2" für die gesamte Klinik ist vor allem der chirurgischen Abteilung zu verdanken, in der es meiner Einschätzung nach ein wenig drunter und drüber geht. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen gestaltete sich manchmal schwierig.
Am Anfang gab es kleine organisatorische Probleme was den PJ-Unterrichtsplan betraf, diese konnten jedoch schnell ausgeräumt werden. Die einzigen beiden Mankos meinerseits:
- außerhalb gelegen und dadurch etwas längerer Anfahrtsweg
- Spannungen zwischen den einzelnen ärztlichen Kollegen, die mich zwar in dem Sinne nicht selbst tangierten, aber teilweise doch traurig stimmen, wenn berechtigte Einwände oder Vorschläge einfach übergangen werden.

Fazit: Ein wunderschönes, lehrreiches Tertial, das viel Spaß gemacht hat und mich einen guten Schritt weiter gebracht hat, wobei man beachten muss, dass jeder Anästhesist die Narkose "ein wenig anders, aber nur wenige richtig falsch" machen. Man muss für sich rausfinden, was man von den einzelnen für sich übernehmen kann und welche Arten man selbst für weniger geeignet hält.
Bewerbung
ganz normal über die Charité
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Punktionen
Rehas anmelden
EKGs
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2