PJ-Tertial Innere in Gachon University Gil Medical Center (7/2014 bis 9/2014)

Station(en)
Infektiologie, Gastroenterologie, Pulmologie, Kardiologie, Oriental Medicine
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Das Krankenhaus
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Das Krankenhaus selbst besteht aus mehreren Kliniken, die in einem Häuserblock zusammenliegen (außer des Cancer Center, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt). Das Hauptgebäude ist sehr modern eingerichtet. Wenn man das Krankenhaus betritt, hat man mehr den Eindruck, dass man in ein Hotel reingeht.
Um das Krankenhaus herum findet man fast alles. Es gibt viele kleine Supermärkte und Shops, in denen man die alltäglichen Dinge besorgen kann. Zudem wimmelt es nur von Restaurants verschiedenster Art und netten Cafés.
Das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut. Mit dem Bus und mit der U-Bahn kommt man in ca. 2h nach Seoul. Überhaupt sollte man sich genug Zeit einplanen, wenn man in dem Ballungsgebiet von Seoul und Incheon mit ca. 20 Mio Menschen unterwegs ist ;) Das Bussystem ist allerdings nur auf koreanisch. Man sollte sich dazu an Einheimische weden.

Arbeit in der Klinik
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In Korea gibt es kein Pendant zum PJ. Die Studenten des 3. und 4. klinischen Jahres (entspricht ca. unserem 10. Semester) absolvieren ihre Praktika (so was wie unsere Blockpraktika) über zwei Jahre an verschiedenen Stationen. Dabei verbleiben sie an einer Station nicht länger als 4 Wochen. Das war auch der Grund, wieso ich in den 8 Wochen relativ oft gewechselt bin. Je nach Station variierte auch der Arbeitsablauf.

Infektiologie (1 Woche): Jeder Tag war anders aufgebaut, aber meistens fing die Arbeit um ca. 8 Uhr an. In der einen Woche nahm ich an Morgenbesprechungen teil, ging ich auf Visiten mit, nahm an einem Studentenunterricht teil und konnte auch in der Sprechstunde mitschauen. Die Sprache war allerdings durchgehend auf Koreanisch.

Gastroenterologie (2 Wochen): Die meiste Zeit in diesem Abschnitt verbrachte ich in der Endoskopie. Zudem war ich an 2 Tagen die Woche im Sonoraum und durfte auch in der ERCP und Endosono mitschauen. Der Tag fing um 9 Uhr an und ging bis 15 Uhr mit 1h Mittagspause. Die Ärzte hier konnten auch Englisch sprechen.

Pulmologie (1 Woche): Eigentlich sollte ich 3 Wochen in der Gastro sein, doch 2 Wochen Koloskopien mit 15-20 Patienten am Tag waren mir dann doch zu viel, so dass ich auf Bitte für eine Woche in die Pulmo wechselte. Die meiste Zeit verbrachte ich hier in der Bronchoskopie. Ansonsten war ich noch auf der Lungenfuntionsdiagnostik und Allergietestlabor und nahm an einer Visite teil. Die Ärzte konnten etwas Englisch sprechen.

Kardiologie (4 Wochen): Die Tage hier verbrachte ich im Katheterlabor und in der Echokardiografie im Wechsel. Die Ärzte hier konnten relativ gut Englisch sprechen.

Oriental Mecine (1 Tag): Einen Tag verbrachte ich auch in der neben der Herzklinik gelegenen Oriental Medicine Hospital (eigentlich eher: Korean Medicine). Hier wurden einige Methoden der traditionellen koreanischen Medizin (die sich in einigen Punkten von der traditionellen chinesischen Medizin unterscheidet, obgleich sie auf den gleichen Prinzipien beruht) gezeigt. Die Oriental Medicine in der Gachon University ist der Rehabilitationsmedizin angegliedert und versucht komplementär zur Schulmedizin zu arbeiten. Insgesamt eine sehr interessante Erfahrung. Es gibt einige Ärzte, die sehr gut Englisch sprechen. Wenn man hierhin möchte, sollte man sich vorher mit der Klinik bzw. mit der ICC darauf verständigen.

Auch wenn ich die Zeit in Korea sehr genossen habe, hätte ich medizinisch sicher mehr mitgenommen, wenn ich in Deutschland geblieben wäre. Das liegt daran, dass man als Student leider nichts selber machen darf und man froh sein darf, wenn man sein Stethoskop einmal benutzen darf. Blutabnehmen, Viggos legen etc. ist in Korea Aufgabe der Pflege bzw. der Interns (Assistenzärzte im 1. Jahr), die man nie sieht, weil sie entweder a) viel zu beschäftigt sind oder b) nach einer schlaflosen Nacht auf Station irgendwo ihr Nickerchen halten. Gut ist allerdings auch, dass ich viel Zeit in der Diagnostik verbringen konnte und somit auf dieser Seite vieles mitnehmen durfte.
Auch wenn die Kliniken medizintechnisch sehr gut ausgerüstet sind und die Medizin insgesamt durchaus mit der europäischen und amerikanischen mithalten kann, sind die Infrastruktur und die Hygienestandards noch nicht so wie in Deutschland. In einer Station sind 70 oder mehr Patienten auf 6er-Zimmern verteilt, die von ca. 3 oder 4 Assistenzärzten (Intern, Residents) betreut werden. In der Sprechstunde ist es nicht selten, dass ein Arzt pro Tag 100 Patienten sieht (d.h. für jeden Patienten stehen höchstens ca 5 min zur Verfügung). Dafür scheint das Krankenhaus sehr viel in medizinisches Hilfspersonal zu investieren. Es laufen viel mehr Krankenschwestern und Pfleger durch die Gegend als in Deutschland, die je nach Einsatzort und Stellung pink, blau oder weiß gekleidet sind.
Die Kliniksprache ist leider größtenteils auf Koreanisch. Ich selbst spreche koreanisch, was mir weniger Probleme bereitet hat, aber für Studenten, die nur Englisch sprechen könnte es etwas schwieriger werden. Nichtsdestotrotz hängt es von der jeweiligen Station ab, da es mittlerweile auch einige Ärzte gibt, die längere Zeit im Ausland gelebt haben und dadurch relativ gut Englisch sprechen.


Summer Program / Freizeit
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Ausländische Studenten bekommen einen Platz im Studentenwohnheim, das nur 3 Gehminuten von der Klinik entfernt liegt. In der Klinikkantine gibt es 3x am Tag Essen. Allerdings bekommen man nur 1 Essenscoupon pro Tag. Da man allerdings öfter von den Ärzten zum Essen eingeladen wird, das Frühstück von der ICC gezahlt wurde und abends man meist oft im Rahmen des Sommerprogramms mit den einheimischen Studenten essen war, hatte ich am Ende einige Coupons übrig.
Wenn man Korea kulturell näher kennen lernen möchte, dann sollte man sich das Summer Program nicht entgehen lassen. An 4 Tagen in der Woche ist man in der Klinik. Am Ende des Tages gibt es ein Koreanisch-Unterricht. Am Mittwoch nachmittag und am ganzen Freitag fährt man mit einigen einheimischen Studenten in touristischen Gegenden, Museen, Tempeln oder Teezeremonien. Daran angebunden ist meist ein gemeinsames Abendessen, das von der ICC gezahlt wird.
Bewerbung
Wie in allen Auslandsaufenhalten ist es empfehlenswert, die Bewerbung früh genug loszuschicken. Da Korea noch keinen so großen Andrang erlebt, reichen aber auch ca. 6 Monate vorher. Ich hatte meine erste Anfrage 1 Jahr vorher abgeschickt, woraufhin ich eine Antwort bekam, dass das Sommerprogramm noch gar nicht steht. ;) Studenten aus der Uni Heidelberg, Charité und der RWTH Aachen können sich auch an ihr Auslandsbüro wenden, da diese Unis eine Kooperation mit der Gachon University haben.
Die Bewerbung für einen PJ-Aufenthalt / internship (oder auch für Famulaturen / clerkship) sind an das International Cooperation Center (ICC) der Gachon University School of Medicine (Website: http://gicc.kyungwan.ac.kr/shop_add_page/index.htm?page_code=sub1_200). Auf der Website stehen eigentlich auch alle Informationen zum PJ bzw. auch zum Sommerprogramm. Auf Anfragen nach weiteren Informationen antworten die Koordinatoren freundlich zurück. Ihr Englisch ist nicht das Feinste und Telefonate auf Englisch können sich mitunter etwas schwierig gestalten. Aber auf Emails antworten sie meistens zeitnah zurück.
Wenn man nicht länger als 3 Monate in Korea bleibt, braucht man für die Einreise kein Visum. Bei einem längeren Aufenthalt sollte man sich an die Südkoreanische Botschaft in Berlin oder Generalkonsulat in Frankfurt wenden. Für eventuelle Unterlagen von der Uni kann man sich an das International Cooperation Center wenden.
Flüge nach Korea sind derzeit relativ günstig. Wenn man früh genug bucht (ca. 6 Monate), bekommt man Flüge schon ab 600€ (hin und zurück, off-season). Ich bin öfters in Korea und habe nie mehr als 900€ gezahlt.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gebühren in EUR
800 (300€ + 500€ Sommerpogramm)

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.2