PJ-Tertial Innere in UniversitaetsSpital Zuerich (USZ) (6/2013 bis 9/2013)

Station(en)
D-West, C-Ost, Notfall, Ambulanzen
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Meine Bewertung für Innere am USZ fällt überwiegend positiv aus. Man rotiert nach einem sehr festen Plan durch die Klinik, dabei ist man sowohl auf Stationen (dort 3-5 Wochen) als auch auf Ambulanzen (dort kürzer!) eingeteilt.

Stationen:
Auf Station steht und fällt die Qualität mit den betreuenden Ärzten und auch mit den Voraussetzungen, die man als PJler mitbringt (Engagement, Vorwissen, Sozialverhalten,...). Ich hatte großes Glück und war deswegen auch extrem zufrieden. Ich durfte Patienten komplett selbständig betreuen, d.h. sämtliche Assistenzarzt-Aufgaben selbständig machen (Aufnahme, Medis verordnen, Visite mit der Pflege, Chefarztvisite etc.). Im Gegenzug dafür gab es jeden Tag bis zu zwei Stunden (!) 1 zu 1 Teaching vom Assistenzarzt, der dadurch weniger Patienten betreuen musste. Auch die Oberärzte waren super nett, Nachfragen erwünscht und auch die eigene Meinung wurde erfragt und respektiert.

Ambulanzen:
Hier wird man eher als Gast gesehen, so dass man (außer z.B. die Durchführung von Spirometrien) teilweise keine eigenen Aufgaben hatte und nur als Zuhörer daneben saß. Teilweise war es auch möglich, die Patienten zunächst selbstständig zu untersuchen und dann mit dem Assistenten/Oberarzt zu besprechen.

Notfall:
Die lehrreichste Zeit. Im 3-Schicht-System ist man zwei mal 7 Tage am Stück auf dem Notfall, danach hat man je 1 Woche kompensatorisch frei. Meistens ist man sebst für die weniger schweren Fälle (Atypischer Thoraxschmerz, Rückenschmerz, atypisches Abdomen...) zuständig, jedoch kann es auch sein, dass man mit dem Dienstarzt im Spital unterwegs ist . Auch hier ist es möglich sehr selbständig zu arbeiten und mit den Assistenten/Oberärzten nur die Patienten zu besprechen.

Lehre:
Es gibt jeden Tag diverse Fortbildungen (oft mit gratis Essen), zu denen man immer gehen darf/soll, wenn es nicht gerade sehr brennt auf Station. Veranstaltungen speziell für Unterassistenten gibt es nicht, habe ich aber auch nicht vermisst, da die Assistenten-Fortbildungen vom Niveau perfekt waren. Auf Station wurde mir sehr viel von den Assistenten und auch den Oberärzten erklärt.

Personalwohnheim
Ich war in der Vogelsangstrasse eingeteilt obwohl ich dort NICHT hinwollte.
Renoviertes Wohnheim (08/2013 renoviert wiedereröffnet) 600 Franken pro Monat (von 915 Franken Gehalt!) für knapp 10 qm ohne Dusche oder Toilette. Dusche, Toilette, Küche gemeinsam mit 30 (!) anderen Leuten. Vielen wurden Geschirr aus der Küche oder Kleidung aus dem Waschraum geklaut. Und ALLE waren froh, nach 4 Monaten wieder ausziehen zu dürfen. Einziges Plus: stabiles W-LAN. Am besten selbst andere Unterkunft suchen!

Finanzen:
Das Gehalt braucht man komplett für Wohnheim und Mittagessen (wenn man in der Kantine mittags warm isst 10-15 Franken). Und: Die Schweiz ist teuer und Zürich nochmals deutlich teurer. Wer im PJ Geld verdienen will/muss ist hier definitiv falsch!!!

Fazit:
Negatives
- Kein Einfluss auf die Rotation
- Kein Mitbestimmungsrecht, wann die freien Tage (1.5/Monat) sind (!!!!)
- Personalwohnheim absolut überteuert, zu viele Leute auf zu wenig Platzt.
- Kardiologische Wochenstation mit teilweise 10 Aufnahmen/Tag und null Zeit für Lehre
- teils lange Arbeitszeiten

Positives
- Uniklinikum mit spannenden Fällen und trotzdem viel Möglichkeit selbstständig zu arbeiten
- größtenteils nette Assistenten und Oberärzte
- 1:1 Teaching von Assistenz- und Oberärzten
- top Fortbildungen
- Zürich als Stadt an sich

Der Grund weshalb es so große Unterschiede in der Bewertung des PJ am USZ gibt liegt meiner Erfahrung nach einerseits an den unterschiedlichen Rotationen (Glück oder Pech mit Assistenten/Stationen) aber vor allem auch an den Leuten selbst. Wer morgens immer 30 Minuten zu spät kommt, keinen Bock/keine Ahnung hat und Mittags fragt, ob er gehen darf, wird selbstverständlich von den Assistenten nicht als Kollege anerkannt, bekommt nichts erklärt, darf nichts ausser Status, Telefon und Fax und wird deswegen auch nichts Positives über das USZ sagen. Leider habe ich einige Unterassistenten-Kollegen so erlebt - besonders die, die am lautesten schimpfen.

Man sollte sich bewusst sein, dass man hier als Arbeitskraft gesehen wird, die Aufgaben zu erledigen hat und dafür dann im Gegenzug auch Lehre bekommt und nicht wie anderswo als Student, der kommt und geht wann er will und eh zu nichts zu gebrauchen ist. Auch darf man nicht erwarten, ohne Grundkenntnisse (Medikamente und deren Wirkung/Nebenwirkungen, BGA stechen, BGA/EKG/RöntgenThorax-Befundung, Status/Anamnese erheben) selbständig Patienten betreuen zu dürfen!
Bewerbung
Mehr als 2 Jahre im Voraus. Jedoch gibt es immer eine aktuelle Liste mit freien Plätzen auf der Homepage des USZ.

Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Punktionen
Rehas anmelden
EKGs
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
750

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07