PJ-Tertial Chirurgie in Kreisklinik Muenchen-Pasing (12/2012 bis 4/2013)

Station(en)
5A / 6A / 7A / 6B
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Morgens ging es um 7.00/7.15 Uhr los, Ende war zwischen 15.30 und 17.30 Uhr, je nachdem in was für einer Op man am Ende des Tages noch stand, und wie schnell es dabei vorwärts ging. Mit der Zeit kriegt man allerdings ein Gefühl für die Ops und kann dann Sachen, die niemals rechtzeitig fertig werden meiden und entsprechend pünktlich Feierabend machen.

Die chirurgische Visite ist ein Thema für sich - etwa 35 Patienten in 45-60 min vernünftig zu visitieren, ist in meinen Augen unmöglich, aber Realität. Entsprechend zieht um kurz nach Sieben ein Tross bestehend aus etwa zwei Oberärzten, zwei Assistenten, einer Schwester und einem PJ-Studenten los, um Wunden anzuschauen und neu zu verbinden, Fragen wie "Schmerzen?", "Wollen Sie auf Reha?" und "Wann geht's für Sie denn nach Hause?" abzuschießen, hier und da die Medikation anzupassen, Nüchtern-Schilder zu verteilen, usw. Für den Studenten gibt es dabei wenig zu tun außer zu lauschen und ab und zu ein neues Pflaster aufzukleben oder ein paar Fäden zu ziehen.
Entsprechend lernt man die Patienten und ihre Erkrankungen in diesen knapp 2 Minuten auch nicht kennen, es sei denn, man kennt sie aus der Notaufnahme oder dem Op.

Nach diesem Parforceritt geht es um 8.00 Uhr entweder zur Röntgenbesprechung oder in den Op, falls man gleich bei der ersten Nummer eingeteilt ist.
Da es in Pasing noch keine Teilung zwischen Visceral- und Unfallchirurgie gibt, sieht man in den 2-3 Sälen ein breites Spektrum von Operationen. Leider ging meine Tätigkeit nicht über Haken/Kamera und Klappe halten hinaus (einige Male kam ich mir regelrecht schikaniert vor: man stand für die gesamte Operationsdauer steril da, und die ersten Handgriffe, die man machen durfte, waren das Abdecken hinterher). Nach meiner zugegebenermaßen direkten Ansage "Ich werde Internist" musste ich um jede Hautnaht kämpfen, was ich dann auch irgendwann sein ließ. Nähen konnte ich gottseidank schon vorher, hier im Op (mit manchen Ausnahmen) nimmt sich niemand Zeit, etwas zu erklären oder den Student mal selber was machen zu lassen, wenn dann eben alles etwas länger dauern würde.
Stattdessen wird man immer als selbstverständlich hingenommen und wenig wertgeschätzt. Wenn man mal 5 Minuten nach anstatt vor dem Operateur da war, gab es gleich schiefe Blicke, ein Danke bekam man selten zu hören. Der Ton der Operateure ist so, wie ich es aus der Chirurgie kenne - jovial solange alles gut läuft, ruppig, laut und mit fliegenden Instrumenten wenn etwas nicht klappt. Wenigstens waren die Op-Schwestern und -Pfleger sehr nett und hilfsbereit.

Da wir zwischen 3 und 5 Studenten (inklusive Famulanten) waren, konnte man sich gut absprechen und rotieren. Ein Problem war es eher, wenn man nicht im Op ist: auf Station gibt es für Studenten außer einigen Blutabnahmen (wenn die MTA nicht da war) kaum etwas zu tun. Entsprechend kaum Kontakt zur Pflege. Briefe schreiben die Assistenten selber, ich hätte auch keine Lust gehabt, erst im Op nichts erklärt zu kriegen und dann dafür noch auf Station die Briefe zu schreiben. Im Prinzip gilt diese Aussage überall wo wir waren, sowohl auf der eher visceralchirurgischen, der eher unfallchirurgischen, der Privatstation und dem kurzen Ausflug zu den Gefäßchirurgen. Entsprechend sind wir uns auch häufig in der Ambulanz auf den Füßen gestanden, wo insgesamt wenig, noch weniger selbstständig zu tun war.

PJ-Fortbildung (welche nicht gemeinsam mit den anderen Disziplinen, sondern nur für uns chirurgische Studenten organisiert war,) war immer dienstags um 7.15 Uhr mit wechselnder Qualität und häufigen Ausfällen. Besser waren die Mittwochsfortbildungen für die ganze Abteilung.

Noch einige positive Aspekte:
- freie Einteilung der Lernfrei-Tage
- durch die vielen Studenten Rotation auf alle chirurgischen Stationen, man war nirgends länger als 4 Wochen
- nette und sehr hilfsbereite Sektretärin, gute Organisation zu Beginn des Tertials
- Frühstücksmöglichkeit im Op-Bereich, kostenloses Frühstück/Mittagessen in der Kantine
- mein persönliches Highlight: Zweimal konnte ich unter Aufsicht eines sehr engagierten Kollegen selbst einen Subclavia-ZVK legen
- 150 Euro Hugendubel-Gutschein am Ende

Fazit: Ich sah viele meiner Vorteile über die Chirurgie bestätigt (und wollte sie wohl auch bestätigt sehen) und die 4 Monate waren definitiv meine letzten in einer chirurgischen Abteilung. Vielleicht wäre manches anders und besser verlaufen, wenn ich nicht jedem auf die Frage, was ich später machen möchte, ehrlich mit "Innere" geantwortet hätte und im Op fordernder aufgetreten wäre. Vielleicht hätten die Leute sich für einen späteren "Kollegen" mehr Mühe gegeben, ich weiß es nicht. So würde ich jedem zukünftigen Nicht-Chirurgen empfehlen, sich ein kleineres und eventuell netteres Haus für sein Chirurgie-Tertial zu suchen. In Noten: 4+
Bewerbung
Ãœber MeCuM ohne Empfehlungsschreiben, Erstwahl.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.6