PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Lachen (12/2011 bis 3/2012)

Station(en)
Tagesklinik
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Greifswald
Kommentar
Hallo,
als aller erstes muss ich jedem der das liest davon abraten sich in Lachen zu bewerben. Ich bin heute nicht mehr als sonst angemeckert worden, hab nichts falsch gemacht oder musste 10 h in den OP. Die Vorbewertung die auch schon so schlecht ausgefallen ist, trifft es eigentlich auf den Punkt.
In Lachen seid ihr als Pjler völlig eigenständig. Euer Kontakt zu Assistenzärzten, OA und Chefarzt ist Null.

Hauptaufgabe ist für euch der OP, was ja zu erwarten ist. Leider seid ihr dort reines Opstrument. Ihr haltet Hacken, wartet das euch vielleicht mal ein Satz erklärt wird und dann haltet ihr wieder Hacken. Höhepunkt eurer Ausbildung im OP ist das Fadenabschneiden oder mal Tackern. Hauptproblem für mich an dem Chirugie - Tertial hier ist, dass es extrem orthopädisch ist. Allgemeinchirugisch habe ich bis jetzt 4 Operationen gesehen und kann nicht mehr zählen wieviel Füsse, Knie und Hüften ich assistiert habe. Da eure Arbeitszeit nicht viel geschätzt wird seid ihr auch bei Arthroskopien als 2. Assistent eingeteilt. Ihr seid also erst Lagerungspfleger, dann steriler Rumsteher und dann drückt ihr 3 mal auf das Pedal vom Shaver und ab wieder Lagerungspfleger. Allgemeinchirugisch seid ihr überwiegend bei Vasektomien, Crossektomien und Karpaltunneloperationen eingeteilt. Einzige operative Abwechslung sind die Belegärzte. 4 Orthopäden, ein Handchirug, ein Urologe und ein MKG - Chirug. Die Belegärzte wissen euch ein wenig mehr zu schätzen, erklären und lassen euch eventuell auch mal nähen. Ausserdem könnt ihr bei dem fehlenden allgemeinchirugischen Spektrum wenigstens nochmal in die Urologie oder Handchirugie reinschauen.
Dennoch solltet ihr euch gut überlegen ob ihr dieses Orthotertial machen wollt weil chirugisch lernt ihr operativ hier nichts. Ich denke was ich hier Viszeralchirugisch gesehen habe, seht ihr in Deutschland in der ersten 2 Wochen. In laparoskopischen Operationen seid ihr so gut wie nie eingeteilt ausser sie werden eventuell doch noch offen operiert. Eine lap. Cholecystektomie seht ihr wenn überhaupt nur als Zuschauer.

Zweiter Aufgabenbereich ist die Tagesklinik die in den ersten paar Wochen sehr lehrreich und spannend war. Am morgen versorgt ihr dort selbstständig chronische Wunden bei Patienten mit pAVK oder chronischer venöser Insuffizienz. Nach einer Weile kennt ihr die Patientin und seht wie die Wunden besser werden. Auch arbeitet ihr dort völlig selbstständig. Womit ihr aber klar kommen müsst ist das ihr dort nie angelernt werdet. Es zeigt euch wenn überhaupt der alte Unterassistent wie ihr diese Wunden versorgt. Bei uns wurde einer angewiesen einen Tag und hat dann alle anderen angewiesen. Man wächst da rein, es macht auch eine Weile Spass, aber am Anfang steht ihr vor einem 5cm x 5 cm Ulcus und habt absolut keinen Schimmer was ihr da machen sollt. Positiv sind dabei die Wundfachfrauen die ihr teilweise um Rat fragen könnt. Von ärztlicher Seite haben die meisten Assistenten da noch weniger Ahnung von als ihr.
Am nachmittag seht ihr auf der Tagesklinik die prästationären Patienten. Also wer am Folgetag operiert wird kommt vorher auf die Tagesklinik. Dort macht ihr eine klinische Aufnahme nur das der Patient danach erstmal wieder heim geht. Durch die Belegärzte seht ihr auch dabei ein Spektrum von Urologie, über sehr viel Orthopädie bis zu den Varizen. Auch dort könnt ihr sehr eigenständig Patienten sehen. Es interessiert nur keinen wirklich was ihr dort macht. Ihr tragt das am Ende ins System ein, besprochen wird es nie. Wenn ihr euch ganz gut selbst was beibringen könnt, kann man es sich da einigermassen lehrreich gestalten. Wir haben viel geschalt und uns gegenseitig Untersuchungstechniken beigebracht. Ich habe aber bis heute noch keinen Befund da mal mit einem Arzt besprochen oder einen Patienten übergeben.

Station, Visite, Sprechstunden, Blutabnahmen, Briefe schreiben ist alles nicht eure Aufgabe.

Es wird euch angeboten falls es nicht viel zu schaffen gibt und ihr mindestens 5 oder 6 Unterassistenten seid fest auf dem Notfall zu sein. Dort verbringt ihr eure Zeit mit einem Assistenzarzt was ganz nett war. Auch von der Lehre könnt ihr dort schon was rausziehen. Problem ist das alle Assistenten hier im common trunk ihre ersten beiden Jahre verbringen. Fachlich sind euch also auch nicht soweit voraus das ihr dort richtig geteacht werdet. Die Stimmung allgemein zu den Oberärzten ist Schwierig und meist wird dort auch mit dem Assistenten auch nicht viel besprochen. Teilweise gibt es nur cholerische Wutanfälle was da wieder alles falsch war. Auch auf dem Notfall könnt ihr teilweise mal selbstständig als erster einen Patienten sehen und untersuchen und dann mit dem Assistenten entscheiden was gemacht wird. Bei Schnittwunden ist es leider so das ihr Gesicht und Hand nicht nähen dürft. Leider liegen dort 80% der Schnittwunden. Ich habe in meinem Orthopädie - Tertial vor Lachen nähen gelernt und habe/werde es hier wieder verlernen.

Wieviel Freizeit ihr habt hängt sehr davon ab wieviele Unterassistenten ihr seid. Zu Fünft könnt ihr euch ganz gut organisieren so das auch mal jemand früher gehen kann. Urlaub bekommt ihr keinen, Dienstausgleich ist einen Tag pro Tag den ihr am Wochenende arbeitet. Wenn ihr also Samstag und Sonntag von 9 bis 16 Uhr (könnt ihr meist früher gehen) auf dem Notfall gearbeitet habt, bekommt ihr in der Woche drauf Do und Freitag frei. Zusätzlich zu den Wochenenddiensten habt ihr unter der Woche noch Picketdienst. Theoretisch könnt ihr also für Notfall - OPs gerufen werden. Die lief allerdings sehr human ab und kam vielleicht einmal im Monat vor. Es gibt übrigens kaum ein Spital was so schlechte Arbeitsbedingungen für Unterassistenten bietet. Urlaub habt ihr fast überall und teilweise werden Wochenendtage vergütet oder ihr bekommt mehr als einen Tag dafür frei.

Wohnen könnt ihr entweder nahe am Spital oder bis zu 10 min Fussweg entfernt. Die Wohnungen sind schön aber halt selbst für die Schweiz sehr teuer. Ich hatte ein 10 qm Zimmer für 570,- CHF. Parken könnt ihr kostenlos neben dem Spital wenn ihr früh genug oder sehr spät da seid. Lachen selbst ist ein ganz niedlicher Ort, viel Skigebiete, Wandermöglichkeiten usw. direkt in der Umgebung. Auch kümmert sich das Spital ganz gut um seine Mitarbeiter und so gibts hier da mal ein Fest oder einen Skitag.

Fazit: Sucht euch ein anderes Spital. Die Assistenzärzte wechseln alle 1 bis 2 Jahre und die Kaderärzte bleiben die gleichen. Daher wird sich an den Bedingungen für euch nichts ändern. Nach 4 Monaten Chirugie werd ich handwerklich wohl eher schlechter geworden sein und fachlich stagnieren. Dafür sind die 4 Monate einfach zu schade. Ich war mit 2 sehr guten Freunden hier und auch die anderen Unterassitenten waren super nett. Ohne die anderen wären es 4 Monate reine Qual gewesen.

Ich wünsche euch ein besseres Chirugie - PJ als ich hatte,
Grüsse!

Bewerbung
Man kann sich eigentlich immer bewerben. Sie bekommen ihre Unterassistentenstellen wohl nie voll.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1500 CHF / 1250 EUR
Gebühren in EUR
ca. 700 CHF / 585 EUR

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.27