PJ-Tertial Visceralchirurgie in Rigshospitalet (6/2023 bis 8/2023)

Station(en)
-
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ein bisschen allgemeines vorweg: Das Rigshospitalet ist das größte Krankenhaus in Dänemark. In der Viszeralchirurgie werden hauptsächlich elektive große Tumoroperationen durchgeführt. Im Wesentlichen gibt es hier die operativen Schwerpunkte Ösophagus & Magen, Hepatobiliäres System mit Pankreas, etwas Darmchirurgie und Transplantationschirurgie. Es gibt keine Notaufnahme im eigentlichen Sinne, sondern ein Traumazentrum in dem die besonders hochakuten Trauma kommen, was allerdings nicht ständig vorkommt.
Internationale PJler/in werden nur in den Monaten Juli-August aufgenommen, man kann also nur ein halbes Tertial machen.
Der Arbeitsalltag als PJler/in startet um 7.45 Uhr mit der Morgenbesprechung. Diese läuft komplett auf dänisch weshalb man ihr eigentlich nur adäquat folgen kann wenn man die Sprache etwas beherrscht (war bei mir nicht der Fall). Danach gibt es kurze Visite wobei ein Teil der Ärzt/innen je 2-3 Patient/innen alleine mit einer Krankenschwester visitiert, also ganz anders als in Deutschland. Im Anschluss ab ca. 9 Uhr starten die ersten OPs. Insgesamt gibt es 4 Säle in denen operiert wird. Häufig ist nur ein großer Punkt pro Saal angesetzt, der aber auch i.d.R. max. bis 15 Uhr geht. Im OP ist es insgesamt entspannt, es herrscht definitiv kein Zeitdruck und die interdisziplinäre Kommunikation ist gut. Bei den meisten OPs kann man als PJler/in wenn genug Platz steril mit am Tisch stehen. Wenn man ein bisschen nachfragt erklären einem viele gerne etwas in perfektem Englisch. Mit Englisch kommt man sehr weit, da wirklich jede/r bis hin zur Reinigungskraft die Sprache fließend beherrscht. Nach den OPs kann man dann meist schon ab 13/14 Uhr nach Hause gehen und hat so genug Zeit um die wunderschöne Stadt zu erkunden.
Insgesamt sind alle im ärztlichen Team sehr nett, die Hierarchien sind flach und man duzt sich. Man ist allerdings als internationaler PJler/in schon allein aufgrund der hochfrequenten Wechsel, die es gibt und bei fehlenden Sprachkenntnissen nur so mittelmäßig ins Team integriert. Mit den Assistenzärzt/innen ist das Miteinander aber echt gut. Man kann mit denen auch mal Dienste mitmachen, wobei diese wirklich sehr wechselhaft spannend sind und bekommt dafür dann auch am nächsten Tag frei.
Als PJler/in kann man abgesehen von den OPs in der Viszeralchirurgie, in denen man recht häufig ein bisschen assistieren kann auch in die Kinderchirurgie reinschauen. Das Team dort ist super und hier kann man bei fast jeder OP richtig mithelfen und sieht echt spannende und seltene Erkrankungen. Alternativ kann man auch in die Endoskopie gehen wo am laufenden Band Gastros gemacht werden oder mit ins Journal, wo dänische Medizinstudent/innen präoperative Aufnahmeuntersuchungen machen. Man ist nicht so Selbstständig in seinem Tun, kann aber ziemlich frei entscheiden, was man macht und gerade, wenn man Lust hat auf viel OP, kann man hier definitiv einiges sehen (sowohl offene, laparoskopische als auch Roboter-assistierte Operationen).
Es gibt keine Bezahlung und ich würde jedem/r empfehlen ein Erasmus + Stipendium für Praktika vorher zu beantragen. Eine Mindestdauer von 60 Tagen ist Voraussetzung und man bekommt immerhin ca. 600 €/Monat (was zwar nicht die Lebenshaltungskosten deckt aber zumindest ein Anfang ist). Man kann hier als gesprochene Sprache im Learning Agreement auch Englisch angeben. Ich würde aber für die Praxis empfehlen ein bisschen dänisch vorher zu lernen. Ich habe das etwas vernachlässigt und es dann bereut. Man kommt definitiv auch so durch, aber angenehmer für einen selbst und die Umgebenden ist es schon wenn man ein bisschen dänisch kann.
Nochmal eine kleine Zusammenfassung der Vor- und Nachteile:
Vorteile
• keine verpflichtenden blöden Aufgaben für PJler/innen wie Blutabnahmen etc., sehr freie Gestaltung wie man seine Zeit nutzt
• viele komplexe und seltene Operationen im Viszeral- und Kinderchirurgischen Spektrum (es werden auch Leber- und Pankreastransplantationen durchgeführt).
• Netter Umgangston, keine autoritären hierarchischen Strukturen. Die meisten Chirurgen/innen nehmen sich hier nicht selbst so ernst, wie das sonst manchmal
der Fall ist.
• Einblick in ein staatlich organisiertes Gesundheitssystem bekommen (einige Unterschiede im Arbeitsalltag zu spüren)
• Alle sprechen super Englisch (ein bisschen dänisch zu sprechen lohnt sich aber wie gesagt)
• sehr entspannte Arbeitszeiten (und eine tolle Stadt zum erkunden !)

Nachteile:
• Um richtig was rauszubekommen, erfordert es einiges an Eigeninitiative. Man wird nicht wirklich an die Hand genommen oder ist jemand fest zugeteilt, sondern
muss selber schauen was es gibt was einen interessiert. Der PJ-Koordinator hat aber immer ein offenes Ohr wenn man Sorgen, Wünsche etc. hat und ist
sehr nett.
• Eingeschränkte Selbstständigkeit v.a. wenn man die Sprache nicht fließend spricht
• keine Notaufnahme, weshalb man nicht so viel selbst untersuchen kann.
• hohe Lebenshaltungskosten ohne Gehalt (daher dringende Empfehlung Erasmus + Stipendium)
• In den Sommermonaten gibt es Ende Juli/Anfang August ein gewisses Sommerloch im Op-Plan, weshalb das Programm zeitweise etwas zurückgefahren ist
• keine regulären Fortbildungen

Ich hatte insgesamt eine gute Zeit. Ein halbes Tertial hier zu machen fand ich super, die andere Hälfte konnte ich dann an einem kleinen Haus in Deutschland machen was sich gegenseitig super ergänzt hat.
Bewerbung
Ca. 2 Jahre im voraus über den zuständigen PJ-Koordinator (einer der Oberärzte): Pieter de Heer
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
nichts

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.53