Meine Rotationen an der UCSD fanden im Rahmen eines Stipendiums meiner Heimatuni statt, weswegen ich keine Unigebühren zahlen musste. Ursprünglich hatte ich geplant, mein komplettes chirurgisches Tertial in San Diego zu absolvieren. Aufgrund der Arbeitsbedingungen habe ich dann allerdings das Tertial gesplittet und nur zwei Monate an der UCSD gemacht.
Die Vorbereitung für den Auslandsaufenthalt hat viel Zeit eingenommen und sollte frühzeitig angegangen werden. Als Visum ist das kombinierte Visum B1/B2 geeignet. Das klassische Studentenvisum (J/M) kann man meines Wissens nicht eantragen, da man während den Rotationen nicht an der UCSD offiziell eingeschrieben ist. Für die Erteilung des Visums ist auch ein Besuch in der Botschaft/Konsulat nötig.
Für die Unterkunft kann man beim Visiting Students Program eine Housing List anfordern, auf der Leute stehen, die in der Vergangenheit Zimmer für Visiting Students angeboten haben. Allerdings bekommt man nur sehr spärlich Antworten, sodass man fast alles nehmen muss was man kriegen kann. Bei Zimmerpreisen von bis zu 1300 Dollar im Monat...
Meine Rotationen waren Burn Surgery und Transplant Surgery.
Burn war am Hillcrest Medical Center und verfügte über 7 Intensivbetten plus 10-15 Normalstationbetten. Die Arbeit ist echt hart! Beginn war je nachdem, wann die Attendings Visite machen wollten, zwischen 4 und halb 6. Von dem ersten Tag an bekommt man seine eigenen Patienten (ca. 2-4) inklusive Säuglinge und Intensivpatienten. Diese muss man jeden Morgen vor der Visite (typischerweise 7 bis 8) im Prerounding sehen und untersuchen sowie den Verlaufsbrief schreiben und eventuelle Anordungen treffen. Daher kommt der frühe Arbeitsbeginn. Eine Einführung oder Schonfrist für International Students gibt es nicht, was durch das unübersichtliche IT-System und dem medical English zu einer ernormen Herausforderung wird. Nach der Visite geht es eventuell in den OP, wo man leider nicht wirklich viel machen darf. Für die Verbrennungschirurgie muss man körperlich fit sein, der OP wird teilweise auf 37 Grad hochgeheizt um Hypothermie vorzubeugen. Schon nach ein paar Minuten ist man klatschnass geschwitzt und nicht selten kippt wer um wenn man nicht regelmäßig Pausen macht.
Ansonsten gibt es den Tag nicht mehr viel zu tun außer Briefe schreiben und evtl Klammern zu entfernen oder Vac-Wechsel auf Station. Alle weiteren Aufgaben werden von dem gut qualifizierten Pflegeteam übernommen wie Respiratory technicans oder phlebotomists. Besonders früh nach hause darf man trotzdem nicht.
Das Arbeitsklima ist relativ angespannt, besonders wenn die Chefärztin Dr. Lee da ist (was für eine Hexe!). Die Assistenzärzte sind im ersten und zweiten Ausbildungsjahr und daher noch recht unerfahren und sehr gestresst. Zum Glück gibt es noch sehr erfahrene Nurse Practicioner, die die nötige Entspannung mal reinbringen. Am Ende der Rotation hält man als Student noch einen Vortrag vor dem Team über ein Thema aus der Verbrennungschirurgie.
Am Wochenende muss auch gearbeitet werden, selten bekommt man einen Tag frei. So kommt man schnell auf eine 70 - 80 Stunden Woche.
Generell würde ich die Verbrennungschirurgie nicht weiterempfehlen, vor allem nicht als erste Rotation. Fachlich ist es sehr interessant, allerdings nicht unter diesen Bedingungen.
Transplant war wesentlich angenehmer von den Arbeitsbedingungen. Lokalisiert im Jacobs Medical Center in La Jolla gibt es ein durchschnittliches Patientenvolumen von 6 - 12 Patienten. Auch hier bekommt man seine eigenen Patienten, meistens 2. Auch hier muss man vor der Visite prerounden, aber die Visite ist meistens erst um 10. Das Arbeitsaufkommen variiiert stark, je nachdem ob es Organe gibt. in meinem Monat gab es sehr wenig zu tun, nur ein paar Nieren und keine Leber. Die OPs sind sehr spannend, auch Leberteilresektionen werden von dem Team übernommen. Wenn man will kann man auch als Rufbereitschaft zu den Procurements, also den Organentnahmen mitkommen. In meinem Fall bin ich auch einmal mit einem Privatjet nach Fresno in Nordkalifornien geflogen, definitv eine einmalige Erfahrung!
Auch hier muss man wochenends arbeiten. Da gestaltet sich der Weg zur Klinik als echte Herausforderung wenn man kein Auto hat. Unter der Woche fährt ein kostenloses Shuttle zwischen Hillcrest und La Jolla, am Wochenende nicht einmal ÖPNV, der in San Diego eh schon recht problematisch ist.
Die Attendings sind sehr nett und es wird sehr interdisziplinär gearbeitet. Auch die Auswahlsitzungen für die Organempfänger sind sehr interessant.
Transplant allein hätte ich sicherlich besser benotet, die Gesamtnoten werden durch Burn Surgery deutlich verschlechtert.
Einmal in der Woche gibt es mittwochs eine verpflichtende Fortbildung für die gesamte Chirurgie, die zwar mit 7 Uhr früh startet aber sehr gut sein kann.
Mein Entschluss, das Tertial zu verkürzen, sehe ich rückblickend sehr ambivalent. Der Lerneffekt ist zwar relativ hoch, die Arbeitsstruktur war aber auch bis zum Schluss sehr fordernd. Über meine nicht angetretenen Rotationen ICU und Trauma hab ich nur gehört dass die Bedingungen noch schlimmer sein müssen.