Ich war für zwei Monate auf Vascular Surgery. Es war eher eine Famulatur als ein PJ, da die australischen Studenten regulär wenig praktisch mitmachen. Unser PJ gleicht eher dem australischen Internship, welches das erste Arbeitsjahr nach dem Examen ist. Daher hatte ich keine regulären Aufgaben, habe aber dafür in einem sehr netten Team persönlich sehr viel mitgenommen!
Der Arbeitstag beginnt mit Visite auf Station. Dabei schreibt der Student oder Intern die Notizen. Es erfordert recht viel Konzentration dem geplanten Procedere ect. auf Englisch ordentlich zu folgen. Es war aber nie schlimm, wenn ich im Nachhinein nachgefragt habe. Danach gab es montags die Rö-Besprechung und eine Team-Besprechung, ansonsten läuft man im Team quer durchs Krankenhaus um seine Konsil-Patienten (Consults) auf anderen Stationen aufzusuchen. Danach gibt es ggf. noch mal Extra-Visitien mit einem der Consultants (OA/Chefarzt). Erst dann folgen Stationsarbeit und OP. Ich durfte grundsätzlich mit in den OP und grundsätzlich mit an den Tisch, aber dort nich so sehr viel machen - ich habe allerdings auch nicht gezielt nachgefragt, da ich später nicht unbedingt Chirurgie machen möchte. Ich schätze, wenn man sich gut integriert und darum bittet, geht auch mehr. Fragen werden grundsätzlich gerne beantwortet!
Je Motivation kann man sonst im CathLab Zugänge legen und/oder Blut abnehmen, den aktuellen First Year Resident zu den Pre-Admissions begleiten und dort die Patienten untersuchen, Blutkulturen abnehmen, Blasenkatheter legen... Montags gibt es immer eine Lehrvisitie mit einem der Consultants. Das macht wahnsinnig viel Spaß und bei denen habe ich am meisten gelernt. Das Team hat die Patienten grundsätzlich regelmäßig durchgesprochen. Auch dabei habe ich viel gelernt.
Ich hatte immer einen rotierenden Studenten mit dabei, welchen ich zu Vorlesungen gerne mit begleiten konnte. Die Studenten haben einen Aufenthaltsraum und eine Bibliothek mit am Krankenhaus, was ebenfalls gerne mit genutzt werden kann. Am Freitag sind die Grand Rounds - Vorlesungen mit interessanten Fallvorstellungen.
Die Autralier sind ein wahnsinnig entspanntes Volk. Das hat auch das gesamte Klima in der Klinik geprägt. Ich konnte jederzeit einen Tag/Nachmittag nach Absprache frei nehmen. Es gab immer Mittagessen - entweder Bestellung beim Thailänder um die Ecke oder man ging im Team zum nächsten Restaurant. Kaffee musste auch jeden Tag sein. :)
Noch so ein paar Infos drum herum:
- In Australien gibt's keine Krankenhausarbeitskleidung. Man trägt Anzug als Mann und Bluse + Rock oder Stoffhose als Frau, an den Füßen hatte ich Ballerinas. Nicht übertrieben chick, aber ordentlich, wie z.B. in der Bank. Erst für den OP gibt es dann Kasaks.
- Man erhält eine Chipkarte um die Türen in der Klinik benutzten zu können. Dafür muss man am ersten Tag 20 AUD Pfand bezahlen.
- Es gibt leider keinen Zugang zu den Computern auf Station. Der Grund, warum man als PJler auch nix machen kann. Studenten schreiben keine Briefe oder Anordnungen. Außer man hat einen engagierten Arzt, der einem seinen Zugang gibt.
- Ein Team besteht durchschn. aus einem Intern, 2-3 "Assistenzärtzen" (Residents, RMOs = Resident Medical Officers and Registrars) oder "Facharzt" (Fellow) und den "Chefärzten" (Consultants). Die Differenzierung Oberarzt/Chefarzt gibts dort so irgendwie nicht. Das Team betreut alle Pat. gemeinsam, die Konsultants betreuen jeweils einzelne Patienten nach Zuarbeit durch das Team.
- Ein Zimmer wurde nicht gestellt. Ich habe mir eins in Sydney über Gumtree gesucht. Die Miete ist teuer. Das billigste sind 150 AUD pro Woche, es geht schnell rauf bis 350 AUD pro Woche. Man darf auch nicht unbedingt erwarten ein Zimmer alleine zu haben. Viele teilen sich eins. Da die Miete wochenweise gezahlt wird, ist es auch schwer etwas im Voraus zu finden. Die meisten Angebote sind ab sofort. Daher bin ich einfach hin, hab zuerst im Hostel eingecheckt und dann vor Ort gesucht. Es kostet vll etwas Nerven, aber funktioniert.
- Für den Bus kann man sich Wochentickets oder 10er Karten holen. Ich hab einfach meine Chipkarte von der Klinik vorgezeigt, wo Student drauf steht und die vergünstigten genommen. Ob das offiziell ist, keine Ahnung. Es kontrolliert aber sowieso selten einer das Ticket, nachdem man es am Einstieg gestempelt hat :)
- Geld gibts mit der EC-Karte vom ATM, wenn man eine Bank hat, von welcher weltweit Bargeld abheben möglich ist. Ggf muss die eigene Bank über den Auslandseinsatz vorher informiert werden, sonst gehts nicht! Oder eben mit Kreditkarte, aber das finde ich persönl. unpraktisch. Dabei haben sollte man sie trotzdem!
- Visum: Australian Government - Department of Immigration and Border Protection. Entweder Working Holiday Visum oder einfach mal eine e-Mail-Anfrage schicken und beraten lassen. Ich war mit einer Art e-Tourist Visa da, was es jetzt anscheinend aber nicht mehr gibt...
- Autofahren: Internationalen und deutschen Führerschein dabei haben.
Sydney und Freizeit:
Dazu will ich nicht viel sagen. Sydney ist eine tolle Stadt, in der man super viel unternehmen kann. Die Australier sind wunderbar freundliche und herzliche Leute und es gibt einen herrlichen Strand neben dem nächsten! Klar kann man Zeit einplanen und früher hinfahren um den Kontinent zu erforschen. Ich fand es aber auch gerade schön für die Zeit nur in der Stadt zu sein und mich bis auf ein paar Tagesausflüge richtig ins Leben dort zu integrieren.
Zu den angegebenen Kosten:
Es handelt sich nur um die Studiengebühren von 1100 AUD für 2 Monate. Letztendlich muss man deutlich mehr ausgeben - für Flug, Unterkunft, Versicherung, Visum, sämtliche Unterlagen, ect. Ich habs nicht ausgerechnet und werd's auch nicht, weil ich dann bestimmt umfalle :P
Bewerbung
2 Jahre im Voraus bei Mrs Varol, Central Clinical School. Es handelt sich um die Elective Koordinatorin. Man findet alle Elective Coordinator auf der Seite der Uni Sydney - Central Clinical School und kann sie einfach Anschreiben und Nachfragen. Ich habe als Rekation prompt eine Liste zurück erhalten mit den Unterlagen, die ich brauchte. Darunter sowohl australisches als auch deutsches Führungszeugnis - also plant Zeit für die Besorgung ein!