PJ-Tertial Unfallchirurgie in Friedrich-Ebert-Krankenhaus (3/2010 bis 4/2010)

Station(en)
71
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Gut:

1. Viele, viele junge Assistenten, die sich noch an ihr eigenes PJ erinnern und sehr bemüht sind.
2. Wer Interesse zeigt und "behauptet", er könne schon nähen und knoten, der darf auch ran.
3. Unterricht ist gut (wenn er denn mal stattfindet).
4. Der Chef ist sehr freundlich und bemüht.
5. Essen ist sehr gut.
6. Es gibt einen PJ-Raum mit Büchern und Computer.


Schlecht:

1. Kein Ansprechpartner.
2. Keine Einsicht in OP-Pläne, Röntgenbilder und Befunde der Patienten im Computer, da Pjler keine Passwörter bekommen.
3. Der versprochene freie Nachmittag pro Woche kann eigentlich nie genommen werden, nur gesammelt am Ende, wenn man den Leiter "vor vollendete Tatsachen stellt" -wer höflich fragt hat verloren.
4. Dienstbeginn um 7 Uhr bedeutet um 6 Uhr in Kiel losfahren.
5. Unterricht findet selten statt, keiner fühlt sich zuständig, man muss lange rumfragen und dann kommt doch nichts dabei raus.
6. PJler die im OP eingesezt sind müssen viel Mut aufbringen um trotzdem zum Unterricht gehen zu können.
7. Mittagessen geht bei längeren Operationen erst recht nicht.
8. PJler nehmen das Blut ab, gern auch mal bis 18 Uhr. Der Dank am nächsten Morgen: "Warum hast du gestern das Blut von Herrn... nicht abgenommen?".
9. "Bitte" und "Danke" ist für PJler grundsätzlich eher nicht angebracht.
10. Einige Oberärzte betrachten PJler als Gegenstände und verleihen sie, über deren Köpfe hinweg, an andere Abteilungen (dort absagen darf der betroffene PJler dann übrigens selbst, wenn er lieber zum Unterricht möchte, der ausnahmsweise mal stattfindet. Kommentar des Oberarztes: " Haben Sie denn wenigstens abgesagt? - Na, immerhin!").
11. Im OP herrscht häufig ein rauher Umgangston. Anästhesisten und Unfallchirurgen führen offenbar einen Kleinkrieg.
Ein "OP-Drache" ist auch vorhanden: Als PJler ist hier unbedingt der Mindestabstand von 1m zur sterilen Schwester einzuhalten! Bei Nichtbeachten droht dem (volljährigen!!) PJler sonst "ein Satz heiße Ohren -und das wäre ja noch mild", (Vielleicht gibt es in Neumünster ja die sogenannten "Hüpfkeime", die Sprünge bis zu einem Meter schaffen sollen...). Das spielte sich übrigens im Beisein des leitenden Oberarztes ab, der daraufhin nur kurz aufblickt. Wenn der PJler, dann noch die Frechheit besitzt, sich ein unwilliges Murmeln nicht verkneifen zu können, greift sofort der Anästhesist ein, mit dem Rat "man solle sich doch Kommentare besser verkneifen". Die einzige Reaktion zu der besagter PJler anschließend noch fähig war, war sich umzudrehen und, mit den Worten "Alles klar!", den OP zu verlassen. Und, unglaublich aber war: Absofort wurde tatsächlich ein etwas höflicherer Umgangston angeschlagen...

FAZIT:

Wer genügend Kraft und Mut aufbringt, auf seine Lehre zu bestehen, dreiste Fragen zu stellen, selbsständig seinen Dienstschluss und seine freien Tage zu bestimmen und unangenehme Kommentare einzustecken, der kann hier einiges lernen.

Wer aber Wert auf angenehmes, kollegiales Arbeiten und Höflichkeit legt, der tut besser daran, sein Chirurgie-Tertial in einer anderen Klinik abzuleisten.

Man braucht eine ordentliche Portion Egoismus und Durchsetzungsvermögen, wenn man hier nicht untergehen möchte -das habe ich wirklich gelernt!
Bewerbung
Der, in der Broschüre als "PJ-Beauftrager" betitelte, antwortet nicht auf Mails und Anrufe, leitet diese auch nicht weiter. Wenn man dann nach einigen Gesprächen an den richtigen geraten ist, wird man aber freundlich informiert und begrüßt.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67