PJ-Tertial Innere in Spital Zollikerberg (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Allgemeinstation, Privatstation, Geriatrie, Palliativstation, Notfall, Ambulanz
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Koeln
Kommentar
Ich habe mein erstes Tertial in der Inneren Medizin im Spital Zollikerberg verbracht und es als guten Einstieg ins Praktische Jahr empfunden.

Zum Klinikalltag:
Das Spital Zollikerberg gehört im Raum Zürich wohl zu den mittelgroßen Häusern, für deutsche Verhältnisse ist es jedoch vergleichsweise klein. Die größten Abteilungen sind die Innere Medizin (in der Schweiz meist nur „Medizin“ genannt), Chirurgie und Frauenklinik.

In der Inneren Medizin kann man als Unterassistent (auch liebevoll Uhu genannt) während eines ganzen PJ-Tertials in alle Abteilungen rotieren: Allgemeine Innere Medizin (Station), Privatstation, Geriatrie, Palliativstation, Ambulatorium (= Sprechstunden, ambulante Untersuchten/Interventionen) und die Notfallstation. Die Arbeitsatmosphäre empfand ich als sehr entspannt, da die Innere Medizin sehr gut mit Assistenzärztinnen und -ärzten besetzt ist. Nach dem Morgenrapport geht die gesamte Ärzteschaft erstmal zusammen Kaffee trinken und Frühstücken, Mittagessen ist problemlos regelmäßig möglich. Als Uhu kommt man auch meistens frühzeitig raus und kann dann noch Zürich und den See genießen. Das Ganze hat aber auch den Nachteil, dass es für die Unterassistenten nicht sehr viel zu tun gibt und ich oftmals mit eher unbeliebten Aufgaben abgespeist wurde (Nasenrachenabstriche, Schellong-Tests, MMS-Tests, Berichte anfordern usw.). Gerade auf den Stationen hätte ich mir mehr Möglichkeiten erhofft, Anamnesen und Untersuchungen durchzuführen. Das kann man dann aber umso mehr auf dem Notfall üben. Hier darf man i. d. R. auch einfachere Fälle komplett selbstständig übernehmen und in Rücksprache mit dem zuständigen Oberarzt alle Untersuchungen/Therapien anordnen. Das hat mir definitiv am meisten Spaß gemacht, da ich das erste Mal das Gefühl hatte, schon mal wie ein Arzt arbeiten zu können. Insgesamt fiel der Lernerffekt in meinen 4 Monaten aber doch eher mittelmäßig aus.

Es ist vorgesehen, dass möglichst jeden Samstag eine/-r der Unterassistenten Dienst auf dem Notfall ableistet. Dieser dauert aber nur 6 Stunden und man bekommt als Ausgleich einen ganzen Tag frei, den man flexibel nehmen kann. In meinen Augen ein sehr fairer Deal.

Besonders positiv hervorheben möchte ich das für mein Empfinden sehr umfangreiche Angebot an Fortbildungen und Unterricht: Nach dem morgendlichen Rapport gibt es je 1 Mal pro Woche eine Fallvorstellung, einen Journal Club, sowie eine kurze Basics- und Medikamentenfortbildung (genannt „Pharmaflash“). Außerdem 1 Mal pro Woche einen einstündigen Vortrag zu einem beliebigen medizinischen Thema, ein EKG-Seminar, eine Besprechung von Fragen für die schweizerische Facharztprüfung und eine eigene Uhu-Fortbildung, was für mich immer das Highlight der Woche war.

Zum Personalwohnheim:
Die Personalzimmer kosten für Unterassistenten 325 Franken pro Monat, was für den Raum Zürich ein sehr fairer Preis ist. Die Zimmer sind nicht allzu klein, mit dem Nötigsten ausgestattet (inkl. Waschbecken) und vor allem sauber. Letzteres gilt auch für die gemeinschaftliche Küche und Bäder, die mind. 2 Mal pro Woche gereinigt werden. Es gibt wohl auch eine Dachterrasse, die jedoch bereits seit 2021 aus Sicherheitsgründen geschlossen ist und auch auf meine Nachfrage nicht wieder zugänglich gemacht wurde, was ich im Sommer sehr schade fand. Alles in allem hat das Wohnheim aber einen wirklich guten Standard.

Zur Freizeit:
Zürich ist im Sommer einfach ein Traum, wobei es den Rahmen sprengen würde auf alle Freizeitmöglichkeiten einzugehen. Im Sommer findet fast jedes Wochenende irgendein Open-Air-Event statt. Zudem laden die zahlreichen Badestellen am See zum Verweilen ein und auch die Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung sind einfach und schnell zu erreichen. Natürlich geht all das ziemlich ins Geld. Vom monatlichen Lohn bleiben nach allen Abzügen inkl. Miete ca. 540 Franken, was bei den Schweizer Preisen kaum noch für Freizeitaktivitäten reicht. Es lohnt sich aber allemal, dafür das nötige Kleingeld draufzupacken, denn man kann eine wahnsinnig erlebnisreiche Zeit haben :-)

Organisatorisches:
Ca. 3 Monate vor Stellenantritt erhält man alle relevanten Informationen und Vertragsunterlagen von der Personalabteilung per Post. Erst zu diesem Zeitpunkt ist es möglich, sich auf ein Zimmer im Personalwohnheim zu bewerben. Bei mir lief das leider etwas chaotisch ab, da mir zuerst gesagt wurde, es gäbe für die ersten beiden Wochen meines Aufenthaltes kein freies Zimmer, sodass ich mich zunächst um eine andere Unterkunft bemühen musste. Kurzfristig hat es dann aber doch noch geklappt das Personalzimmer von Beginn an zu beziehen. Näheres zum Wohnheim siehe oben.

Vor dem Arbeitsbeginn muss man einen Auszug aus dem schweizerischen Strafregister beantragen, vergleichbar mit dem deutschen polizeilichen Führungszeugnis. Dies geht online, wobei man noch den unterschriebenen Antrag und eine Ausweiskopie postalisch einreichen muss (wird in den Vertragsunterlagen nochmal erklärt). Das ganze hat dann schon mal die ersten 17 Franken gekostet.

Außerdem muss man sich bei einem Aufenthalt von mehr als 3 Monaten offiziell in der Schweiz anmelden. Hierzu geht man zu lokalen Einwohnerkontrolle (wenn man im Personalzimmer wohnt ist die Gemeinde Zollikon zuständig) und beantragt dort gleichzeitig eine Kurzaufenthaltsbewilligung (Ausweis L). Mein Rat an euch: Versucht irgendwie drum herumzukommen. Nicht nur, dass es sage und schreibe 110 Franken (40 für die Anmeldung und 70 für die Aufenthaltsbewilligung) kostet, es bringt auch sonst nur organisatorischen Aufwand bzw. sogar Ärger mit sich. Wer sich in der Schweiz anmeldet, wird nämlich dort auch krankenversicherungspflichtig, wovon man sich nur in bestimmten Ausnahmefällen befreien lassen kann. Den Brief mit der Erinnerung zur Versicherungspflicht habe ich dann aber einfach ignoriert, da ich mich einige Wochen vor meiner Abreise ohnehin wieder abgemeldet habe und die ganze Sache damit hinfällig wurde.

Um sich das Tertial bei der Heimatuni bzw. beim LPA anerkennen zu lassen, benötigt man eine Statusbescheinigung der ausländischen Universität (in der Schweiz Äquivalenzbescheinigung genannt). Hierzu muss man die Tertialbescheinigung der Klinik an das Medizinische Dekanat der Uni Zürich senden und 50 Franken bezahlen, anschließend erhält man beide Bescheinigungen für das LPA wieder per Post zurück. Weitere Infos unter https://www.med.uzh.ch/de/Medizinstudium/aequivalenz.html

Zusammenfassend war es ein durchaus gelungenes Tertial und ich habe die Zeit sehr genossen. Wer jedoch möglichst viel Lernen und Machen möchte, sollte vielleicht besser nur ein halbes Tertial in der Inneren Medizin im Spital Zollikerberg verbringen.
Bewerbung
Ca. 2 Jahre im Voraus habe ich meine Bewerbung ans Chefarztsekretariat gesendet. Einige andere PJ-Studierende/Unterassistenten haben sich jedoch auch deutlich später noch erfolgreich bewerben können, da wohl immer wieder kurzfristig jemand absagt.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
Punktionen
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
EKGs
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
CHF 938
Gebühren in EUR
CHF 110 für die Anmeldung bei der Einwohnerkontrolle, CHF 50 für die Äquivalenzbescheinigung, CHF 17 für den Sonderprivatauszug

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8