Das chirurgische PJ-Tertial in Waren zu verbringen ist eine tolle Idee!
Ich entschied mich für das Krankenhaus:
- da es genau die richtige Größe hat um viel zu lernen ohne gleichzeitig von Studenten überlaufen zu sein
- es einen kostenlosen Wohnheimplatz gibt
- PJler kostenloses Mittagessen bekommen
- ich Teile des supernetten Teams schon aus einer Famulatur kannte
- die Waren Umgebung einen unglaublich hohen Freizeitwert hat
- PJler ein Gehalt von 450 Euro bekommen
Ein bisschen mehr im Detail: Die Vermittlung des Platzes erfolgte über das PJ-Tertial. Das ist unkompliziert und auch von einer externen Uni kommend gut möglich. Es gibt meist genug Plätze. Wenn man möchte, bekommt man für die Zeit des Aufenthalts ein Zimmer im Wohnheim gestellt. Der Aufenthalt dort ist...abenteuerlich. Die "Geistervilla" ist wunderschön am Tiefwarensee gelegen und mutet an wie ein vergessenes Landschulheim aus den 70er Jahren. Es gibt 2 recht gut ausgestattete Gemeinschaftsküche, mehrere Bäder auf dem Flur und in der Ecke hängt noch ein verstaubtes Bild von Erich Honnecker. Eine Waschmachine und ein Eisfach gibt es bisher leider nicht. Dicker Pluspunkt: Man läuft kaum 5 Minuten bis auf Station. Außerdem lernt man viele verschiedene Leute kennen wie zum Beispiel Hospitanten aus der Türkei oder Togo, Physiotherapeutenschüler und natürlich andere Pjler. Es gibt einen Gemeinschaftsraum zum gemeinsamen Beisammensitzen und natürlich kann man jederzeit an den See spazieren. Den Schlüssel kann man nach Absprache am Anreisewochenende jederzeit an der Pforte abholen.
Der Arbeitstag auf Station 8 beginnt mit der Visite um 7 Uhr. Zuerst werden die unfallchirurgischen dann die allgemeinchirurgischen Patienten besucht. Dabei sind die Pjler für die Laborwerte und allgemeine Protokollierung zuständig. Hier bekommt man auch eigene Aufträge für den Tagesverlauf wie das erneute Auskultieren oder die Begutachtung des Patienten für einen Reha-Antrag. Generell ist das Einbringen eigener Ideen und Eigeninitiative gewünscht und gern gesehen. Wenn man Fragen hat: Jederzeit stellen.
Nach der Visite, geht es um 7:45 Uhr in die Morgenbesprechung. Hier werden der Op-Plan besprochen, die Aufnahmen der Nacht durchgegangen und Röntgenbilder sowie das allgemeine Krankenhausgeschehen diskutiert. Hier kann es natürlich manchmal heiß hergehen, aber als PJler werdet ihr stets freundlich behandelt! Die Warener-Chirurgie hat eine Doppelspitze aus 2 Chefärzten und 4 Abteilungen (5 wenn man die ambulante Neurochirurgie mitzählt). In jeder Abteilung darf man mitlaufen, zugucken oder selbst mit Hand anlegen.
Nach der Besprechung geht es in den OP oder auf Station. Als PJler darf man viel im Op helfen. Meistens sogar als 1. Assistent. Die Aufgaben beginnen beim Hakenhalten und reichen über das Führen der Kamera bei laparoskopischen Ops, der Annaht von Drainagen und das Zunähen kleiner Wunden bis zum Privileg der "eigenen kleinen Op". Die Operateure beantworten alle Fragen, erklären gerne und sind immer ansprechbar " wenn sich Anästhesist und Operateur nicht gerade anschreien"....also immer ;) Der Umgangston im Op-Saal ist wirklich nett. Die Schwestern helfen wenn man was braucht immer mit einem Ratschlag aus und wenn man der Anästhesie beim Lagern hilft (wie es sich gehört ;)), darf man mit ein bisschen Glück bei der Einleitung helfen und zum Beispiel eine Kehlkopfmaske legen.
Auf Station wird man wie ein "kleiner Assistenzarzt" voll in den Arbeitsalltag eingebunden. Man legt Flexülen, nimmt Blut ab, sichtet das Labor und hält Rücksprache mit dem Oberarzt und Chefarzt. Auch auf dem Programm stehen die Aufnahme von Patienten, das Assistieren bei Bluttransfusionen, das Schreiben von Arztbriefe und Reha Anträgen, das Ziehen von Thoraxdrainagen und das Legen von DKs und Magensonden.
Neben der Stations- und Op-Arbeit kann man in verschiedenen Sprechstunden mitlaufe: Allgemeinchirurgie-, Thoraxchirurgie-, Gelenksprechstunde, proktologische Sprechstunde, Gefäßsprechstunde, D-Arzt Sprechstunde. Hier darf man zum Beispiel Doppleruntersuchungen der Carotiden, Pulsstatuserhebung, Rektoskopie und Aufnahme von Patienten trainieren,
Das Mittagessen im Krankenhaus ist recht gut und für Pjler kostenlos. Zwar schafft man es natürlich nicht jeden Tag in die Kantine aber für den Fall der Fälle gibt es auf Station und im OP ein weiteres Schmanckerl: Die Kaffeemachine. Hier gibt es auch eine famose heiße Schokolade!
Gegen 15 Uhr neigt sich der Arbeitstag langsam dem Ende. Es findet die gemeinsame Röntgenbesprechung statt, an die sich die Tagesabschlussbesprechung anschließt. Sobald das Anstehende geschafft ist, endet der Arbeitstag meist so gegen 15:30 Uhr. Manchmal wird über den Feierabend hinaus noch Hilfe im Op gebraucht. Die Stunden darf man sich aufschreiben und an anderer Stelle frei nehmen. Gut dokumentieren und einfach noch mal sagen, dass es sich um Überstunden handelt, damit sie nicht als Fehltage aufgeführt werden! Das nehmen von freien Tagen ist in Absprache eigentlich jederzeit möglich.
Der Unterricht für Pjler findet laut Plan 1x pro Woche statt und ist ziemlich gut...Leider findet er jedoch nur ungefähr jede 2. Woche statt. Dafür sind die Ärzte auf Station und im OP sehr bemüht! So kommt es durchaus vor, dass Chefarzt und Oberarzt "Einzelnachhilfe" im Nähen geben.
Auch die Assistenzärzte sind klasse! Sie nehmen einen überallhin mit, erklären alles und freuen sich immer über Unterstützung. Gelegentlich steht auch das gemeinsame Eis- oder Kuchenessen nach der Arbeit auf dem Programm.
Ein paar Empfehlungen für Unternehmungen in Waren:
- Baden gehen an Majorseck und die Wasserrutsche ausprobieren ;)
- Das Wisentreservat besuchen
- Surfen (oder einen Kurs machen)
- Limoncellospritz am Hafen trinken
- Einen Blick auf das Kultur und Konzertprogramm haben
Zusammenfassend kann ich das chirurgische Tertial in Waren klar empfehlen. Mit ein bisschen Abenteuerlust, Initiative und Interesse ist ein gelungenes Tertial vorprogrammiert.
