PJ-Tertial Neurologie in Inselspital Bern (3/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Bettenstation, Stoke Unit, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich kann das PJ in der Neurologie der INSEL sehr empfehlen. Ich habe 2 Monate auf der allgemeinen Bettenstation gearbeitet, einen Monat auf der Stroke Uni und einen Monat auf dem Notfall und würde auch weiterempfehlen, dies so zu machen.

Arbeitsalltag:
Bern ist eine der grössten Neurologien in der Schweiz, dementsprechend breit ist das Patient:innen-Aufkommen. Auf der Bettenstation mit 35 Akutbetten bekommt man darum einen sehr breiten Einblick. Generell hängt man sich meist primär an eine:n AA/AÄ und betreut dessen/deren Patient:innen mit oder übernimmt später auch einzelne als Hauptansprechpartner:in (wie immer: je nach AA/AÄ). Morgens startet man wie immer mit der Visite. Es gibt täglich eine Besprechung mit der Neurorad, sodass man auch einiges über die Bildgebung mitnehmen kann. Nach der Visite ist dann Zeit zu erledigen, was so anfällt: Patient:innen aufnehmen / untersuchen, LPs durchführen (nach 1-2x zuschauen, darf man eigentlich immer selbst punktieren), Assessments durchführen (Moca, Schellong, Sara, etc.), Berichte schreiben. Nachmittags gibt es dann immer eine ausführliche Besprechung mit dem:der zuständigen OÄ, welche sich auch sehr viel Zeit für Teaching nehmen.
Der von anderen bereits angesprochene "Visitendienst" besteht aus der Organisation der Chef-Visite (Privatpatient:innen werden täglich chefärztlich visitiert, ansonsten ist Mittwoch Chef-Visite von allen Patient:innen). Dadurch verpasst man ab und zu die Visite der einem bekannten Patient:innen, es ist aber auch keine komplett "verschenkte" Zeit, da man dafür ja auf einer anderen Visite dabei ist. Generell sind auch meist 3-4 Unterassistent:innen auf Station, sodass man dies nur 1x/Woche machen muss.
Durch das breite Bild an neurologischen Erkrankungen, braucht man etwas länger um sich einzuarbeiten, weshalb ich persönlich sehr davon profitiert habe, 2 Monate auf der Station zu sein.

Auf der Stroke Unit ist alles ein wenig mehr "straight forward". Man sieht natürlich primär ein Krankheitsbild, den Schlaganfall, aber kann durch die standartisiertere Behandlung, sehr schnell eigenständig Patient:innen betreuen. Hier ist täglich oberärztliche Visite und auch hier gilt, dass gerne viel erklärt wird.

Auf dem Notfall kann man natürlich nie vorhersagen, was der Tag bringen wird. Manchmal ist das Aufkommen so hoch, dass v.a. bei unerfahreneren UAs nicht viel Zeit für Teaching bleibt, manchmal ist es zu ruhig, wodurch man dann auch nicht so viel lernt. Bei einem guten Level an Patient:innen, macht aber auch die Arbeit hier viel Spass und man kann viele Patient:innen zuerst selbst anamnestizieren und untersuchen, Verdachtsdiagnosen und Procedere anschliessend mit AÄ/OA besprechen.
Während man auf Stroke Unit und Bettenstation immer nur Mo-Fr arbeiten, wird auf dem Notfall auch erwartet mal einen Wochenenddienst oder Spätdienst zu machen.

In die Funktionsbereiche wie EEG, Neurovaskulärer Ultraschall, ENMG oder die Poliklinik zu rotieren ist eigentlich nicht vorgesehen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass auch dies nach Rücksprache möglich ist, wenn hier Interesse bestünde.

Unterricht: Es gibt keinen spezifischen PJ Unterricht. Aber es findet jeden Morgen von 8-8:30 eine Morgenfortbildung statt, teilweise als Fortbildungsreihe zu bestimmten neurologischen Krankheitsbildern, teilweise Fallvorstellungen und teilweise Forschungsvorträge. Zudem gibt es auf Bettenstation 1x/Woche den "Case of the Week" wo mit dem gesamten ärztlichen Team ein Fall auf Station ausführlich untersucht und differentialdiagnostisch besprchen wird.

Allgemeines:
Das Team in der Neurologie ist mega nett, Alle AÄ/AA aber auch OA/OÄ nehmen sich gerne viel Zeit für Erklärungen. Die Hierarchien sind flach und eigentlich sind alle per du, was für ein angenehmes Arbeitsklima sorgt. Die Arbeitszeiten von 7:30 - ca 17:00/17:30 (auf Stroke oder Notfall je nach Arbeitsaufwand auch mal kürzer) sind natürlich eher länger als in Deutschland, dafür ist alles ein bisschen weniger gestresst und man hat eigentlich immer Zeit gemeinsam mit dem Team Mittagessen zu gehen.
Man bekommt 1200 CHF Gehalt (nach Abzug von Abgaben noch so ca. 1120 CHF ausgezahlt - dafür aber am Ende noch anteilig einen 13. Monatslohn). Davon kann man seinen Lebensunterhalt in Bern gerade so finanzieren, übrig bleiben tut aber ziemlich sicher nichts (bspw. kostet das Wohnheimzimmer 650-750 CHF, Mittagessen in der Klinik gut 10 CHF - und den ein oder anderen Ausflug etc. möchte man ja auch noch machen...). Wegen des Gehalts lohnt es sich also nicht nach Bern zu kommen - aber immerhin gibts auf Station immer kostenlosen Kaffee ;)
Als Kleidung bekommt man leider eigentlich nur einen hinten verschliessbaren Kittel, wie man ihn aus der Serie "Charité" kennt. Auf dem Notfall gibt es aber auch weisse Hosen und T-Shirts. Es schadet aber sicher nicht sonst noch einen eigenen Kittel mitzubringen. Dazu bekommt man einen eigenen Laptop, sodass man sie nie mit irgendwem um einen Arbeitsplatz "streiten" muss.
Pro Monat bekommt man 2 Urlaubstage, welche nicht auf die Fehlzeiten in Deutschland angerechnet werden.

Trotz tendentiell eher längerer Arbeitszeiten als in Deutschland bleibt v.a. im Sommer noch genug Zeit die langen Abende zu nutzen, um Bern und auch die wunderschöne Umgebung zu geniessen - und somit hatte ich in Bern sowohl fachlich als auch in meiner Freizeit eine sehr gute Zeit!
Bewerbung
ca. 1 Jahr im Voraus (http://www.neurologie.insel.ch/de/lehre-und-forschung/lehre/ausbildung)
Unterricht
3 x / Woche
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Punktionen
Notaufnahme
Rehas anmelden
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1200

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33