PJ-Tertial Neurochirurgie in Hospital Italiano (12/2022 bis 2/2023)

Station(en)
Servicio de Neurocirugia, Intensivstation, ICU, OP
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Wenn man einen Teil seines PJs im Hospital Italiano in Buenos Aires verbringen will, muss man einige Dinge beachten. Ich wollte umbedingt ein Tertial in einem spanisch sprachigem Land am Liebsten in Südamerika machen und habe deshalb ein chirurgisches Fach gewählt, weil mich das am wenigsten interessiert. Dementsprechend war es mir auch wichtig, viel Freizeit zu haben und das hat mir das Tertial im Hospital Italiano auf jeden Fall geboten.

Erstmal einige Rahmenbedingungen in denen sich das PJ in Argentinien abspielt:
Soweit ich es beurteilen konnte, wird in Argentinien eher nach einem System unterrichtet, das ich aus Italien kenne. Konkret, das Medizinstudium ist sehr theoretisch und alle müssen irre viel auswendig lernen. Es scheint nicht vorgesehen, dass MedzinstudentInnen im PJ irgendwelche konkreten Aufgaben übernehmen sollen. Stattdessen beginnt nach dem Studium die sogenannte "Residencia" also das Assistenzarzt-Dasein, wo die Jung-MedizinerInnen quasi 100 Stunden pro Woche arbeiten und sehr hierarchisch, nach abgeleisteten Dienstjahren die Drecksarbeit zugeteilt wird. Dementsprechend meinten alle Assistenzärztinnen zu mir immer nur, ich solle den Rest meines Studiums genießen und mir so viel frei nehmen, wie ich will.
Ich habe im Januar mit meinem Tertial begonnen. Januar und Februar sind in Argentinien Hochsommermonate, in denen alles ziemlich runtergefahren wird. Die halbe Abteilung war auf Urlaub, als ich angekommen bin, es gab kaum elektive Operationen und generell sehr sehr wenig zu tun.

Zum Hospital Italiano de Buenos Aires (kurz: HIBA)
Auf mich wirkte das Krankenhaus sehr gut ausgestattet. Also den Standarts nach auf europäischem (oder teilweise höherem) Niveau. Die Organisation des Hauses funktioniert aber völlig anders, als ich es aus Europa kenne. Die Stationen werden nicht nach Fachrichtung unterteilt, sondern allein nach Schweregrad der Erkrankung. So gibt es die Intenssivstation, intermediate care und Normalstationen, die werden von den Intenssivmedizinerinnen oder Internistinnen betreut. Zusätzlich gibt es noch die sog. "servicios" also die Fachrichtungen. Ich war z.B. im "servicio de neurocirugía". Die servicios haben allesamt einen eigenen Bereich, mit den Sprechzimmern der Ärzte und Ärztinnen. Die neurochirurgischen PatientInnen sind dementsprechend über das gesamte Haus verteilt und die residentes/Assistenzärzte rennen den ganzen Tag von Abteilung zu Abteilung, um Visiten, Diagnostik und dergleichen zu machen.
Das Krankenhaus ist privat und scheint wohl einen ganz guten Ruf zu haben. Mir wurde öfters erklärt, dass die Ausstattung usw. weit über dem argentinischen Standart liegt und das das öffentliche Gesundheitssystem des Landes ganz anders aussieht.

Tagesablauf:
Wie oben bereits erwähnt, kam ich zu einer Zeit in der die gesamte neurochirugische Abteilung auf Sparflamme lief. Die residentes, die es ansonsten gewohnt sind, quasi im Krankenhaus zu leben und außerhalb gar kein Leben mehr zu haben (3 Nachtdienste pro Woche, ohne freien Tag danach), waren dementsprechend sehr entspannt drauf und nahmen sich sehr viel Zeit mir alles ausführlich zu zeigen. Wer schonmal in Argentinien war, wir wissen wie unglaublich freundlich und nett die Argentinier sind. Alles wollten umbedingt, dass ich eine gute Zeit in ihrem wunderschönen Land verbringe, haben mir unentwegt Tipps gegeben, wohin ich reisen solle. Das war schon sehr cool. Leider, wie gesagt, blieb dabei das Medizinische etwas auf der Strecke. Mir wurde sofort am Anfang gesagt, ich könne kommen und gehen, wann ich wolle. Wenn ich mal ein, zwei Wochen verreisen wollen würde, wäre das überhaupt kein Problem usw.
Ansonsten beginnt der Tag um 8 Uhr zu Morgenbesprechung. Dort werden zuerst die Notfälle besprochen, danach die internierten Patienten. Danach wird ziemlich willkürlich Visite gemacht. Da es ein privates Haus ist, bekommen die Patientinnen eine/n Fachärztin zugewiesen, der/die sich dann um sie kümmert. Deshalb bin ich einfach immer mit dem/der mitgegangen die am meisten erklärt haben. Wahrscheinlich der Jahreszeit geschuldet gab es jetzt nicht viele exklusive neurochirurgische Fälle zu sehen, aber bei den Visiten habe ich schon viel gelernt und nachgefragt und dann wurde auch sehr viel Teaching gemacht. Nach der Visite bin ich meistens mit den residentes zum Frühstück gegangen (auch eine Neuheit in Argentinien, dass man im Krankenhaus frühstückt), wo sie mich netterweise immer mit geschmuggelt haben. Danach konnte ich mir aussuchen, ob ich mich an einen residente dranbastle und mit ihm/ihr den Tag verbringe. Das war dann viel Notaufnahme, Diagnostik anfordern, Patienten visitieren, Lumbalpunktionen, extrem viel Bürokratie! usw. Oder ich konnte auch in den OP. Zum OP muss man allerdings sagen, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wird assistieren können. Das liegt vielleicht auch am Fach. Aber bei den meisten Chirurgen ist man sehr sehr gern gesehen im OP und bekommt, den gesamten Ablauf von vorne bis hinten geschildert. Und da hab ich auch sehr viel mitnehmen können.
Meistens bin ich kurz nach Mittag gegangen, weil es nichts mehr zu tun/zu sehen gab.

Fazit:
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das Tertial empfehlen würde. Ich glaube, dass ich so wenig machen konnte, war viel den Umständen geschuldet also 1. argentinisches Ausbildungssystem, 2. Hochsommer, 3. Fach Neurochirurgie. Vielleicht (eigentlich gehe ich davon aus) ist es bei anderen Bedingungen etwas besser. Außerdem muss man dazusagen, dass ich dort 8 Wochen verbracht habe, weil das von unserer Uni als Mindestlaufzeit für ein PJ Tertial vorgegeben ist. Ich denke vier gute Wochen hätten total ausgereicht. Also wie gesagt, vom eigentlichen Tertial im Krankenhaus her kann ich es nur bedingt empfehlen, aber die gesamte Reise, Argentinien, Buenos Aires, die unglaublich netten Menschen, die Möglichkeit das (medizinische) Spanisch zu verbessern, all diese Dinge haben es trotzdem alles in allem zu einer unglaublichen Erfahrung gemacht, die ich jeder/m uneingeschränkt empfehlen kann.
Bewerbung
Ich habe mich an echt vielen Krankenhäusern in ganz Südamerika beworben und das verläuft teilweise schon etwas happig. Also man muss sich dafür einfach etwas Vorlaufzeit gönnen. Ein Jahr ist sicher nicht schlecht.
Also zu Beginn eine Mail an das Büro für internationale Beziehungen: dri@hospitalitaliano.org.ar
Mir hat dann nach ca. 5 Tagen Maria Cristina geantwortet (mariacristina.aquino@hospitalitaliano.org.ar) bzw. danach Florencia (florenciag.rodriguez@hospitalitaliano.org.ar), deshalb vielleicht kann man auch direkt denen schreiben. (Generell empfehle ich bei allen Bewerbungsschritten hartnäckig zu sein und dran zu bleiben.)
Nach etwa 2 Monaten hat sich dann das Büro (Dr. Bacanelli) bei mir gemeldet und mir mitgeteilt was ich alles einreichen muss:
1. Lebenslauf in Spanisch
2. Zwei Empfehlungsschreiben
3. Kopie der Noten der Universität
4. Impfzertifikat für Hepatitis B und Covid19
Dann muss man noch ein ewig langes Formular ausfüllen, in dem man spezifiziert welche Fachrichtungen und wie lange usw. und sowas wie ein kleines Motivationsschreiben usw. dabei sind. Die Sprachkenntnisse muss man nicht nachweißen, sie fragen einen nur, ob man denkt, dass man genug versteht und spricht, um die Rotation machen zu können.
Dann muss man alle Dokumente zu einem einzigen PDF zusammenfügen und einreichen.
Wichtig zu wissen, die maximale Laufzeit für eine Rotation am HIBA beträgt 2 Monate. Man kann in dieser Zeit entweder 1 oder 2 Fächer machen.
Nach etwas mehr als einem Monat habe ich dann die Zusage bekommen.
Also irgendwie wirkt die Bewerbung mega kompliziert und sie ist definitiv zeitintensiv, aber die Organisation läuft alles in allem ganz gut und übersichtlich ab. Dann bekommt man auch alles mitgeteilt, also wohin man am ersten Tag gehen soll usw.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.2