PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Limmattal (8/2021 bis 10/2021)

Station(en)
4. Stock Ost/West
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Spital:
Ich habe 2 Monate im Limmattal-Spital verbracht, davon 6 Wochen auf Station/OP und 2 Wochen in der Notaufnahme.
Am ersten Tag war alles sehr gut organisiert, man hat einen Badge bekommen für Umkleide/Räumlichkeiten sowie einen Sucher und Arbeitskleidung. Ich hatte das Glück dass sehr nette Unterassistenten auf der Station waren, sodass ich mich schnell einfinden konnte. Das Spital ist frisch renoviert und super schön! Das Essen in der Mensa kommt einem Restaurant-Besuch gleich, ist auch dafür nicht günstig (8-15 CHF). Das Schweizer-Deutsch ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, nach einem Monat versteht man aber das Meiste und die Ärzte können in der Regel auch alle hochdeutsch. Der Tag beginnt um 7:15 (Montags 7:00) mit dem Morgen-Rapport und Dienstende ist in der Regel nach dem Nachmittagsrapport gegen 16:00-16:30, ausser man ist noch länger im OP eingeteilt. Was ich zunächst erstaunlich fand, war die Tatsache dass es in der Chirurgie keine klassisch getrennten Abteilungen gibt (zB Viszeralchirurgie/Traumatologie). Die Patienten liegen alle gemischt auf den Stationen verteilt. Man wird eigentlich jeden Tag fest im OP eingeteilt und hat somit die Möglichkeit ganz viele unterschiedliche Eingriffe in den Bereichen Trauma-, Viszeral-, Handchirurgie sowie plastische Chirurgie zu sehen. Da ich zum ersten Mal in einer allgemeinchirurgischen Abteilung gewesen bin, habe ich in den 2 Monaten einen sehr guten Einblick in die o.g. Disziplinen erhalten können.
Zum Ablauf im OP muss man Folgendes erwähnen: die meisten Ärzte sind sehr nett, und es ist einem keiner böse wenn man mal was nicht weiss oder noch nicht soviel OP-Erfahrung hat. Was mich persönlich etwas gestört hat ist die Tatsache dass absolut keine Lehre stattgefunden hat. Im OP wird man als Hakenhalter eingesetzt (idR also Zweit-Assistenz), auf Fragen wird einem meist nett geantwortet, aber das wars dann auch. Wenn man die Erwartung hat dass man 'Schritt für Schritt' vom Operateur durch die Operation geführt wird und mit einem Verständnis für den soeben durchgeführten Eingriff aus dem Saal geht ist man in diesem Krankenhaus leider an der falschen Stelle. Ich habe deswegen versucht mich am Vorabend auf die Operationen vorzubereiten damit ich möglichst viel verstehen
und mitnehmen konnte. Abgefragt wird man im OP höchstens mal vom Chefarzt oder von Dr. Ochsner. Nähen durfte man wie ich fand enttäuschend wenig. Es ist nur bei allgemein-versicherten Patienten möglich und nicht jeder Operateur hatte die Geduld dafür. Am Besten immer nachfragen ob man Nähen darf, aber nicht davon ausgehen dass man am Ende seiner Zeit im Spital ein Profi darin sein wird.
Das Thema Lehre steht auf der Station leider auch ganz hinten an. Man muss dazu sagen, dass die Assistenzärzte auch extrem beschäftigt sind und echt keine Zeit dafür haben. Trotzdem hätte es mich gefreut wenn sich mal jemand einen kurzen Moment genommen hätte um mal ein Krankheitsbild durchzusprechen oder das postoperative Prozedere genauer durchzugehen. Die Assistenzärzte waren aber alle sehr nett! Zu dem Zeitpunkt wo ich den Bericht schreibe ist es allerdings so dass in den nächsten Monaten 8-10 von ihnen das Spital verlassen sodass ich über das zukünftige Team wenig Angaben machen kann. Fortbildungen für PJler gibt es keine. Auf der Station ist es somit meist recht langweilig. Die Pflege in der Schweiz übernimmt die Verbandswechsel und Blutabnahmen/Viggos sodass man am Patienten selbst keine Aufgabe hat. Es läuft darauf hinaus dass man leider zum administrativen Assistenten der Assistenzärzte wird. Man schreibt dann die Arztbriefe für Patienten die man meist nicht kennt und macht Termine aus. Wenn man motiviert ist kann man eigene Patienten übernehmen und diese bei den Rapports und bei den Visiten vorstellen und auch die Verordnungen machen. Wer sich also wirklich auf das spätere Arbeitsleben vorbereiten möchte, kann auch bei der Chefarztvisite die Patienten vorstellen und sich in die Versorgung der Patienten involvieren, was auch eine gute Übung ist. Die Hierarchie auf der Station ist extrem präsent. Bei der Chefarztvisite soll man zB möglichst als Letzter den Raum verlassen und den OÄ den Vortritt lassen etc. Wer sich allgemein schlecht unterordnen kann sollte sich besser nach einer anderen Stelle umsehen! Dafür waren die meisten OÄ und auch der Chefarzt im OP sehr nett, 'Angst' muss man keine haben.
Die Zeit in der Notaufnahme, von der immer alle so positiv berichten, fand ich eher ernüchternd. Ich habe in meinem internistischen Tertial davor 2 Monate in der ZNA verbracht und durfte dort sehr viel machen. Deshalb fand ich es in der Notaufnahme vom Limmi leider ziemlich langweilig. Man übernimmt Patienten zwar komplett alleine und bespricht das Prozedere mit dem Oberarzt. Mit denen war man meist auch per du, was deutlich entspannter war als auf der Station. Allerdings sind die Schichten sehr lang (9 Stunden ohne feste Pause, Dienst am Wochenende) und es kann oft mehrere Stunden dauern bis man vom Oberarzt einen Patienten zugeteilt bekommt. Oft habe ich somit pro Tag nur einen Patienten betreut. Diese Warterei fand ich echt extrem nervig. Man konnte zwar immer mit den Assistenzärzten mitlaufen, aber da war man dann meistens nur Zuschauer und fühlte sich am Ende oft als würde man nur im Weg rumstehen. Anderen Unterassistenten hat es in der Notaufnahme allerdings sehr gut gefallen, vielleicht hatte ich auch einfach bisschen Pech und es war weniger Betrieb in der Zeit als ich da war.

Personalhaus:
Man hat die Möglichkeit für 300 CHF ein Zimmer im Personalhaus zu beziehen. Dieses ist nur 2 Minuten zu Fuss vom Spital entfernt und extrem sauber, sodass ich mich hier sehr wohl gefühlt habe. Es gibt eine Dachterasse und sogar einen Klavierraum. Es ist allerdings kein 'Studentenwohnheim'. Bei meiner Ankunft war das Wohnheim sehr leer und während meiner Zeit gab es auch keine weiteren Unterassistenten sondern eher ältere Personen bei mir auf dem Stock. Es ist allgemein recht ruhig und wer sich auf wildes Studentenleben eingestellt hat wird hier leider enttäuscht sein. Für 55 CHF kann man sich über die Physiotherapie einen Zugang zum Fitnessraum des Wohnheims geben lassen, die Geräte sind teilweise etwas alt aber völlig ausreichend und ich fand es sehr cool dass es die Möglichkeit gab im Haus Sport zu machen!

Freizeit
Das Spital befindet sich in Urdorf/Schlieren und ist somit etwa 10 km von Zürich Zentrum entfernt. Das klingt jetzt nicht nach viel aber man muss sich echt bewusst machen dass es sich um einen industriellen Vorort handelt und man eben den Hauptteil seiner Zeit in Urdorf und nicht in Zürich im eigentlichen Sinne verbringt. Den Charme der Altstadt Zürich wird man hier nicht wiederfinden. Mit dem Fahrrad ist man in 35 Minuten in Zürich, mit der Bahn in etwa 10 Minuten, der öffentliche Transport ist aber sehr teuer (13,60 CHF für Hin- und Rückfahrt). Man hat 1-2 mal pro Woche Pickettdienst und in 8 Wochen hatte ich 2 Mal am Wochenende Pickett-Dienst (von Freitag Abend-Montag Morgen). Für ein Wochenende kriegt man einen kompensatorischen freien Tag. Die Anzahl der Pickettdienste ist immer abhängig davon wieviele Unterassistenten gerade da sind, wenn man nur zu zweit ist hat man deutlich häufiger Dienst. In den 2 Monaten bin ich die einzige die einmal abends von den Orthopäden gerufen wurde.

Allgemeine Empfehlung
Ich kann ein Tertial am Limmatspital nur eingeschränkt empfehlen. Ich fand 2 Monate so in Ordnung und würde mich wahrscheinlich nochmal für das Spital entscheiden. Ein ganzes Tertial ist in meinen Augen allerdings zu lang weil man, wie ich finde, nach 2 Monaten nicht mehr viel lernen kann. Ich fand dass es leider kein richtiges Konzept für uns Unterassistenten gab und man sich sehr bemühen musste um Aufgaben bei denen man etwas lernen konnte. Wenn man schon weiss dass man Chirurg werden möchte, würde ich mich in einem Spital bewerben in dem man aktiver mitoperieren darf und der Fokus mehr auf der Lehre liegt. Wenn man gar kein chirurgisches Interesse hat, würde ich das Spital auch nicht empfehlen weil man teilweise den ganzen Tag im OP eingesetzt wird. Ich persönlich bin gerne im OP, deshalb fand ich es cool dass man bei so vielen unterschiedliche Eingriffen dabei war auch wenn man nicht wirklich aktiv gefördert wurde. Ich kann somit empfehlen ein halbes Tertial hier zu verbringen wenn man Interesse daran hat einfach einen Einblick in verschiedenste Eingriffe/ den Alltag auf der chirurgischen Station zu bekommen ohne zu hohe Erwartungen an eine 'chirurgische Ausbildung' zu haben.
Bewerbung
2 Jahre davor, wohl auch spontaner möglich
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Notaufnahme
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
960

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27