PJ-Tertial Chirurgie in Kantonsspital Liestal (8/2008 bis 12/2008)

Station(en)
Chirurgie, Orthopädie, chirurgischer Notfall
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Koeln
Kommentar
Insgesamt war ich relativ enttäuscht von dem Tertial in Liestal. Zugegebenermaßen ist Chirurgie auch nicht mein Lieblingsfach. Dennoch hätte ich für das täglich zu absolvierende Pflichtprogramm mehr Ausbildung erwartet, daran war jedoch bei Überstunden selbst für Uhu`s (=Unterhunde, und ja das waren wir oft) kaum zu denken!

Pro:
-Gehalt
-man sieht viele Operationen, ein paar wenige Oberärzte (wie der, der die Unterassistenten koordiniert) sind total nett und erklären auch was
-mit den vielen Aufnahmen lernt man spätestens jetzt einen systematischen Status zu erheben
-einmal wöchentlich Fortbildung anhand eines Journal-Artikels im Morgenrapport
-tägliche Röntgenbesprechung und regelmässige Tumorkonferenz
-Möglichkeit zur Rotation von jeweils drei Wochen auf Notfallstation und Orthopädie
-im Notfall lernt man sehr viel und hat oft die Gelgeneheit selbstständig Patienten unter Aufsicht zu behandeln
-in der Orthopädie sind die Assistenten total nett und machen gern teaching
-Liestal ist ne hübsche kleine Stadt
-das Zusammenleben im Wohnheim macht Spass (gemeinsames Grillen, gemeinsame Ausflüge, Freud und Leid werden geteilt)
-Wochenenddienste werden mit Freizeit abgegolten
-Dienstpläne werden in Absprache mit dem koordinierenden Oberarzt von den Unterassistenten selbst koordiniert (d.h. Wünsche lassen sich einbringen)


Contra:
-man muss in zahlreichen Operationen assistieren
und sich dabei von den teilweise cholerischen Operateuren anmotzen lassen...gipfelte beispielsweise in einem "keine Fragen, konzentrier dich auf deinen Haken" oder einem wütend aufstampfenden Operateur, der den Namen keines einzigen Unterassistenten kannte und sich auch keineswegs Mühe gab das mal zu ändern, etc.
-eigentliche Arbeitszeit von 7 bis 17 Uhr mit einer Stunde Mittagspause....tatsächlich konnte man die Mittagspause bei weitem nicht immer nehmen und musste stattdessen oft länger bleiben
-zahlreiche Botengänge für Assistenten, die öfter auch in oben erwähnten Überstunden gegipfelt sind, beispielsweise beim "Medikamente aktualisieren" damit Briefe in der kommenden (!) Woche schneller zu schreiben sind oder Laborwerte abschreiben
-noch viel mehr Überstunden für die Assistenten (was Unterassistenten indirekt betrifft, weil deren Laune entsprechend ist)
-bei eigentlich sehr netten Kollegen (sowohl bei Pflege als auch Ärzteteam) machte sich manchmal die hohe Arbeitsbelastung negativ im Miteinander bemerkbar
-Spitzname "Statomat" für Unterassistenten, weil an manchen Tagen (auch im Notfall) eine Aufnahme (Status erheben) nach der anderen zu machen war....an die detailliertere Verfolgung "eigener" Patienten war gar nicht zu denken
-Fortbildung für Unterassistenten soll eine Stunde wöchentlich von den UA´s selbst gehalten werden...mal abgesehen davon, dass nicht einmal die Mühe gemacht wird eine strukturierte Fortbildung anzubieten, hatten wir mindestens dreimal Power-Points vorbereitet, aber bekamen dann kein frei, weil zuviel im OP und mit Aufnahmen zu tun war
-ab und zu waren Studenten aus Basel bei uns auf der Station, um unterrichtet zu werden. Um diese Fortbildungen wurde ein grosses Aufheben gemacht (wer macht den Unterricht? welche Patienten stellen wir vor?), um einen guten Eindruck bei den Studis zu hinterlassen. Aufgrund unseres Unterassistenten eigenen Aufgabenbereiches hatten wir jedoch keine Gelegenheit an diesem Unterricht teilzunehmen (wurden auch nicht dazu eingeladen). Um uns, die "hauseigenen" Studenten, wurde kaum Aufhebens gemacht. Keine Worte solange alles gut lief. Schimpfen wenn irgendwas mal nicht sofort funktionierte (UA nicht zur Stelle bei OP Beginn, Foto aus der OP nicht zur Morgenbesprechung heruntergeladen, Haken nicht spitzenbetont genug gehalten, etc.).
-Pickett-Dienste während der Woche bedeuteten Dienstfunk ab 17 Uhr und wurden auch wenn viel los war (so stand ich mal die gesamte Nacht bis zum nächsten morgen, also insgesamt 24 Stunden mit kleinen Unterbrechungen im OP) nicht kompensiert

Abschliessend möchte ich angehenden Liestaler Chirurgie Unterassistenten sagen, dass dieser Eindruck rein subjektiv ist und die Situation sich jederzeit ändern kann. Also nicht sofort entmutigt sein von meinem negativen Fazit. Vielleicht hat jemand anders auch mehr Spass an Chirurgie und kommt mit dem unfreundlichen Ton besser zurecht. Insofern ist alles relativ.

Zumindest aktuell habe ich mich mehr wie eine billige Arbeitskraft als wie eine Studentin in Ausbildung gefühlt. Und so ging es auch den anderen Unterassistenten der Chirurgie.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus formlos per Mail
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Nahtkurs
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca. 650 Euro (=1000 Franken)

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67