PJ-Tertial Chirurgie in Krankenhaus Agatharied (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
9 (Viszeral- und Gefäßchirurgie), 10 (Unfallchirurgie), ZNA
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Meine anfänglichen Startvoraussetzungen für das Chirurgie-Tertial:
- Noch nie steril am Tisch gestanden und auch sonst wenig bis keine Erfahrungen im OP.
- Nicht die leiseste Absicht jemals als Chirurg tätig zu sein.

Mein Plan war daher ein möglichst entspanntes Chirurgie-Tertial zu haben und die ganze Sache einfach hinter mich zu bringen.
Entspannt war es auch auf jeden Fall (im besten Sinne), aber mein Bild von der Chirurgie hat sich dabei komplett geändert.

Die Wahl auf Agatharied fiel aufgrund der guten Bewertungen und da ich bereits einmal für ein Blockpraktikum in der Psychiatrie im Haus unterwegs war und mich gerne an die schöne Umgebung und die fantastische Mensa zurückerinnerte.
Außerdem sind die Rahmenbedingungen für PJs einfach unschlagbar. Versucht mal all diese Dinge am Uniklinikum zu bekommen:
- Gehalt (400 Euro/Monat)
- Benzingeld (siehe unten) bzw. Fahrkostenerstattung für die Öffentlichen
- Kleidung
- Gratis Mittagessen
- Eigenes Telefon
- Eigener EDV-Zugang
- Eigener Spind mit Schlüssel
- Unterkunft

Kennt ihr das, wenn man am ersten Tag keinen Plan hat, wo man eigentlich hin muss und sich einmal durch das ganze Krankenhaus fragen muss, bis man den richtigen Ansprechpartner findet?
Wird euch in Agatharied nicht passieren. Der PJ-Betreuer Stefan H. schreibt euch ein paar Wochen vor Beginn eine Begrüßungsmail mit den wichtigsten Infos und heißt euch im Krankenhaus willkommen. Man merkt, dass ihm das Wohlergehen der PJs wirklich am Herzen liegt. Er erkundigt sich regelmäßig in Feedbackgesprächen, wie der Stand der Dinge ist, organisiert den Ablauf des Tertials mit den verschiedenen Rotationen, hat immer ein offenes Ohr für Probleme und ist insgesamt einfach ein richtiger Ehrenmann!

Zu den Rotationen:
Prinzipiell verbringt man zwei Monate in der Viszeral- und Gefäßchirurgie und zwei Monate in der Unfallchirurgie bzw. Orthopädie. Zwei Wochen kann man dabei in der Notaufnahme sein. Wenn man mal Lust hat für ein paar Tage in eine andere Fachrichtung zu schauen (z.B. Gynäkologie) ist das auch kein Problem, Stefan regelt das. Da mein Tertial in die Corona-Zeit fiel, hat sich noch die Besonderheit ergeben, dass ich für zwei Wochen im Gesundheitsamt ausgeholfen habe. Das war eine interessante Erfahrung, ist für spätere PJs aber (hoffentlich) nicht mehr so relevant.

Alltag:
Der Tag beginnt in der Viszeralchirurgie um 07.15 Uhr mit der Morgenbesprechung und anschließend der Morgenvisite. In der Unfallchirurgie ist die Reihenfolge umgekehrt. Danach geht es an die klassischen PJ-Aufgaben: Blutentnahmen, Nadeln und Verbandswechsel (tlw. mit Drainagenzug, Fädenzug, etc.). Der Arbeitsaufwand ist aber in der Regel überschaubar. Danach kann man sich den Tag prinzipiell frei einteilen. In der Viszeralchirurgie wird man als Hakenhalter nur relativ selten wirklich gebraucht (z.B. bei Whipple-OPs), in der Unfallchirurgie bzw. Orthopädie noch ein wenig häufiger. Abgesehen davon steht es einem aber frei im OP zu sein oder auf der Station zu helfen.
Ich schätze, damit ist es sowohl für Chirurgie-Muffel als auch für Interessierte attraktiv. Man darf eigentlich fast immer mit an den Tisch und die meisten Ärzte sind auch sehr erklärfreudig. Ich hätte zwar gerne etwas mehr im OP genäht, aber das ist halt manchmal schwierig, da das auch viele Assistenzärzte machen wollen/müssen. In der Notaufnahme hat man aber reichlich Gelegenheiten, um die Näh-Skills zu verbessern.

Essen:
Einfach die beste Krankenhaus Kantine, in der ich je war. Und alles kostenlos.

Arbeitsweg:
Ich habe die vier Monate lang von München aus gependelt (mit dem eigenen Auto). Das Pendeln geht für meinen Geschmack schon ziemlich an die Substanz, ist für einen begrenzten Zeitraum aber in Ordnung, man gewöhnt sich daran. Man kann auch mit der BOB nach Agatharied fahren.
Die Fahrtkosten werden komplett erstattet (z.B. bei den Öffentlichen das Semesterticket). Und gerade beim Benzingeld hat sich das wirklich gelohnt.

Stimmung:
Von den Pflegekräften bis zum Chefarzt eine tolle Stimmung, besonders in der Viserzal- und Gefäßchirurgie. CA Prof. Schardey hat mich am ersten Tag persönlich begrüßt und willkommen geheißen, das kannte ich so vom Universitätsklinikum noch nicht. Die Assistenzärzte sind ausnahmslos nett und nehmen sich auch gerne die Zeit den PJs etwas zu erklären.

Einziger Wermutstropfen:
Keine Fortbildungen dank Corona. Aber auch da hat Stefan wenigstens noch ein paar Sonographie-Kurse für uns organisiert.

Fazit:
Uneingeschränkte Empfehlung für das chirurgische Tertial. Ich hatte eine richtig gute Zeit und hab vor allen Dingen auch wahnsinnig viel gelernt.
Inzwischen finde ich Chirurgie nicht nur interessant, sondern spiele ernsthaft mit dem Gedanken diese Fachrichtung zu machen.
Bewerbung
Ãœber das PJ-Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Rehas anmelden
Blut abnehmen
Mitoperieren
Braunülen legen
Gipsanlage
Punktionen
Briefe schreiben
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13