PJ-Tertial Innere in Sophien- und Hufeland- Klinikum (11/2019 bis 3/2020)

Station(en)
Geriatrie
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Jena
Kommentar
Zur Geriatrie im Allgemeinen:
Erstmal vorweg die Erklärung, warum ich mich überhaupt für die Geriatrie entschieden habe. Vor dem Tertial kam die Innere für mich als mögliche Facharztrichtung gar nicht wirklich in Frage, ich spielte mit dem Gedanken in der Allgemeinmedizin oder Anästhesie anzufangen. Also wollte ich mein Innere-Tertial nicht bloß auf einer Kardio oder Gastro machen sondern in den 4 Monaten die Innere so breit aufgestellt wie nur möglich kennenlernen. Dafür war die Geriatrie perfekt. Man erhält sogar einen Enblick in die Chirurgie (Alterstraumatologie), da auch Patienten nach Frakturen und Traumata auf die Geriatrie kommen. Die Arbeit ist also sehr vielseitig, die Patienten bringen Vorerkrankungen aus praktisch allen Fachrichtungen mit und man bekommt auch einen guten Überblick über die Pharmakotherapie dieser Grundleiden, ebenso wie man speziell auch lernt, welche Medikamente beim älteren Patienten eher ungeeignet sind. Die Zeit hat mich sehr sensibilisiert im Umgang mit Demenz/Delir und im Umgang mit der Pharmakotherapie beim älteren Patienten. Egal welche Facharztrichtung ich später einschlagen sollte, ich habe das Gefühl einen sehr guten Einblick in die Innere bekommen zu haben. Vielmehr noch ziehe ich nach diesem Tertial den Facharzt für Innere Medizin und auch die Geriatrie als Berufswunsch in Betracht, was ich mir vorher nicht hätte vorstellen können.

Die Stationsarbeit:
Zuerst einmal wurde ich von Anfang an sehr freundlich im Team aufgenommen. Der Chefarzt hat mich in der ersten Frühbesprechung vor dem gesamten Team einmal vorgestellt und sich in den Tagen darauf auch die Zeit genommen mir zu erklären, worin die Aufgaben und Besonderheiten der Geriatrie bestehen, so dass ich gleich einen guten Überblick hatte. In den darauffolgenden Wochen und Monaten wurde ich dann einfach sukzessive eingearbeitet. Ich wurde vom ersten Tag an behandelt wie eine Kollegin und nie augenutzt nur Blutentnahmen oder Aufnahmen zu erledigen. Es war von Anfang an völlig klar, dass ich an den Visiten teilnehmen sollte und dabei lief ich nicht einfach nur "hinterher" wie sonst so oft im Studium üblich war. Ich wurde von Anfang an aktiv in die Visiten mit einbezogen und diese entwickelten sich zur täglichen Lehrveranstaltung. Jeder hat sich die Zeit genommen mir Zusammenhänge zu erklären und in einer wirklich immer freundlichen und entspannten Atmosphäre wurden die Visiten auch zur "mündlichen Prüfung" genutzt ohne, dass es sich wie eine Prüfung anfühlte. So wurde ich einfach zuwischendurch immer mal gefragt, was ich zu den Laborwerten sagen würde / wie ich den Befund beurteilen würde / ob mir etwas an der Medikation des Patienten auffällt / wie ich diagnostisch weiter verfahren würde etc. Die Betreuung und die Lehre waren so unvergleichlich, ich hatte noch nie in dem Studium so viel Freude an einem Praktikum!
Um einige Beispiele zu nennen: Ich habe es zum ersten Mal erlebt, dass ich bei einer Aufnahme Befunde erhoben habe und nach der Übergabe ist der Oberarzt nochmal mit mir zusammen zum Patienten und hat gemeinsam mit mir z.B. auskultiert und mir ein Feedback zu meinen Befunden gegeben. Dadurch lernt man so viel. Auch wurde ich immer motiviert die Visiten unter Supervision auch selber durchzuführen, ebenso wie Aufklärungen, die vorher mit mir durchgesprochen wurden und die ich dann im Beisein des Oberarztes selber machen durfte. Ich wurde so tatsächlich gefordert und gefördert ohne jemals allein gelassen und überfordert zu werden. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich so eingearbeitet wurde, dass ich zuletzt wie ein Assistenzarzt auf Station mitarbeiten konnte und meine eigenen Patienten von der Aufnahme, über die Visiten und bis zur Entlassung und dem Schreiben der Briefe betreuen durfte.

Die Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen & das Betriebsklima:
Auch dahingehend war die Geriatrie wieder ein besonders spannendes Feld, da man mit so vielen Berufsgruppen arbeitet - Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Sozialdienst und Psychiatrie. Ich habe das als zusätzliche Bereicherung empfunden, da man von allen Beteiligten auch so viel lernen konnte und man von den speziellen Berufsgruppen immer ein tolles Feedback zu den Patienten bekommen hat. Um auch hier wieder Beispiele zu nennen: was man bei der Wundversorgung beachten muss, wie man ein Screening auf Schluckstörungen durchführt, Demenzdiagnostik, wie man die Patienten ordentlich entlässt inklusive Verordnungen von Grundpflege und Physiotherapie, wie sich Patienten nach speziellen Eingriffen aus physiotherapeutischer Sicht verhalten sollten - z.B. Luxationsschutz nach Hüft-TEP etc. (um nur einen kleinen Teil zu nennen). Das ist definitiv ein großer Pluspunkt der Geriatrie und auch hier im speziellen wurde ich stets sehr freundlich und wie eine Kollegin behandelt. Man hat aber auch mitbekommen, dass die Pflege leider total unterbesetzt ist, wie überall eigentlich, bei gleichzeitig oft enormer Arbeitsbelastung. Trotz dessen muss ich sagen, dass die Pflege immer alles für die Patienten gegeben hat und dabei unglaublich freundlich geblieben ist. Insgesamt habe ich das Betriebsklima als sehr schön erlebt, wir sind meist in größeren Gruppen auch mit den anderen Berufgruppen zum Mittagessen gegangen. Ich fand es toll, dass es da keine Abgrenzung gab. Neben der Arbeit gab es immer hier und da nen kurzen Plausch und einen Grund miteinander zu Lachen.

Der wöchentliche Studentenunterricht:
Jeden Donnerstag hat, eigentlich nur mit der Ausnahme zwischen Weihnachten und Neujahr, ein Studentenseminar im Haus stattgefunden. Es gibt einen Plan, dass jede Abteilung mal dran ist und die Qualität der Fortbildungen war meist sehr hoch. Wenn man es mal nicht schafft, weil man sich an dem Tag verzettelt oder frei genommen hat, dann ist das nicht schlimm aber ich bin auf jeden Fall immer gerne hingegangen. Häufig hat das Seminar in Form von klinische Visiten am Patienten stattgefunden. Zuletzt gibt es auch immer ein s.g. Halbzeittreffen mit dem PJ-Beauftragten, wo man besprechen kann, wenn einem etwas fehlt/ stört/ man sich mehr wünscht / wenn man Anregungen / Probleme / Sorgen hat ... ich glaube der PJ-Beauftragte würde einen dann nicht reinreiten, wenn man sich beschwert, sondern zusammen gucken, wie man die Situation verbessern kann.

Fazit:
Das war ein wirklich tolles Tertial und ich habe die Zeit genossen, viel gelernt und sehr viel Spaß bei der Arbeit gehabt. Die Geriatrie wird als Fach glaube ich häufig unterschätzt und zum Teil von anderen Fachdisziplinen völlig zu unrecht belächelt, denn um hier den Überblick zu behalten muss man sich in allen Teilbereichen der Inneren genauso wie in der Neuro und Chirurgie gut auskennen und das hat mich wirklich beeindruckt. Gleichzeitig waren alle so freundlich zu mir und ich habe mich auch einfach wohl gefühlt. Ich kann die Geriatrie und Weimar im Allgemeinen nur wärmstens empfehlen, es wird wirklich schwer werden, dieses Tertial nochmal zu toppen und ich habe die Kollegen auch echt ins Herz geschlossen.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Braunülen legen
EKGs
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Rehas anmelden
Punktionen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
649,00

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1