PJ-Tertial Orthopädie in Kantonsspital Obwalden (5/2019 bis 7/2019)

Station(en)
OP, Ambulanz, Station
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Für alle Lesefaulen in aller Kürze: Unglaublicher Glücksgriff für das Chirurgie-PJ! Ich würde mich immer wieder dort bewerben!

Das Spital:
Das KSOW ist ein kleines Spital in der Zentralschweiz. Es hat eine Abteilung für Medizin, für Chirurgie, für Gynäkologie sowie die Belegpraxis für Orthopädie und dann noch mehrere Belegärzte und natürlich den Notfall. Durch die Größe ist die Stimmung sehr familliär und sehr schnell kennt man nahezu alle anderen Mitarbeiter zumindest vom sehen. Es herrscht eine Du-Kultur, was mir persönlich sehr gefallen hat. Es sind eigentlich alle immer sehr freundlich und hilfsbereit.
Die Cafeteria ist für die Schweiz günstig (8,50 CHF für das Mittagessen) und hat leckeres Essen, das man bei gutem Wetter auch draussen in der Sonne geniessen kann. Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, ist, dass alles sehr gut vorbereitet war. Ich wusste, wo ich am Anfang meine Schlüssel holen konnte, die entsprechenden Sachen waren vorbereitet und alles lief völlig komplikationslos.

Die Orthopädie:
Das Team umfasst die beiden Chefs, einen Facharzt und eine Fachärztin, zwei Assistenzärztinnen und drei Sekretärinnen. Alle sind wirklich nett und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Die Hierarchie ist sehr flach und der Umgangston sehr locker.
Es gibt zwei verschiedene Tagesabläufe: OP-Tage und Nicht-OP-Tage.
An nicht OP-Tagen beginnt der Tag mit dem interdisziplinären Morgenrapport (Röntgenbesprechung). Mittwochs ist danach noch eine Fortbildung für Assistenten und Unterassistenten. Im Anschluss ist erstmal Zeit für einen Kaffee gemeinsam mit dem Team. Im Anschluss werden die stationären Patienten visitiert. Hier ist es die UHU-Aufgabe die Dokumentation zu machen, was aber recht schnell geht. Danach startet die Sprechstunde. Hier hat man die Möglichkeit selbst Patienten zu sehen und dann mit dem zuständigen Arzt zu besprechen. Entsprechende Verordnungen, Anmeldungen und Rezepte stellt man dann in Absprache selbst aus und diktiert den Bericht. Häufig schaut man die Bilder nochmal gemeinsam an und bekommt dann noch die eine oder andere Kleinigkeit erklärt. Zwischendurch war auch immer mal Zeit um etwas zu erklären z.B. Prothesenplanung oder auch mal besondere Fälle der Vergangenheit zu besprechen. Man kann jederzeit Fragen stellen, wenn man unsicher ist oder sich nochmal die eine oder andere Untersuchungstechnik zeigen lassen (und so den einen oder anderen Trick aufschnappen). Im Rahmen der Sprechstunden werden auch Gelenke (Knie, Hüfte, Schulter) punktiert, was man im Verlauf dann auch unter Supervision selber machen kann. Die Mittagspause ist in den Sprechstundenplan eingeplant, sodass man immer die Chance hat eine gute Stunde Pause zu machen.
Nach der Sprechstunde gibt es meist noch eine kurze Nachmittagsvisite auf Station bevor dann um 17 Uhr nochmal der Nachmittagsrapport stattfindet. Danach ist dann Feierabend.
Der Fokus in der Orthopädie in Sarnen liegt auf Hüften und Knien, sodass man da sehr schnell eine Routine in der Untersuchung entwickeln kann. In der Sprechstunde der Fachärztin freitags liegt der Fokus vor allem auf Schultern und Füssen.
An den OP-Tagen geht man morgens direkt in den OP. Als UHU gehört es dazu, dass man bei der Lagerung mithilft. Je nach OP kann man dann mehr oder weniger viel machen und ist erste oder zweite Assistenz. Der Ton ist auch im OP super. Die OP-Pflege pampt einen nicht an, sondern ist sehr nett. Es wird drauf geachtet, dass es einem gut geht und man möglichst bequem steht. Es wird viel geklammert, aber sonst hat man auch die Chance zu nähen. Je nach eigener Motivation darf man dann auch mal selbst schneiden, sägen, Material entfernen, etc. Fragen sind eigentlich jederzeit möglich. Nach der OP hilft man dann wieder bei der Umlagerung. Es wird drauf geachtet, dass man zwischendurch trinkt oder isst. Im OP-Aufenthaltsraum wird immer Suppe und Brot gestellt (man kann natürlich auch etwas mitbringen), weil man eigentlich nicht genug Zeit hat draussen zu essen. Zum Rapport geht man an den OP-Tagen eigentlich weder morgens noch nachmittags, weil man den ganzen Tag im OP ist.
Bei bestimmten OPs muss man als UHU assistieren (z.B. Hüft-TEPs), bei allen anderen kann man selbst entscheiden, ob man sonst lieber in die Sprechstunde geht. Wenn natürlich noch ein zweiter UHU da ist, dann kann man sich die "Pflicht"-OPs ein bisschen aufteilen. Insgesamt habe ich mich immer willkommen gefühlt mit in den OP zu gehen. Obwohl ich wirklich kein chirurgisches Fach machen möchte, habe ich mich im OP auch wohlgefühlt und bin häufig auch gerne mit in die OPs gegangen. Am KSOW ist die Orthopädie nicht für die unfallchirugischen Fälle zuständig. Diese werden von den Chirurgen mitbetreut, sodass man Radiusfrakturen etc. nur im Pikettdienst sieht; da allerdings sehr viel.
Ansonsten ist man auch für die stationären Patienten mit zuständig. Man bereitet die Aufnahme vor (Eintragen der Diagnosen, Allergien, Medikationslisten,etc ins System) und macht die Entlassungsunterlagen fertig. Da das Schema immer das Gleiche ist, ist das Ganze auch schnell nebenbei an den Sprechstundentagen erledigt. Man meldet die postoperativen Röntgenaufnahmen an, erstellt Physioverordnungen, AU-Bescheinigungen, Rezepte, bereitet so weit es geht den Brief vor und bespricht mit den Sekretärinnnen den ersten postoperativen Kontrolltermin. Das das Kliniksystem sehr leicht und intuitiv zu bedienen ist (eins der Besten, von den ca 10 mit denen ich bisher gearbeitet habe) und das System nach dem gearbeitet wird (siehe Leitfaden) einem sehr viel Arbeit erspart, hält sich der Aufwand in Grenzen.

Pikettdienste:
Pikettdienste sind vertraglich festgelegt und werden unter allen Unterassistenten (auch nicht-chirurgische) aufgeteilt. Je nachdem wie viele UHUs vor Ort sind, sind es mehr oder weniger. Im Schnitt ist es ca. 1 Nachtdienst pro Woche (17.00 bis 07.00) und ein Wochenende (Freitag 17.00 bis Montag 07.00) im Monat. Pikett bedeutet, man muss innerhalb von 30 min. im Spital sein können, wenn man angerufen wird. Man kann also trotzdem bei gutem Wetter am See sein oder im Ort eine Veranstaltung besuchen/ einkaufen gehen. Nachts wird man so gut wie nie angerufen. Der Vorteil ist, dass man im Pikettdienst die erste Assistenz ist. Tendenziell führt man also häufig die Kamera bei Cholezystektomien/ Appendektomien, assistiert bei den unfallchirurgischen Eingriffen oder ist bei einer Sectio dabei. Die Stimmung ist meistens gut und wenn man kein Chirurgie-UHU ist, sieht man auch mal ein bisschen was Anderes als in der regulären Arbeitszeit.

Das Personalwohnheim:
Das Personalwohnheim ist ca 2 Fussminuten vom Spital entfernt. Morgens ist der Weg also wirklich nicht weit. Das Gebäude ist vierstöckig. Ganz oben und ganz unten wohnen zwei WGs. In den anderen Stockewerken sind die Zimmer für UHUs und andere Spitalmitarbeiter. Auf jedem Flur sind ca 10 Zimmer. Die Küche wird geteilt. Vom Küchenfenster des 2. Stockes aus hat man einen schönen Blick auf den See und die umliegenden Berge. Jeder hat zwei kleine Schränke und ein Kühlschrankfach - beides theoretisch abschliessbar. Ein Tiefkühler steht für alle gemeinsam im 3. Stock. Die Küchenausstattung (Töpfe, Besteck und Geschirr) ist ziemlich umfangreich für ein Personalwohnheim. Es gibt eine Waschmaschiene und Trockner für beide Stockwerke zusammen und einen Trockenraum auf jedem Stockwerk. Es gibt zwei seperate Duschen und Toiletten auf jedem Stockwerk, sodass wir uns eigentlich nie in die Quere gekommen sind. Im dritten Stock gibt es einen kleinen Fernsehraum. Alle Gemeinschaftsräume werden von einer Putzfrau regelmässig sauber gemacht.
Die Zimmer sind klein und funktional mit eigenem Waschbecken. Und sind mit knapp 300 CHF/ Monat günstig.
Wir haben eigentlich jeden Tag gemeinsam mit allen UHUs gefrühstückt und häufig auch zu abend gegessen. Vielleicht war es einfach sehr grosses Glück, aber wir haben uns sehr gut verstanden und viel gemeinsam unternommen, sodass man sich nie einsam gefühlt hat.

Die Umgebung:
Die Zentralschweiz ist einfach wunderschön. Ich war im Sommer am KSOW, deshalb kann ich nur etwas zu den Freizeitmöglichkeiten im Sommer sagen. Ich vermute aber, dass man sich auch im Winder nicht langweilen muss. Wer gerne draussen in der Natur unterwegs ist, ist hier genau richtig. Praktisch jede freie Minute habe ich draussen verbracht und war eigentlich an jeden freien Tag auf einem Berg. Es gibt sehr viele Wandertouren, die man direkt vom Wohnheim aus beginnen kann und noch mehr Möglichkeiten, wenn man ein kleines Stück Bus oder Bahn fährt. Ich kann nur jedem empfehlen gute Schuhe einzupacken! Je nach Kondition und Motivation ist für jeden was dabei. In einer knappen halben Stunde ist man z.B. auf dem Ramersberg zum Sonnenaufgang - besonders empfehlenswert mit Frühstück im Rucksack (das geht auch gut vor der Arbeit). Wer im Sommer kommt, sollte sich einen Schlafsack und einen Isomatte zum Biwakieren einpacken. Es gibt mehr schöne Stellen als ihr vermutlich Nächte habt.
Sarnen an sich ist relativ klein. Trotzdem ist an den Wochenenden ständig was los z.B. Sportveranstaltungen (Beachvolleyball, Fussball, Rudern, Triathlon/ Gigathlon, etc), Konzerte (z.B. Sound am See), Oldtimertreffen, Strassenfeste, etc. Einkaufsmöglichkeiten gibt es mit Lidl, Migros, Denner, Aldi, Coop und dem Wochenmarkt auch genug. Dann gibt es noch mehrere Bäckereien und eine Eisdiele. Sportlich gesehen kann man sich auch austoben. Es gibt eine Badi, einen Tennisverein, einen Ruderclub, genug Strecken zum Laufen im Wald und am See und eine Tartanbahn, mehrere Fussball- und Beachvolleyballplätze und Basketballfelder und bestimmt habe ich noch irgendwas vergessen. Fahrradtouren kann man in alle Himmelsrichtungen machen.
Nicht zu vergessen, Sarnen bzw das Spital liegt praktisch direkt am See. Man kann wunderbar an verschiedenen Stellen in den See "springen" und schwimmen. Es gibt auch eine kleine Bude am See, wo man Eis, Getränke und eine Kleinigkeit zu essen bekommt.

Fazit:
Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit und bin sehr froh, dass ich mich entschieden habe nach Sarnen zu gehen. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Ich habe mich als Teil des Teams gefühlt und war auch wirklich traurig als die Zeit zu ende war.
Bewerbung
Es wurde vermutlich schon oft genug erwähnt, dass man sich in der Schweiz sehr frühzeitig (ca 1-2 Jahre im Voraus) bewerben muss oder ganz spontan versuchen kann einen abgesagten Platz zu übernehmen.
Am KSOW gibt es je 2 Unterassistentenstellen für Chirurgie und Orthopädie auf die man sich für das chirurgische PJ bewerben kann.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Gipsanlage
Mitoperieren
Punktionen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07