PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Royal Victoria Infirmary (1/2018 bis 3/2018)

Station(en)
div.
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Diagnostik, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Die Fachrichtungen der Allgemeinchirurgie, die im RVI vertreten sind, sind endokrine Chirurgie, Chirurgie des oberen Gastrointestinaltrakts („upper GI“), kolorektale Chirurgie („lower GI“) und Brustchirurgie. Die verschiedenen Teams dieser Fachrichtungen teilen sich die Woche auf in OP- und Ambulanztage oder, je nach Größe des Teams, die Kombination. Mein Betreuer war endokriner Chirurg, der zwei Tage die Woche operierte und zwei Tage die Woche Sprechstunde hatte. Dazu kamen die täglichen Visiten, die über mehrere Stationen führte – denn die Stationen sind nicht fest einem chirurgischen Fach bzw. Ärzteteam zugeordnet und der/die Patient/in kriegt einfach das nächste freie Bett. Zusätzlich gab es einmal die Woche in multidisziplinäres Tumorboard, in dem Krebsfälle aus verschiedenen Krankenhäusern des Trusts besprochen wurden, sowie ausführliche Team-Besprechungen inkl. der Vorstellung von Forschungsergebnissen und Veröffentlichungen. Jedes Team bestand aus mehr oder weniger gleichrangigen Oberärzten (nur manchmal gab es noch einen Chefarzt), Fachärzten und Assistenzärzten auf verschiedenen Ausbildungsstufen. Die jüngsten Teammitglieder waren die Ärzte in der Basisrotation, die - ähnlich wie z.B. in Österreich – nach ihrem Studium noch zwei Jahre in verschiedenen Fachbereichen als Ärzte arbeiten, um die Grundlagen der Stationsarbeit erlernen und erledigen.

Ich verbrachte jeweils zwei Wochen in einem der vier allgemeinchirurgischen Fächer des Klinikstandorts und durfte mir meist aussuchen, mit welchem Arzt ich wann in die Sprechstunde, in den OP oder in die Endoskopie gehen wollte. Ein paar Mal lief ich mit dem Dienst-Team mit, das alle chirurgischen Patienten der allgemeinen Ambulanz sah. Zwei Wochen waren ein guter Zeitraum, um einen Überblick über die meisten Operationen des jeweiligen Teams zu bekommen und genug Abwechslung in mein achtwöchiges Praktikum zu bringen. Andererseits musste man sich jedes Mal wieder aneinander anpassen und so durfte ich z.B. in der oberen Bauchchirurgie die Kamera bei laparoskopischen Eingriffen führen und Schnitte zunähen, während ich in der kolorektalen Chirurgie v.a. zusah. Jedes Mal im OP sollte ich mich allerdings steril waschen, an den Tisch kommen und konnte Fragen stellen. In der Sprechstunde konnte ich meistens zuerst das Patientengespräch führen und die klinische Untersuchung machen, bevor ich dem Arzt die Patienten vorstellte und mit ihm zusammen nochmals sah. Prinzipiell hätte die Möglichkeit bestanden, mehr Zeit auf Station zu verbringen, wo die sehr netten jungen „Basis-Ärzte“ für mich interessante Patienten zur Untersuchung raussuchten und Fälle mit mir durchsprachen. Fast ausnahmslos waren die Fach- und Oberärzte interessiert an mir, bedacht darauf, dass ich immer mitkam und Einblicke erhielt und gerne bereit, viel zu erklären. Auch die Assistenzärzte zeigten mir viel und erzählten davon, wie das Medizinstudium und die Weiterbildung in Großbritannien funktionieren. Ich verbrachte täglich 8-10 Stunden im Krankenhaus, hätte aber ohne große Probleme später kommen oder früher gehen können.

Insgesamt habe ich viel gesehen, auch viel machen dürfen, viel gelernt und einen wirklich wertvollen Einblick in ein anderes Gesundheitssystem und Ausbildungswesen bekommen sowie eine Kollegialität und Lehre erlebt, wie sie in Deutschland aufgrund erdrückender Hierarchien fast unmöglich erscheint.
Bewerbung
Für die Bewerbung benötigt man einigen Vorlauf, sie ist bis sechs Monate vor Prakitkumsbeginn möglich und beinhaltet das Zusammenstellen nicht weniger Dokumente. Die Universität hat eine Webseite zu den Bewerbungsbedingungen (https://www.ncl.ac.uk/sme/study/undergraduate/content/electives/), die laufend aktualisiert wird. Ein Teil der Bewerbung beinhaltet, sich eigenständig einen klinischen Betreuer zu suchen, der sich für den Zeitraum des Praktikums um einen kümmert. Ich habe auf der Website des Trusts (http://www.newcastle-hospitals.org.uk/services/surgical_meet-the-team.aspx) erst nur ausgesuchte, dann einfach alle Chirurgen angeschrieben, die in der Allgemeinchirurgie tätig waren und über ein Kontaktformular erreichbar waren. Entweder haben sie sich nicht zurückgemeldet, oder relativ schnell und unkompliziert zugesagt (gerüchteweise wird die Betreuung als Lehrtätigkeit angerechnet). Letztendlich hatte ich dann sogar die Wahl und entschied mich für den Chef der Chirurgie, da er angeboten hatte, mir verschiedene Rotationen zu ermöglichen. Die anschließende Kommunikation mit der zuständigen Sekretärin verlief reibungslos, daher galt es nur noch, eine Unterkunft zu finden.
Die Universität selbst hält Unterkünfte vor, von denen ich mir allerdings nicht sicher bin, ob sie für Studenten im Praktikum gedacht sind – wegen ihres hohen Preises habe ich sie nicht weiter in Betracht gezogen (http://www.ncl.ac.uk/accommodation/university/). Auf dem freien Markt werden Zimmer bzw. Apartments meist für ein akademisches Jahr vermietet. Zu dem Zeitpunkt, wo ich suchte, gab es also v.a. Studenten, die die Miete für den verbleibenden Zeitraum bis Juni abgeben wollten. Auf facebook (https://www.facebook.com/groups/NewcastleAccommodation/, https://www.facebook.com/groups/588606744614080/, https://www.facebook.com/groups/819202681483547/) gab es meist die gleichen Angebote wie auf https://www.spareroom.co.uk/, nur war eine direktere Kommunikation mit dem Anbieter möglich. Der DAAD hat außerdem eine Übersicht von Ressourcen zur Wohnungssuche in Großbritannien (https://www.daad.de/laenderinformationen/vereinigteskoenigreich/service/de/5023-studieren-und-leben-im-vereinigten-koenigreich/).

P.S.: Die nötigen Unterschriften, Stempel etc. waren problemlos zu bekommen und die Anerkennung in Deutschland lief reibungslos.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1