PRO:
- Florence Maere, die Sekretärin des Dekan, unterschreibt einem alles auch schon am ersten Tag, nachdem die Studiengebühren bezahlt wurden. Sie ist immer hilfsbereit und hat mir sogar angeboten mir die Stadt zu zeigen, auch in unruhigen Zeiten (Wahlen August 2017) hat sie mir privat geschrieben, ob es mir gut gehe. Über deutsche Schokolade freut sie sich riesig, da Schokolade in Kenia generell sehr teuer ist!!!
- freie Rotationen in andere Fachrichtungen möglich. Ich bin in die Gyn rotiert und konnte dort selbstständig Babys entbinden und bei Sectios als zweiter Operateur assistieren --> absolut empfehlenswert.
- Es gibt ein "minor theatre" (=ambulanter OP) wo kleine Eingriffe durchgeführt werden, wie z.b. Lipomentfernung, aber auch Orchidektomie in lokaler Anästhesie. Wenn die OP-Schwester einen guten Tag hat, kann man hier viel lernen und mitarbeiten (nähen, assistieren...)
- Freizeit und Anwesenheit sind absolut frei gestaltbar. Man kann kommen und gehen wann man will. Es ist jedoch ratsam sich von Anfang an an einen kenianischen Arzt zu hängen, da man sonst sehr verloren ist, da sich keiner für externe PJler zuständig fühlt.
- grundsätzlich haben mich die kenianischen Kollegen sehr willkommen gehießen. Ich wurde oft zum Tee eingeladen oder wir sind mit den Assistenten abends feiern gegangen!
CONTRA:
- fehlende Empathie, Respekt gegenüber Patienten (Pat. liegen teils unbekleidet im Bett und es wird ihnen ohne Vorwarnung vor 40 Leuten die Decke weggezogen)
- keine Kommunikation mit dem Pat. über Krankheit, Therapie etc. ("wenn der Pat. in meiner privaten Praxis wäre, würde ich ihn ganz anders behandeln") --> die meisten OÄ haben noch eigene private Praxen, die Behandlung dort ist von den Pat., die ins KNH kommen jedoch nicht zu bezahlen.
-verzögerte oder keine Notfallversorgung durch chaotische/behandlungsverzügernde Bürokratie und Unlust der kenianischen Ärzte (Für mich oft frustrierend, weil den Pat. beim Sterben zugeguckt wurde, obwohl technische und medikamentöse Mittel vorhanden wären)
- Befunde/Untersuchungsanmeldungen/Labore/Briefe etc. werden handschriftlich auf Zettel geschrieben, diese verschwinden häufig und müssen dann vor den Visiten erst ewig lang gesucht werden.
- Blut wird vom PJler/Intern in verschiedene Hauslabore getragen
- im OP: leider nur selten Assistieren bei größeren OPs, da dann die Assistenzärzte zahlreiche auf ihren Einsatz warten und an erster Stelle stehen
- Hygiene: Patienten teilen sich ein Bett, liegen teils auf dem Boden, Wunden werden tagelang nicht frisch verbunden, Patienten so gut wie nie gewaschen)
=> Für mich war die Zeit unvergesslich und ich würde jederzeit wieder mein PJ dort machen. Es bleibt viel Zeit zum Reisen. Kenia ist ein wunderschönes Land!Man darf nicht den Anspruch haben chirurgisch viel zu lernen, aber menschlich bringt einen diese Erfahrung sehr weit! Man sollte sich im Klaren sein, dass das Arbeiten dort oftmals sehr frustrierend ist, weil man vielleicht nicht so viel bewegen kann wie man gerne würde.
=> ich habe mir einige Slumkliniken dort angeschaut (unter anderem von German doctors, Cargo Human Care und Medicines sans frontiers) --> Ich wurde durch den größten Slum Afrikas von Sozialarbeiterinnen geführt und bekam Einblicke in Hütten, die man sonst nie zu sehen bekam. Alleine auf keinen Fall in die Slums gehen!
Bewerbung
Ich habe mich 1 Jahr vor PJ Start per mail an Florence (deanmedic@uonbi.ac.ke) beworben. 2 Tage nach meiner Mail bekam ich die Zusage.