PJ-Tertial Chirurgie in Spital Muensingen (7/2017 bis 10/2017)

Station(en)
Chirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Diagnostik, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Mein Chirurgie-Tertial habe ich im Spital Münsingen, Spitalgruppe Bern absolviert. Insgesamt habe ich es als wechselhaft in Erinnerung. Folgende Dinge möchte ich Nachfolgern mit auf den Weg geben:

+ Das Spital Münsingen ist ein kleines, familiäres Haus der Grundversorgung. Man begegnet den gängigen chirurgischen Krankheitsbildern und allen Arten von Frakturen. Durch die Aufteilung der Fachbereiche hat man die Möglichkeit, auch urologische, neurochirurgische, HNO- und orthopädische Patienten und ihre Erkrankungen/Operationen/Verläufe zu verfolgen.

+ Die Arbeitsatmosphäre ist grösstenteils gut. Alle Mitarbeiter werden geduzt, die Unterassistenten sind Mitglieder des Teams, die Vorgesetzten sind freundlich und hilfsbereit. Einige der Kaderärzte legen Wert auf Teaching und nutzen Morgen- und Abendrapport zum Fragen stellen und Erklären. Mit ein bisschen Engagement und Offenheit wird man vollständig integriert und zu gemeinsamen Ausflügen und Grillabenden eingeladen.

+ Die Rotation in die Notaufnahme ist sehr lehrreich. Wer Interesse an disziplinübergreifender Arbeit oder Wundversorgung hat, ist gern gesehen und darf einige Schritte unter Supervision durchführen.

+ Es gibt je nach Besetzung des Teams Zeit zum selbstständigen Arbeiten. Sowohl in der Notaufnahme als auch auf Station und im Ambulatorium könnt ihr in Rücksprache mit einem Assistenz- oder Oberarzt Patienten aufnehmen und betreuen. Auch gibt es je nach Patientenaufkommen und Urlaubszeit Gelegenheit zum Lernen und Recherchieren. Während meiner Zeit gab es sommerpausenbedingt leider keine Fortbildungen/Gipskurse/etc.

+ Zum Wohnen gibt es ein Personalhaus in der Nähe. Es hat auf jeder Etage eine Gemeinschaftsküche mit Aufenthaltsraum, mehrere Bäder, Waschmaschine und Trockner gegen Bezahlung, Fahrradstellplatz, Garten. Parken könnt ihr ab 60 CHF/Monat am Haus.

+ Direkt hinter dem Spitalgelände beginnen Wanderwege, Joggingrouten und Wald & Wiesen mit Grillplätzen und Reitmöglichkeiten. Perfekt zum Abschalten und Sonne geniessen nach dem Arbeiten. Für ca. 100 Franken pro Tertial könnt ihr den Fitnessraum der Physiotherapie nutzen.

+ Münsingen ist eine kleine Stadt mit allen Dingen, die man so benötigt (Diverse Supermärkte, Post, verschiedene Banken, Schuh- und Kleidungsgeschäfte, Sporthallen, Bahnhof, einige Bars und Cafés, Kulturzentrum). In ca. 20 Minuten seid ihr im Zentrum von Bern.

- Leider hatte ich einen etwas holprigen Start. Zum einen wurde mir während der Bewerbungsphase sogar schriftlich zugesichert, dass es keine Picktedienste gäbe. In meiner 1. Arbeitswoche wurde ich von den Assistenten darauf hingewiesen, dass ich genau wie alle anderen für Picket verantwortlich sei. In einem Gespräch mit dem Chef meinte dieser, es handle sich wohl um ein Missverständnis. Sicher sind die Not-OPs lehrreich und interessant, bei fehlenden Kompensationsmöglichkeiten ist es aber einfach eine Mehrbelastung und eine Reduktion der so schon knappen Freizeit. Ausserdem gibt es keine finanzielle Entschädigung für die Rufbereitschaft, wie es in vielen anderen Häusern üblich ist.
Ebenso wollte ich nachträglich meinen Vertrag um 14 Tage kürzen, um meine verbliebenen Fehltage für die Examensvorbereitung auf dem offiziellen Weg zu nehmen. Dies wurde mit dem Hinweis auf ein mögliches Streichen meiner bereits geplanten freien Tage abgelehnt.
Mein Tertial fiel genau in die Sommer- und Ferienzeit, ausserdem sind 2 Assistenzärzte kurz zuvor gegangen. Von daher war das Team knapp besetzt, und ich musste überall dort aushelfen, wo `Not an Händen´ war. Viel gelernt oder selbstständig gedacht/gearbeitet habe ich folglich nicht, es hat sich genau wie ein Pflegepraktikum angefühlt.

- Wer sich für universitäre Spitzenmedizin begeistert, ist in Münsingen nicht unbedingt richtig. Komplexe Fälle oder Patienten, die weiterführende Diagnostik oder Therapie benötigen, werden in grössere Häuser verlegt.

- Unterassistenten stempeln sich nicht ein oder aus – Überstunden gibt es also offiziell keine, und demzufolge auch keine Kompensation für lange Tage.

- Während meiner Zeit waren Unterassistenten für die Aufnahme von Patienten zuständig. Da diese zeitlich knapp präoperativ einbestellt wurden, war die meiste Zeit für Pflege/Anästhesie reserviert, sodass man viele erst postoperativ untersuchen konnte. Die Frage nach Allergien, REA-Status und Vorerkrankungen kam logischerweise dann nicht mehr so gut an. Gefühlt war man den ganzen Tag am Organisieren, wann man welchen Patienten sehen kann und die Dokumentation des Ganzen verschob sich auf den späten Nachmittag. Es wurde ein neues Konzept für Patienteneintritte erstellt – bleibt abzuwarten, ob es sich perspektivisch ändert.

- Insgesamt habe ich mir mehr praktischen Einsatz gewünscht. Auch nach 3 Monaten in der Chirurgie habe ich bei Punktionen, Inzisionen oder sonstigen Eingriffen nur zugeschaut. Auch im OP ist man Hakenhalter, darf in den seltensten Fällen mal ein paar Knoten beim Zunähen beisteuern. Auch die Assistenten haben wenig Spielraum zum praktischen Lernen – die Kaderärzte Operieren und Entscheiden, und das Assistententeam dokumentiert und organisiert.

Während meiner Zeit im Spital Münsingen habe ich einen umfassenden Blick auf den Fachbereich Chirurgie erhalten – gelernt habe ich durch die feste Einbindung ins Team sicher mehr, als in diversen anderen Auslandstertialen möglich gewesen wäre. Jedoch war so auch weniger Gelegenheit, die letzte Phase des Studiums entspannt zu überbrücken :)
Bewerbung
Kurzfristig möglich.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Briefe schreiben
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1100
Gebühren in EUR
100

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33