PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Stadtspital Waid (5/2014 bis 8/2014)

Station(en)
Station, Notaufnahme, Ambulatorium
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
UNTERKUNFT
Ich hatte das große Glück, in den Genuss der neuen Personalunterkünfte in der Nordstrasse (Hausnummer 289-291, anzusehen auf Google Maps/Streetview) zu kommen. Als Erstbewohner dieser renovierten ehemaligen Sozialwohnungen fand ich dort optimale Bedingungen vor. Für eine Miete von 360 CHF (wird direkt vom Lohn abgezogen) konnte ich dort in einem hellen, ca. 18-20 qm großen Zimmer wohnen. Die Wohnungen sind als 2-3er Wohngemeinschaften organisiert. In der Küche finden sich ein Gasherd, ein Ofen und eine Kühlschrank. Putzutensilien sind vorhanden und im Keller ist sogar eine Waschmaschine.

PRAKTIKUM
Ich möchte an dieser Stelle nun meine Tätigkeiten im Stadtspital Waid kurz darstellen. Die Aufgaben unterscheiden sich je nach Einsatzgebiet, auf dem man gerade eingesetzt wird. Den Dienstplan machen die Unterassistenten (oder UHUs, wie man uns hierzulande nennt) unter sich aus. Die harten Fakten: ca. 45-50 h / Woche. Regulärer Verdienst: 950 CHF (abzüglich Miete). Extra-Cash durch Dienste: 40/80 CHF/Dienst. Anzahl Dienste pro Monat: ca. 4. Arbeitsbeginn: meist 07:30. Arbeitsende: meiste 17:30 (selten bis 16:00 oder auch 19:00).

Station: Die Arbeit beginnt um 07:30 mit dem Morgenrapport (Röntgenrapport, Aufnahmen über Nacht, Sorgen und Probleme). Dann gemeinsames Kaffeetrinken mit der gesamten Mannschaft bis 08:00. Anschließend wird Visite gemacht und zur gleichen Zeit beginnen auch die OPs. Das bedeutet, dass man entweder bei der Visite mitgeht und Patienten visitiert oder im OPS (Operationssaal) 1. oder 2. Assistenz bei Eingriffen aus der Viszeralchirurgie, Traumatologie, Handchirurgie und Schilddrüsenchirurgie spielen darf. Nachfragen sind deutlich erwünscht und man bekommt immer eine freundliche Antwort. Je nach Oberarzt / Chefarzt gibt es auch oft eine Fragerunde, bei der man viel lernen kann, auch wenn man das Staatsexamen bereits erfolgreich hinter sich gebracht hat. Ein besonderes Schmankerl sind sicherlich die Magenbypass-Operationen, welche sich zu einem Schwerpunkt (im wahrsten Sinne des Wortes) entwickelt haben. Im OPS selbst darf man neben dem obligatorischen Haken- und Andere-Dinge-Halten auch manchmal ein wenig mehr machen, je nach betreuendem Arzt darf man natürlich auch Nähen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir erst hier klar wurde, wie viel Spaß das Operieren machen kann. Der Ton ist stets freundlich, insbesondere auch die (meisten) OP-Schwestern sind sehr nett. Insgesamt ein himmelweiter Unterschied zu allen Operationssälen und Krankenhäusern, welche ich in Deutschland kennenlernen „durfte“. Um 12:00 gibt es Mittagessen, welches man mit den Kollegen (vom UHU bis zum Chef) einnimmt. Insgesamt sind die Hierarchien hier in der Schweiz nicht so spürbar wie bei uns in Deutschland, was den Klinikalltag deutlich angenehmer macht. Um 13:00 kommen die „Eintritte“, das sind neue Patienten, die elektiv zu einer Operation aufgenommen werden. Diese muss man vorbereiten, verschiedene präoperative Untersuchungen anmelden und die Patienten schließlich auch noch anamnestizieren und untersuchen. Um 15:00 findet der Nachmittagsrapport statt, in welchem der Tag in der Rückschau besprochen wird (z.B. die stattgehabten Operationen), erneut radiologische Befunde diskutiert und zu guter Letzt auch die Eintritte vorgestellt werden. Dies ist Aufgabe der Unterassistenten. Oft ist man dann noch bis etwa 17:00 auf Station beschäftigt, wo die Aufgaben des Tages abgeschlossen und die Befunde der Eintritte komplettiert und zusammengefasst werden müssen.

Notfall: Die Notfallstation ist sicherlich für die meisten UHUs das Sahnehäubchen des Chirurgietertials. Wieso? Weil man hier am meisten machen darf / kann / muss und man auf diese Weise einen enormen und schnell spürbaren Wissenszuwachs hat und viele Fähigkeiten erlernt. So habe ich dort Patienten selbstständig aufgenommen, untersucht und Diagnostik angeordnet. Auch hier kann man seine Kollegen und auch den diensthabenden Oberarzt immer um Hilfe und Rat fragen, wenn man nicht weiterkommt. Auch geschieht alles unter Supervision, dennoch hat man das Gefühl, hier das erste Mal im Studium selbstständig arbeiten zu können. Auch die chirurgische Wundversorgung gehört hier zum Aufgabengebiet, man kann je nach Patientenaufkommen viel und gerne nähen. Je nach Krankheits- bzw. Verletzungsschwere müssen Patienten auch stationär aufgenommen werden, was dann analog zu den Eintritten (siehe oben) auch von uns Unterassistenten übernommen wird.

Ambulatorium: Auf dem chirurgischen Ambulatorium werden Nachkontrollen durchgeführt und z.B. Gipswechsel und Röntgenkontrollen gemacht. Auch hat man hier die Möglichkeit, die Sprechstunden der Oberärzte zu besuchen, für entsprechend Interessierte ist sicherlich auf die Prokto-Sprechstunde ein weiteres Highlight. Als UHU hat man auf dem „Ambi“ Narrenfreiheit und kaum verpflichtende Aufgaben. So kann man sich selbstständig Patienten ansehen und untersuchen und diese anschließend besprechen. Auch ist selbstständiges Arbeiten wie z.B. kleinere Wundversorgungen möglich. Wenn man möchte, kann man überdies Zwischen- und Abschlussberichte schreiben und diktieren.

Pikett: Als Unterassistent muss man pro Monat ungefähr 4 dieser Rufbereitschaftsdienste übernehmen. An einem Wochentag bedeutet dies, von 18 Uhr (nach der eigentlichen Arbeitszeit) bis 8 Uhr morgens des Folgetags per Telefon erreichbar zu sein und innert 30 min im Operationssaal zu stehen und 1./2. Assistenz zu spielen. Wenn man nicht gerufen wird oder < 5 h im OP ist/war, gibt es 40 CHF, wenn man > 5 h im OP ist/war, gibt es 80 CHF zusätzlich zum Lohn. So verdient man also im Schnitt ca. 150 – 200 CHF durch die Dienste. Man sollte erwähnen, dass man wirklich SEHR selten gerufen wird, da der sog. „1. Pikett“ von Assistenzärzten übernommen wird. Ich wurde in meinen gesamten 4 Monaten EIN einziges Mal gerufen (dafür aber immerhin zu einer fünfstündigen Laparotomie). An einem Wochenendtag hingegen bedeutet „Pikett“, den ganzen Tag auf der Notfallstation präsent zu sein. Von 08:00 bis 10:00 ist man hier sogar das einzige Mitglied aus dem ärztlichen Team, da die anderen Assistenzärzte die wochenendliche Visite übernehmen. Per Telefon ist allerdings zu jeder Zeit jemand erreichbar, der einem bei Problemen helfen kann. In 4 Monaten habe ich glaube ich 4 Wochenenddienste gehabt, für die man aber auch einen Kompensationstag unter der Woche hat. Zusätzlich hat man in einem Tertial 7,5 reguläre Ferientage, das sollte an dieser Stelle vielleicht auch noch erwähnt werden.

ALLTAG UND FREIZEIT
Ich habe meinen ganzen Sommer in Zürich verbracht. Da wir eine sehr nette Gruppe vieler Unterassistenten waren, haben wir viel zusammen unternommen. Sehr zu empfehlen sind die öffentlichen (und kostenfreien) Flussbäder „Oberer“ und „Unterer Letten“ (10 min Fußweg von der Unterkunft). Auch eine große Wiese am Fluss (die Limmat) ist 5 min fußläufig zu erreichen. Den See selbst muss man sicher nicht gesondert erwähnen, dort ist vor allem die „Chinawiese“ einen Besuch wert – dort finden sich öffentliche BBQ-Grills, sehr unterhaltsam. Die oben erwähnte Unterkunft verfügt über einen großen Garten mit Grillmöglichkeit(en), Bänke und Sitzgelegenheiten und eine Tischtennisplatte. Für kulturell Interessierte empfiehlt sich ein Besuch der Tonhalle und der Nationaloper. Auch Konzerte und das Zürich-Open Air sind empfehlenswert. Sicherlich ein großes Highlight ist auch die Streetparade (eine Art Loveparade). Ein interessanter Club für alle Fans der elektronischen Tanzmusik ist z.B. das Hive. Im Sommer ist ein Besuch von Frau Gerold’s Garten unverzichtbar. Auch das Café Nordbrücke sowie das Café Des Amis sind zu allen Tages- und Nachtzeiten empfehlenswert. Wanderlustige können den Üetliberg (den Hausberg des Stadt Zürich) erklimmen, oder im Umland ihrem Hobby frönen.

FAZIT
Mein Sommer in Zürich und im Speziellen meine Zeit im Stadtspital Waid werden für mich wohl unvergesslich bleiben. Ich kann jedem, der an einem Chirurgie-Auslandstertial in der Schweiz interessiert ist, eine Bewerbung empfehlen. Ihr werdet es nicht bereuen. Letztendlich hat mir das Stadtspital Waid Spaß an der Chirurgie vermittelt, was ich vorher (gerade in Anbetracht der Arbeitsbedingungen in Deutschland) nicht für möglich gehalten habe. Auch wenn die Arbeitsbelastung hier sicherlich deutlich höher ist als in Deutschland, wird man durch ein ausgezeichnetes Team der Assistenzärzte freundlich integriert und macht aufgrund der höheren Verantwortung und sinnvolleren Tätigkeiten als Unterassistent wertvolle Erfahrungen gerade auch im Hinblick auf unsere spätere Tätigkeit.
Bewerbung
Die ersten Schritte zur Vorbereitung meines Auslandstertials im Rahmen des Praktischen Jahres waren bereits viele Monate vor dem eigentlichen Beginn des Praktikums erforderlich. So hatte ich schon im Laufe meines Studiums erkannt, dass ich einen Ausbildungsabschnitt in der Schweiz absolvieren möchte. Von den besseren Arbeitsbedingungen und dem Mehr an Verantwortung als Unterassistent im Vergleich zu einem PJ-ler in Deutschland haben sicherlich viele bereits gehört. Die Tertialgrenzen des Praktischen Jahres werden bereits sehr frühzeitig veröffentlicht. Deshalb ist es erforderlich – und auch keine Seltenheit – sich zu einem frühen Zeitpunkt um eine Praktikumsstelle im Ausland zu kümmern. In meinem Falle war dies ungefähr 1 Jahr vor Beginn meines Auslandstertials. Die Bewerbung verläuft unkompliziert via E-Mail, einige Unterlagen müssen im Verlauf auf postalischem Wege versandt werden. Zuerst sollte man sich bei Jael Schmid (Jael.Schmid@waid.zuerich.ch) melden und eine unverbindliche Anfrage für einen bestimmten Zeitraum stellen (anhand der bereits im Voraus veröffentlichten Tertialgrenzen). Alle weiteren Schritte werden von ihr koordiniert.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
EKGs
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
790
Gebühren in EUR
keine (Wohnung kostet 300)

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33