PJ-Tertial Visceralchirurgie in Klinikum Luedenscheid (2/2012 bis 4/2012)

Station(en)
hauptsächlich OP, ein wenig 4.2
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Das chirurgische Tertial kann man in 4-Wochen-Blöcken zwischen den 4 chirurgischen Kliniken aufteilen. Jede Klinik hat bestimmte Kapazitäten, was PJler angeht und man muss sich untereinander absprechen, damit nicht zu viele auf einmal in einer Klinik sind. Leider wurde uns das erst am ersten PJ-Tag erzählt, zusammen mit der Aufforderung, innerhalb von 10 Minuten die Aufstellung abzugeben. Wechsel sind nach Abgabe der Liste prinzipiell noch möglich, allerdings nur nach Absprachen mit den beteiligten Chefs -- und wie das so ist, fühlt sich dann immer irgendjemand auf den Schlips getreten. Erkundigt euch also am besten vorher und überlegt euch eure Präferenzen. Ich war 8 Wochen in der C I (Allgemein- und Viszeralchirurgie) und 8 Wochen in der C III (Unfallchirurgie). Letztenendes muss man sagen, dass keiner von uns es bereut hätte, in einer der vier Kliniken gewesen zu sein.

Die C I ist streng hierarchisch geführt, der Chef ist ein großer Freund des Mikromanagements. Als PJler kriegt man eher weniger ab als die anderen, aber na ja. Ich bin kein großer Freund von so etwas, mir hat das Tertial aber trotzdem eher gefallen. Der Rest des Teams ist sehr nett, ich habe mich meist sehr wohl gefühlt. Frauenquote > 50 % (2 von 3 OÄ, Großteil der Assistenten).

Der Tag beginnt mit Blutabnahmen, dann 7:45 Frühbesprechung (bloß nicht nach dem Chef kommen), 8:00 OP-Beginn (bloß nicht nach dem Chef kommen, ca. 7:55 leise Besprechung verlassen und bei der Lagerung helfen). War alleine in der Abteilung, daher war ich fast nur im OP (auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass ich Stationsarbeit in der Inneren lernen würde), zweimal in 8 Wochen auch für 1-2 h auf Station und ein- bis zweimal kurz in der Ambulanz (2 Patienten gesehen). Das war aber bei anderen auch anders.

Operativ wird große Chirurgie betrieben: Das Haus hat ein Darmkrebszentrum, daher viele Hemikolektomien (offen und laparaskopisch); natürlich auch viele Cholezystektomien und Hernienreparaturen, außerdem einige Schilddrüsen (offen und minimal-invasiv). Habe auch bei einigen Hemipankreatektomien (modifiziert nach Traverso-Longmire) und einigen Resektionen anderer Organe am Tisch gestanden. Im Wesentlichen wirklich das gesamte Spektrum des Faches. Ob man als PJler die Hautnaht machen darf, hängt sehr vom Operateur ab. Fragen sind sehr erwünscht, man lernt im OP wirklich etwas und wird nicht nur verheizt. Wenn der Chef nicht mitoperiert, ist die Stimmung meist sehr freundlich.

Meist kann man essen gehen, die Operateure achten darauf. Der Chef besteht allerdings darauf, dass niemand den Tisch verlässt, sobald man einmal angetreten ist (Kreislaufkollaps ist ok ;-) ), was bei langen oder spät angesetzten OPs zum Problem wird. Reibereien gab es auch mit den Internisten, wenn man nicht zur angesetzten Fortbildung konnte, weil man noch im OP stand. Das hat aber niemand an uns als PJlern ausgelassen.

Die Tagesarbeitszeit beträgt ca. 9 Stunden plus Überstunden. Die werden zwar nicht anerkannt, aber man wird nicht sinnlos da behalten und lernt in der Zeit noch etwas.

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Zum PJ allgemein: Haus der Maximalversorgung, knapp 1.000 Betten. Deckt fast jedes Fach ab, keine Kardiochirurgie, Neurochirurgie "nur" durch zwei Belegärzte, Orthopädie nicht vorhanden, da sich 200 m weiter eine orthopädische Fachklinik befindet. Die Regularien für Bezahlung, Wohnen (im Wohnheim, direkt neben dem Klinikum, erträglich, aber nach einem Jahr doch etwas eng) und Studientage ändern sich ständig, (danke, Uni Bonn) erkundigt euch am besten kurz.

Unterricht findet 4mal wöchentlich für jeweils 1 bis 1,5 h statt, nämlich in Chirurgie, Innerer, Radiologie und einem wechselnden Fach. Den aktuellen Fortbildungsplan findet man immer auf der Homepage der Klinik. Die Fortbildungen sind qualitativ in der Regel sehr gut; ich habe selten bereut, hingegangen zu sein (sind ohnehin verpflichtend). Die Fortbildungen finden Mo bis Do statt, damit man sich seine freien Tage auf Fr legen kann (früher gab es mal mehr Studientage).

Als PJler muss man 8mal im Tertial einen Dienst in der Zentralen Notaufnahme machen. Man ist in der Regel dem Internisten zugeordnet und betreut nach Rücksprache eigene Patienten (keine Sorge, man wird langsam herangeführt und der Patient wird auch am Ende des PJs immer noch von einem Arzt gesehen). Wenn in der Inneren weniger los ist (= selten), hilft man dort, wo viel los ist oder hängt sich an jemanden dran, dessen Fach einen interessiert. Die ZNA-Dienste werden nicht bezahlt, aber 1:1 mit Freizeit ausgeglichen, möglichst am folgenden Tag, aber da hat der Chef der eigenen Abteilung ein Wörtchen mitzureden (wann, nicht ob). Die Dienstpläne werden nach Absprache mit dem Leiter der ZNA durch die PJler erstellt, hat bei uns eigentlich immer ganz gut geklappt.

Wenn man sich Geld dazu verdienen möchte, kann man an chirurgischen Rufdiensten (= Haken halten, wird von den Chirurgen fast erwartet, dass man das macht) teilnehmen oder in der Schwesternschule unterrichten (zeitlich kaum möglich, da vormittags).

Ich fand die Atmosphäre im Haus generell sehr kollegial und freundlich, man wird als PJler voll ins Team integriert und ist nicht nur "der Pjler". Ausnahmen gibt es natürlich, aber weniger als bei meinen Famulaturen. Wenn man mal (in der Freizeit -- leider) in eine andere Abteilung reinschnuppern will, freuen sich eigentlich alle, man bekommt keine Steine in den Weg gelegt.
Bewerbung
Über die Uni. Bei uns war das Haus nicht sehr begehrt, da die Fahrtzeit nach Bonn im ÖPNV ca. 4 h beträgt. (Kapazität: ca. 30 PJler, tatsächlich 6 -- bei knapp 1.000 Betten)
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
EKG
Nahtkurs
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400
Gebühren in EUR
?

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33