PJ-Tertial Gynäkologie in Kantonsspital Luzern (8/2012 bis 12/2012)

Station(en)
Gyni-Station, Wochenbett, Gebärsaal
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Wie in den anderen Berichten geschrieben, rotiert man bestenfalls in die folgenden Bereiche: Gyni-Station, Wochenbett und Gebärsaal. Wenn ausnahmsweise ganz viele UHUs da sind, darf auch mal jemand eine ganze Woche ins Ambi (das ist wohl der Jackpot).
Allerdings ist die Rotation überhaupt nicht ausgeglichen, der Anteil der Gyni-Station überwiegt meistens deutlich. Die Einteilung ist leider auch sehr ungerecht, so war eine UHUine vor mir nur 3 Wochen auf der Gyni-Station, eine andere deren 10. Die Aufgabenbereiche haben sich seit den älteren Berichten hier nicht geändert.

Das Spektrum an der Klinik ist super groß, man kann echt viel sehen (vor allem operativ) und ist, sofern es die Zeit mal erlaubt, in den meisten Sprechstunden auch gerne geduldet. Einige aus dem Team sind auch wirklich super nett und erklären auch gerne mal etwas - allerdings bleibt das die Ausnahme.

Dadurch, das aktuelle einige Assistenten recht frustriert sind (nicht zu unrecht, aktuell ist es so, dass der dienstälteste Assistent seit gerade mal 15 Monaten da ist), kommt das ganze 1:1 bei den UHUs an. Das Team an und für sich ist auch wie gesagt nett, aber es bleibt dabei eher bei der sterilen, höflichen oberflächlichen Nettigkeit, ohne dass man den Eindruck bekommt, dass hier wirklich ein guter Teamgedanke untereinander herrscht. Wenn man dann Pech hat und keinen guten Assistenten auf Station abbekommt, kann das echt schrecklich werden! Ich persönlich hatte mit meinen Assistentinnen totales Glück, aber ich sehe auch wie es den anderen UHUs ging. Diese mussten zum Teil die dümmsten Aufgaben überhaupt machen, z.B. "mal mit dem EKG rüber ins Haupthaus laufen, ein Kardiologen suchen und das EKG befunden lassen". Ein Telefonanruf mit Konsilanfrage war wohl nicht drin. Wenn man eine tolle Assistentin hat, kann's aber auch echt gut werden, z.B. durfte ich viele gynäkologische Untersuchungen durchführen und eigene Patientinnen betreuen. Aber das war wirklich nur absolutes Glück und die Ausnahme. Leider.

Generell könnte man viel sehen und machen - wenn denn der OP nicht wäre. Das ist der Hauptkritikpunkt: du bist kein UHU, du bist Haken (-und Fresse)halter. Hauptberuflich und egal wie wann und warum, "der OP geht immer vor". Diejenigen unter uns, die ihr Chirurgie-Tertial schon hinter sich hatten, waren hier in der Neuen Frauenklinik wesentlich länger und häufiger im OP als im jeweiligen Chir.-tertial.
Und die Stunden im OP sind wirklich die schlimmsten im ganzen Tertial: die OP-Pflege ist zwar wirklich super nett, aber retrospektiv waren es gerade mal zwei Operateure, die einem was erklärt haben, bzw. einen ausgefragt haben (was ziemlich lehrreich ist). Alle anderen schauen einen maximal mit dem Hintern an. Auf Fragen bekommt man natürlich Antwort (man ist ja höflich), allerdings meist einsilbig. Wenn man dann jedes Ja oder Nein der Operateurin aus der Nase ziehen muss, ist das so unglaublich mühsam, nach der zweiten Woche macht das keiner mehr.

Des weiteren ist es nicht nur so, dass die Stunden IM OP teilweise eine Zumutung sind, sondern die ganze Planung ist recht konfus: Ständig werden die falschen UHUs angerufen, man ist teilweise doppelt und dreifach eingeteilt. Auf der anderen Seite ist man aber auch z.B. gar nicht eingeteilt und wird dann spontan dazugerufen. Essen? Visite? Gynäkologische Untersuchung bei einer Patientin? Egal, Hauptsache du hängst dich schnell an die Haken. Wenn der Fehler nicht bei den UHUs liegt, sondern im OP-Management (weil mal wieder keiner eingeteilt war) und man sich "opfert", bekommt man als Dank noch gemeckert.

Eine Schweizer UHUine konnte sogar nicht in den Gebärsaal (wäre angeblich von der Rotation nicht möglich gewesen) und hat somit keine Geburt gesehen. In Ihrem Gyn-Tertial! Stattdessen musste sie zig mal runter, wenn die Plast. Chirurgen angeläutet haben, um Fäden zu schneiden. Die Plastiker operieren einmal in der Woche in der Frauenklinik und was beim ersten mal halbwegs interessant ist (Brustvergrösserung und -verkleinerungen), nervt einen nach ein paar Wochen nur noch. Auch hier muss man alles, egal wie interessant und lehrreich es ist, stehen und fallen lassen um Operateuren, die gar nicht richtig zur Frauenklinik gehören, die Fäden zu schneiden. Das man in der Zwischenzeit was lernen könnte, ist ja egal. interessiert auch keinen. Zumal die Plastiker mit einer Ausnahme auch sehr unfreundlich und überheblich auftreten.
Gerade wenn wenig UHUs da sind, verbringt man den Großteil der Zeit an den Haken. Meine erste OP z.B. war eine 6-h explorative Lap. in der KEIN Wort mit mir geredet wurde, und am Ende sind die Operateuren und die Assistentin (die sich hat auswechseln lassen) noch vor dem UHU zum Essen "geflüchtet", anstatt zusammen zu gehen.
Im OP selber etwas zu machen kann man getrost vergessen - ab und zu nach einer Sectio die Hautnaht zu machen ist da schon echt der Höhepunkt.
Weiteres Beispiel für das UHU-Ansehen: man wird z.B. quasi nie zum Mittag Essen mitgenommen, was in den meisten anderen Abteilungen absolut Usus ist.
Aber auch das Nähen nach den Sectiones soll bald für die UHUs abgeschafft werden...

Auf der anderen Seite kann man schon viel bezüglich Untersuchungstechnik/Spekulumeinstellung lernen (ein Vorteil gegenüber den meisten deutschen Häusern) - aber auch das nur mit der richtigen Assistentin. Auch was die Aufnahmen angeht, bei denen man eine mini-internistische Untersuchung durchführt: Entdeckt man etwas, wird das Problem ganz gerne mal wegdiskutiert (Zitat: "Was soll ich damit anfangen, ihr müsst ja nicht auf jeden Bauch draufdrücken").

Alles in allem gab es natürlich auch ein paar gute Tage, Luzern ist (gerade im Sommer) wunderschön und man lernt an einem so großen Spital natürlich sehr schnell neue Leute kennen. Die in den anderen Berichten erwähnte CTG-Besprechung ist ebenfalls zu empfehlen.Das war's dann aber auch mit den Gründen für ein PJ-Tertial hier. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich es weiter empfehle: auf gar keinen Fall! Allerhöchstens für OP-süchtige.

Die Pflege ist größtenteils sehr sehr nett, aber auch da gab es schwarze Schafe (z.B. eine Schwester, die unbedingt vor dem UHU bei Visite im Zimmer sein musste und mir deswegen zweimal über den Fuß gefahren ist…)

Ich habe insgesamt 7 andere UHUs miterlebt: jeder der anderen war noch unzufriedener als ich (weil ich nunmal mit der Besetzung echt Glück hatte). Die 4 vor mir sind zwischendurch irgendwann vor lauter Frust immer ins Wohnheim gegangen und haben nur noch auf den OP-Piepser reagiert.
Im Schweizer UHU-Forum ist die Neue Frauenklinik auch total schlecht bewertet. Im nächsten Jahr stehen einige Umstrukturierungen an, vielleicht ändert sich hier ja nochmals etwas.
Bewerbung
2 Jahre, aber auch kurzfristig möglich
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1250 CHF brutto
Gebühren in EUR
Wohnheimsmiete ca. 370 CHF, Steuern...

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
3
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67