PJ-Tertial Anästhesiologie in Universitaetsklinikum Wuerzburg (6/2011 bis 10/2011)

Station(en)
Rotation durch die verschiedenen Kliniken (ZOM, Kopfklinik, KöLu, MKG, Gyn, ITS)
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Grundsätzlich finde ich es schwierig, das PJ-Tertial am UKW in der Anästhesiologie allein mit dem obigen Notensystem ordentlich zu bewerten. Deswegen will ich hier kurz ein paar Worte verlieren.

Kurz zur Organisation des Tertials: Man rotiert durch alle Kliniken Würzburgs (ZOM, Kopfklinik, Gyn, KöLu, MKG, ITS). Zunächst erfolgt eine sogenannte Einarbeitungsphase in einem der OPs über 4-5 Wochen, um anschließend alle 2-3 Wochen die Klinik zu wechseln. So erhält man einen sehr guten Überblick über die verschiedenen OPs und das breite Spektrum der Anästhesie. Gleichzeitig stellt dieser Aspekt allerdings auch einen wesentlichen Nachteil dar, auf den ich etwas später zurück kommen möchte. Studientage gibt es 8 an der Zahl, die man frei nehmen kann. Fortbildungen gab es ca. 7 während des gesamten Tertials.

Der Grund für diese Bewertung sind die an sich doch recht positiven Berichte hier auf dieser Seite, die im Kontrast zu meinen Erfahrungen der letzten Monate stehen. Kurz zu meiner Person: Ich selbst war völlig unerfahren in der Anästhesie, ich hatte weder eine Famulatur noch sonst irgendein Praktikum in diesem Fach absolviert, sodass es absolutes Neuland für mich darstellte.

Wo fange ich am besten an ? Vielleicht erst einmal die positiven Aspekte der Anästhesie am UKW: Wie bereits beschrieben sieht man extrem unterschiedliche OPs und somit unterschiedliche Anästhesieverfahren. Zum zweiten kann man im Gegensatz zu vielen anderen Wahlfächern schon relativ viel praktisch machen. Die Tätigkeiten bewegten sich von dem Legen eines großlumigen Zugangs über Maskenbeatmung und Intubation als auch das Stechen einer Spinalanästhesie. Man sollte allerdings nicht erwarten, dass man alle diese Fertigkeiten innerhalb der 4 Monate perfektionieren kann, man kann danach lediglich sagen "Man hat´s halt ein paar Mal gemacht.". Das Pflege- und das Ärzte-Team war in all den Kliniken grundsätzlich (bis auf einige wenige Ausnahmen) sehr nett.

Nun zu den kritischen Punkten dieses Tertials:

-Grundsätzlich besteht im Großteil des anästhesiologischen Teams die Annahme, dass der PJ praktisch überhaupt nichts kann. Wenn ich nach 14 Wochen PJ noch gefragt werde, ob ich eine Braunüle legen "kann", frage ich mich wirklich, was da schief gelaufen ist. Erschwerend kommt dazu, dass man ständig rotiert und immer bei Null anfängt.
- In fast allen Abteilungen hat man für alle Tätigkeiten nur einen Versuch. Versticht man die Braunüle, darf man kein 2. mal am gleichen (auch schon narkotisierten) Patienten. Bei einer Fehlintubation muss man trotz stabilem, ausreichend präoxygenierten Patienten, der sich leicht Maske zu beatmen lässt, das Instrumentarium abgeben anstatt zusammen mit der Aufsicht auf Fehlersuche zu gehen (z.B. längerer Spatel, Stab in Tubus oder einfach mal zu Lehrzwecken in einer elektiven Situation das Glidescope verwenden). Nein, nach einem Fehlversuch ist es sehr häufig vorbei. In einigen Kliniken (vor allem ZOM) darf man als PJ im Vergleich zu den peripheren Kliniken extrem wenig machen, da hier halt auch viele Berufsanfänger mit ihrer Laufbahn beginnen. Extrem restriktiv hält man hier das Legen eines ZVKs oder das Stechen einer Arterie: Während Komilitonen im Juliusspital oder in Bad Mergentheim Dutzende ZVKs oder Arterien stechen durften, so ist es am UKW wirklich eine Rarität, dass ein PJ eine der Tätigkeiten ausführen darf. Auch wenn einige meiner PJ-Kollegen das Glück hatten ein paar ZVKs legen zu dürfen, so ist das im direkten Vergleich zu den nicht-universitären Kliniken einfach nur lächerlich.

-ITS: Ein Extrakommentar eigens für die ITS. Ja, was sucht der PJ auf der AnITS? Ganz einfach: Nichts. Nach einer halbstündigen Visite morgens ist für den PJ ABSOLUT GAR NICHTS ZU TUN. Trotz Bemühen und Zeigen von Interesse wird man weder vom ärztlichen noch vom pflegerischen Team beachtet. Wenn es mal was Interessantes auf Station zu sehen oder machen gibt, wird man auch nicht mitgenommen. Statt dass anhand von einigen Patienten die Intensivmedizin nähergebracht wird (Beatmungsformen, ECMO, Management von Polytraumapatienten), wird man von den Assistenten kaum bis gar beachtet. Selbst auf Visite wird man überhaupt NICHT mit einbezogen. Mein Tag lief folgendermaßen ab: Morgens die Visite bis 9:00. Danach bis zum Mittagessen Selbststudium oder im Internet gesurft und kurz nach dem Essen die Fliege gemacht. Sofern mal ein Schockraum oder Rea-Fall in der Klinik eintritt, kann man da natürlich mitgehen und ein wenig Action miterleben. Das kann allerdings die genannten Minuspunkte dieser Station auf keinen Fall ausgleichen. Ich frage mich wirklich, was diese 2 (!) Wochen für einen Sinn haben sollten, im Tertial haben die auf jeden Fall nichts verloren.

- Es gab aber auch wirklich Lichtblicke in diesem Tertial, auf die die genannten Negativpunkte nicht zutreffen: Der Aufenthalt in der Orthopädie und vor allem in der MKG waren absolut fantastisch, was natürlich nur an den dortigen Aufsichten lag. Viel Geduld, das Verlangen, dem PJler ein Konzept an die Hand zu geben und wirklich etwas beizubringen, zeichneten diese Stationen aus. Auch nach Fehlpunktionen/-intubationen musste man nicht sofort die Instrumente abgeben, sondern ( sofern es die Situation und der Patient natürlich zuließen ) konnte nach konstruktiver (!!) Kritik durch die Aufsicht ein 2. oder 3. Versuch, der dann meistens erfolgreich war, durchgeführt werden. Insgesamt war ich leider nur 5 Wochen in den beiden Kliniken, aber in diesen habe ich mehr gelernt als in den anderen 11 Wochen des Tertials. Aus diesem Grund möchte ichan dieser Stelle nochmals besonderen Dank an die Aufsicht in der MKG (die leider demnächst auf eine andere Station rotiert) und dem Oberarzt aus der Orthopädie zukommen lassen; die 2 haben für mich persönlich nach einem katastrophalen Beginn ( ZOM und ITS ) das Tertial gerettet, sodass ich im Wesentlichen ganz zufrieden bin.

Da mir jetzt leider nichts mehr einfällt, gibts zum Schluss noch eine kurze Benotung der einzelnen Stationen. Wie gesagt: die Qualität der Lehre hängt von der betreuenden Aufsicht ab !

ZOM: 5
ITS: 6 (die Note 6 ist eigentlich noch zu gut)
Kopfklinik: 2-
Orthopädie: 1
MKG: 1*
Gyn:2

Fazit: Kann ich das Tertial empfehlen ? Jein. Die Theorie wird sehr gut vermittelt, während des Tertials gab es auch einige Fortbildungen. Auch viele praktische Dinge hab ich gelernt. Wenn ich allerdings meine Erfahrungen am UKW mit denen ausden anderen Kliniken ( Bad Mergentheim, Juspi etc. ) vergleiche, dann ist das Anästhesie-Tertial am UKW wirklich nur als mager zu bezeichnen.

Bewerbung
Einteilung durch das Dekanat.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Punktionen
EKGs
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.6