PJ-Tertial Chirurgie in AKH Hagen (4/2011 bis 7/2011)

Station(en)
Unfall- und Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Ich hatte die schlimmsten Erwartungen bzgl. meines Chirurgie-Tertiales … nach all den schlimmen Geschichten, die man über die Chirurgen gehört hat, hatte ich überhaupt keine Lust auf dieses Tertial.
Im Nachhinein bin ich nun extrem froh, dass ich für dieses Tertial nach Hagen gegangen bin.

Man ist 4 Wochen in der Ambulanz, 4 Wochen in der Unfallchirurgie und 8 Wochen in der Viszeralchirurgie eingeteilt. In der Ambulanz ist man von der OP-Pflicht befreit. Da wir in diesem Tertial nur zu zweit waren, war das nicht immer zu 100% zu erfüllen, aber da die Ambulanz eh immer das „Auffangbecken der arbeitslosen PJler“ war, konnte man dort genug Zeit verbringen.
In der Ambulanz darf man sich die Patienten alleine anschauen und z.B. in Absprache mit dem Assi direkt zum Röntgen schicken. Auch wenn ein Pat aufgenommen werden musste, war das PJler Aufgabe. Wenn es was zu nähen gab, waren die meisten Assis auch immer einverstanden, wenn das die PJler machen (Wunden im Gesicht wollte ich zum Beispiel gar nicht nähen, da ich meiner Meinung nach nicht an einer so offensichtlichen Stelle üben muss ;-)) Das Team in der Ambulanz ist super nett und zwischendrin war immer Zeit für einen Kaffee oder ein kurzes Gespräch.

Natürlich verbringt man auch einige Zeit im OP. Darauf hatte ich vor dem Tertial am wenigsten Lust. Im Endeffekt war ich immer froh, wenn ich in den OP konnte, da dort die Zeit einfach am schnellsten um ging.
Die Pflege im OP war extrem nett … Ich bin nicht einmal doof angepampt worden und es war am Anfang ganz selbstverständlich, dass mir alles erstmal erklärt wurde (kein Augenrollen, wenn man mal was falsch gemacht hat, auf Fehler wurde man nett und freundlich hingewiesen und wenn man der Pflege mit ein paar Handgriffen hilft, gibt es hinterher immer ein Lächeln und Dankeschön ;-)) Wenn es während der OP mal etwas langweiliger wurde, hat die Pflege die Zeit meistens genutzt mir irgendwas zu erklären (wie ein Gerät funktioniert, was als nächstes kommt oder einfach nur privat gequatscht)
Von den Ärzten bin ich restlos begeistert … Bei jeder OP wird darauf geachtet, dass man was lernt. Man darf überall mal hinlangen, es wird immer unterbrochen, damit man schnell einen Blick in den Situs werfen kann und die Stimmung ist einfach gut. Alle Ärzte sind extrem nett, es gab kein böses Wort und das Hakenhalten wird geschätzt. Da wird einem mit einem Augenzwinkern der Haken vom Chef gegeben und gesagt, dass es ihm leid tun würde, dass man 6 Jahre studieren muss um eine Aufgabe zu übernehmen, die ein Affe wohl auch machen könnte. Es werden mal Fragen gestellt, die sind aber meist gut zu beantworten und auch wenn man es nicht weiß, ist es kein Beinbruch.
Die Stimmung im OP war immer gut. Als PJler ist man Teil des Teams und wird von allen respektiert. Die Chefs, OÄ und Assis waren alle sehr nett und ich hatte eine Menge Spaß und habe auch wirklich viel gelernt. Bei den Unfallchirurgen darf man auch öfter mal selbst zunähen, die Viszeralchirurgen tackern meistens (da darf man aber auch immer tackern, auch wenn das nicht soo spannend ist ;-))
Natürlich gehört es auch zu den Aufgaben Blut abzunehmen, das hält sich aber in Grenzen und ist gut machbar.
Es hat sich immer gelohnt mit in die Dezentrale zu gehen. Dort werden die geplanten Pat aufgenommen. Die Assis haben sich hinterher immer die Zeit genommen die Indikationen, Vorgehensweise und Risiken der jeweiligen OP mit mir durchzugehen, sodass ich dort sehr viel gelernt habe!
Weil ich die Stationen nicht so spannend fand, habe ich mich dort auch meist eher fern gehalten. Aber wenn man Briefeschreiben üben möchte oder Lust auf Visite hat, ist man dort immer willkommen und es wird auch erklärt. Ich habe mich, wenn ich nicht im OP stand, meist in die Ambulanz verzogen, da man dort am meisten gesehen hat. Da durfte man dann selbst schonmal den Schallkopf draufhalten, die Pat untersuchen und das weitere Prozedere planen. Es hat hinterher immer ein Assi drüber geschaut, sodass auch ein Lerneffekt vorhanden war. Im Endeffekt konnte man sich seinen Tag frei einteilen, solange man irgendwie auffindbar war. Die Ärzte waren immer froh, wenn man ihnen Arbeit abnahm, wenn man aber z.B. mehr Lust auf die Dezentrale hatte, war das absolut ok.
In Hagen finden viele Seminare für die PJler statt. Diese werden immer von den Chefs geleitet und lohnen sich absolut! Der Radio-Chef versucht einem wirklich beizubringen, wie man z.B. ein Röntgen-Thorax vernünftig interpretiert, in der Inneren haben wir oft einfach Fälle von der Station mitgebracht und besprochen und in der Chirurgie wurden die wichtigsten chirurgischen Krankheiten besprochen. Man wurde für die Seminare immer von der Stationsarbeit befreit und konnte somit daran teilnehmen.
In Hagen muss man keine Dienste machen und hat einen Studientag pro Woche. Einzige Bedingung ist, dass immer ein PJler in der Abteilung anwesend ist. Wann man frei nimmt, kann man also unter den PJler absprechen. Dieser freie Tag wurde auch immer eingehalten!!!
Es wird immer drauf geachtet, dass man pünktlich geht (Arbeitszeit ist von 7 bis 15:30). Wenn nix mehr zu tun ist, hat auch keiner was dagegen, wenn man mal früher geht.
Für den Fall, dass die OPs mal länger gehen und man auf den PJler nicht verzichten kann, gibt es einen dritten Dienst. Der löst einen dann aus. Natürlich kann man aber auch bei spannenden OPs länger bleiben.
Die PJler haben die Möglichkeit in der Woche (von 15:30 bis 7 Uhr am nächsten Morgen) und am Wochenende freiwillig!!!!! den 3. Dienst zu besetzten. Die Bereitschaftszeit wird bezahlt und wenn man angerufen wird, wird man voll bezahlt (und das nicht zu schlecht). Am Wochenende muss der Bereitschafsdienst zum Blutabnehmen reinkommen, sodass sich dieser finanziell wirklich lohnt. Natürlich bekommt man auch hier die in Bochum üblichen 400€ im Monat.

Alles in Allem kann ich sagen, dass es für mich das absolut perfekte PJ-Haus für die Chirurgie war. In meinem Tertial waren wir nur zu zweit und haben uns absolut nicht überarbeitet. Ich habe sehr viel gelernt (es hat mir sogar beim Kreuzen einiges gebracht) und hatte eine Menge Spaß. Ich kann das Tertial ohne Einschränkungen empfehlen.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07