PJ-Tertial Innere in Kantonsspital Muensterlingen (2/2011 bis 3/2011)

Station(en)
verschiedene
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Innere:

Gute Möglichkeit sich mit den Anforderungen des Arztberufes in der Schweiz vertraut zu machen (50 Wochenstunden und zusätzlich mindestens ein Wochenende /Monat ) und praktische Untersuchungen bzw. Differentialdiagnostisik zu üben. Das Jobben machst du hier immer zwischendurch als Bote, Aktensortierer und Schellongtest-Durchführer.

Notfallambulanz:
+
Vier Wochen Notfallambulanz gehören standardmäßig zum Tertial. Du bist dort einem Assistenzarzt zugeteilt und musst selbstständig Patienten aufnehmen, sie dem Assistenzarzt oder Oberarzt oder dem ausgesprochen freundlich auftretenden Chefarzt vor und bist im Anschluss dabei wenn derjenige die Patientenkonsultation macht und das weitere Procedere darstellt. Wenn die Zeit reicht darfst du auch vorher erklären was du vorschlagen würdest. Im Anschluss schreibst du den Enlassungs- oder Verlegungsbrief.

Als es Schwierigkeiten auf der Notfallstation gab hat der Chefarzt Prof. Krause persönlich den Notfalldienst gemacht. Die ruhige Lehre war eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Auch von den anderen erfahrenen Ärzten hab ich dort wirklich eine Menge gelernt. Die teils echt zickigen unerfahrenen musste ich einfach durchstehen.

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Notfallmäßiger Stress :). Ich persönlich bin da an meine Grenzen gekommen.

Wie überall sonst gibts leider auch hier die ein oder andere unsichere Jung-Assistentin die noch nicht gelernt hat dass Leute viel besser arbeiten wenn mann sie auf die richtigen Ideen bringt anstatt sie herum zu kommandieren. Häufig sind das auch die gleichen die so tun als sollte man sich alles beim ersten mal merken egal wie es erzählt wird. Mir hat da geholfen, höflich darauf hinzuweisen dass sie selbst nicht dazu in der Lage wären. Meine Formulierung: " Nicht jeder hat so eine hohe Auffassungsgabe wie du" ;)
Und wenn´s dir trotzdem zu viel wird kannst du mit genug Nachdruck bzw. Krankheit bewirken dass du auf eine andere Station kommst.

Station:
Pünktlicher Beginn (nicht eine Sekunde zu spät!) 7:45 . Ende ca. 17:30- 18:00
+
Möglichkeit regelmäßig bei OA und Chefarzt visite mitzugehen (und dich ggf. freundlich auf deine Wissenslücken hinweisen zu lassen ;) Als Gegenleistung schiebst Du den Wagen mit den Krankengeschichten-Ordnern hinterher.
+
Anfallende körperliche Untersuchungen, aBGA´s, EKG´s schreiben und auswerten. Keine Blutentnahmen wenn du nicht extra danach fragst.

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Viel Bürokram: Akten sortieren (d.h der Assistenzarzt macht dir aus den Laborblättern, Konsilergebnissen etc. mit denen er fertig ist ein Stapel und du darfst sie in die Akten einsortieren), Aufnahmebefunde und aktuelle Medikationen in den Rechner eingeben und formatieren, Befunde aus Konsultationen in die elektronische Patientenakte kopieren/formatieren (copy and paste). Und die bestimmt ubiqutär vorkommenden Anrufe mit Hausarzt bzw. Angehörige, um z.B. die aktuelle Medikation zu erfahren.

Generell pro:
Erholungsmöglichkeiten der Umgebung (Bodensee, Unisport Konstanz), Personalwohnheim mit zwei Stockwerke für UHU´s, Wandern im Appenzeller Land, Möglichkeit günstig z.B. beim Aldi an der Grenze in Konstanz einzukaufen, deutsches Handynetz. (Der vom Vorgänger beschriebene Pool im Keller steht Privatpersonen leider nicht mehr zur Verfügung, es gibt aber einen in Konstanz).

Die Bezahlung: ab Januar 11 auf 1300,- CHF angehoben, macht´s möglich nicht zusätzlich am WE jobben zu müssen (das wäre zeitlich/arbeitsenergietechnisch auch nicht möglich, s.u.), sondern wie erwähnt immer zwischendurch.

Die Möglichkeit einen ersten schlechten Eindruck zu machen :)

Sonst kontra:
Laut Vertrag "kein Anspruch auf Ferien und Feiertage sowie auf Entschädigung oder Kompensation von geleisteten Mehrzeiten und von Nacht- und Wochenenddiensten." Und das bei einer regulären Arbeitszeit von 50 Wochenstunden. In der Regel machst du einen Wochenenddienst pro Monat als Abrufdienst von 9:00 bis 20:00 in dem du per Pieper gerufen wirst um EKG´s zu schreiben oder Aufnahmen auf dem Notfall zu machen. D.h. entweder du geniesst die vielen Arbetisstunden, wirst krank, oder weist auf das schweizerische Arbeitsrecht hin; ein Schweizer UHU hatte folgende Nachricht vom Verband Schweizerischer Arzte und Oberärzte erhalten:


"Gerne beantworte ich aber bereits Ihre Frage (eigentlich wäre die Sektion Thurgau zuständig): Selbstverständlich haben Sie Anspruch auf Ferien, auch als Unterassistent. Der gesetzlich zwingende minimale Ferienanspruch beträgt vier Wochen pro Jahr (Art. 329 lit.a OR). D.h. bei der unterjährigen Anstellung ist der Ferienanspruch pro rata temporis, d.h. anteilsmässig zu gewähren. Pro drei Monate Beschäftigung steht Ihnen somit eine Woche bezahlte Ferien zwingend zu.

Mit freundlichen Grüssen,

Dr. iur. Rudolf M. Reck
Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen VSAO
vsao-zh@bluewin.ch"

-- Oder du hast Glück und findest einen Assistenten der dir frei gibt, das Du die Tage doch kompensieren kannst.


Mein Fazit: gute Abwechslung zur Deutschen Klinik -- Kannst in der Zeit viel praktisches lernen, spießige aber sehr höfliche, freundliche Schweizer begegnen und deren schönes Land kennenlernen. Anderer Umgangston: weniger Befehle mehr Bitten. Besonders mit den Patienten: alles wird denen persönlich erklärt, die werden mit einem lächeln gefragt "ist das gut für Sie?" nicht wie häufig in D. wortwortlich im Befehlston "Sie sind Krank! Wenn sie wollen das Ihnen geholfen wird müssen Sie uns machen lassen!" Studenten gegenüber ist der Inhalt der gleiche, weniger Hierarchisch ist es hier nicht (s.a. Scrubs :) aber die Umgangsform ist meist sehr viel schöner, bis man sich einem Vorgesetzten widersetzt. Aktensortieren statt Blutabnehmen. Wegen der Erfahrung und der dort betriebenen, spitzenmäßigen Medizin würde ich es jederzeit wiedermachen.


Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Notaufnahme
EKGs
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1300 SFR
Gebühren in EUR
ca. SFR 100 /Monat + Einmalig 100

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
5
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13