PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Winterthur (6/2010 bis 10/2010)

Station(en)
Rotation
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Duesseldorf
Kommentar
Im Sommer hat ein PJ-Tertial in „Winti“ einen gewissen Reiz. Ein gepflegter Pool hinter dem Wohnheim und ein Volleyballfeld hinterm Haus steigern bei schönem Wetter deutlich die Stimmung. Das ist manchmal leider auch nötig.

Allgemeine Stimmung:
Generell ist die Stimmung die einem als Deutschen in der Schweiz entgegenschlägt wenig positiv. Bei allen Stellen mit denen man in Kontakt kommt, sei es die Wäscherei, die Wohnheimsverwaltung etc. hört man, auch wenn man erst den ersten Tag am Krankenhaus ist, immer den selben Satz: „Mit euch haben wir immer soviel Ärger“, als Konsequenz werden auch alle Regeln eher zu Ungunsten der Unterassistenten (UHUs, gleich PJler) ausgelegt oder geändert.
In der Bevölkerung hat man auch keinen Stein im Brett. Von 15 hinter dem Haus geparkten Fahrzeugen wurden in der ersten Woche alle 10 mit deutschem Kennzeichen komplett zerkratzt.
Auch in seiner Tätigkeit als PJler fühlt man sich als Mitarbeiter 3. Klasse, man ist ein notwendiges Übel welches die Aufnahmen protokolliert und die Haken hält. Danken tut es einem niemand und solange obige Jobs erledigt werden kann man machen was man will, es interessiert garantiert niemand.

Tätigkeit
Die Kurzbeschreibung des Tätigkeitsprofils könnte Arzthelfer lauten. Man rotiert zwar durch verschiedene Abteilungen aber das Anforderungsprofil wechselt eigentlich nicht. Man sitzt vor dem Computer und dokumentiert Anamnesen und Befunde die andere erhoben haben. Man darf keine Patienten selbst untersuchen sondern wenn es gut läuft folgt man einem Arzt und darf protokollieren was dieser anamnestiziert bzw. untersucht hat. Ich habe in den 4 Monaten zwei Mal ein Knie untersucht, kein Mal eine Hüfte, kein Mal eine Schulter, ein paar Mal das OSG.
Der lehrreichste Abschnitt ist sicher die Notaufnahme in der man mit den richtigen Assistenten auch einiges sieht. Hier jedoch versteckt sich auch die spannendste Aufgabe des gesamten Tertials: in der Nachtschicht hat man die Chance und Pflicht Briefe der am Tag ambulant gesehenen Patienten einzutüten und zu adressieren.


Lehre
In einer Sommerpause von ca. 6 Wochen findet keinerlei Lehre statt. Ansonsten ein Mal die Woche zwischen 10 und 30 min PJ-Unterricht durch einen Assistenzarzt und Montag eine allgemeine Fortbildung von ca. 45 min. Im OP werden hauptsächlich Haken gehalten, viel erklärt wird auch meist auf Nachfrage nicht.
Nähen: die Hälfte meiner möglichen Näherfahrungen im OP wurde mir von den OP-Schwestern genommen, da man entweder schon spät dran sei, der nächste Patient schon da wäre etc. gerne hört man dann folgenden Satz in verschiedenen Varianten: „muss der UHU jetzt wirklich nähen, dass kann der doch auch wann anders lernen“. Den habe ich sicher mehr als 1x pro Woche gehört.

Finanziell
Ein teurer Spaß ist dieses Tertial auf jeden Fall, man bekommt kein Geld, dafür Unterkunft gestellt und Essensgeld auf eine Karte aufgeladen. Zusätzlich muss man noch das Internet zahlen, die Dokumente für die Äquivalenzbescheinigung etc. Hinzu kommt noch, dass die Schweiz deutlich teurer ist als Deutschland.

Fazit
Mit sehr viel Engagement kann man vermutlich mehr aus einem Tertial hier rausholen. Ich kam hier motiviert an, aber nach 2 Wochen war diese Motivation schon komplett verflogen.
Unter den Uhus herrschte eine sehr gute Stimmung und daher bereue ich dieses Tertial in keinster Weise. Zwei Sachen hat mich dieses Tertial auch gelehrt: In der Schweiz möchte ich nicht arbeiten und die Chirurgie ist für mich auch keine Option mehr.
Bewerbung
2 Jahre
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Notaufnahme
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gebühren in EUR
50

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.6