PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Uster (12/2009 bis 4/2010)

Station(en)
A1, A1/B3, B1, Notfallaufnahme
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Am 1. eines jeden Monats gibt es einen Einführungstag, an dem man das wichtigste rund um die Arbeit im Spital Uster erfährt. Leider war mein Tertial-Beginn am 14. Dezember und so musste ich mich amit zufrieden geben, von den anderen Cand.med.´s eingearbeitet zu werden. Mit 2 Wo Verzögerung habe ich mir dann den Rest der Informationen an dem Einführungstag geholt.

Hier erhält man Kleidung, Schlüssel für die Umkleide, ein Namenssschild, was auch gleichzeitig als Zahlmittel in der Mensa (Aquarius) sowie Schlüssel für Räume mit beschränktem Zutritt gilt. Auf diese sog. Batch sollte man gut aufpassen!

Wie sieht der Arbeitsalltag im Spital aus?

Um 7:30 beginnt der Tag pünktlich mit dem Morgen-Rapport. Hier berichtet der Nachtdienst, wieviele und was für stationäre Aufnahmen es am Abend/in der Nacht gab. Ferner wird von evtl. Patienten von der IPS erzählt.

Nach dem Rapport (das ist meist um 7:45h) der Fall gibt es mehrere Optionen für den weiteren Tagesablauf:

a) Man hat Glück und muss noch nicht in den OP. in diesem Fall kann man mit den anderen Kollegen in die Cafeteria und frühstückt gemeinsam, bevor man sich dem Alltag stellt!

b) Man muss bereits um 8 Uhr morgens in den OP. Schnellstmöglich schnappt man sich also den nächsten Aufzug in den OP-Trakt, zieht sich um, wäscht sich und macht sich steril!

c) Man ist Notfall-Cand.med. und lässt isch als erstes auf der Rettungsstelle blicken. Gibt es noch keinen Patienten, geht die Truppe vom Notfall geschlossen zum Frühstücken, ist jedoch der erste Patient mit Status nach Stolpersturz dort, fängt die Arbeit auch schon an.

Wer entscheidet nun, welcher Cand.med. welche Tätigkeiten ausführt?

Das sind die Unterassistenten selbt.

Am Anfang macht man also gemeinsam den Dienstplan und entscheidet, wer wiel lange auf welchter Station ist bzw. für den Notfall verantwortlich ist. Wöchentlich wird anschliessend rotiert, so dass jeder jeden Job ausführen darf!

Am Vortag druckt man sich dann den OP-Plan sowie die Eintrittsliste der Neustationären Aufnahmen aus und bespricht das ganze bei einem Kaffee. Das Spital hat 4 OP-Säle: Ein Saal ist meist für den HNO-/UROLOGIE-OP, hier werden nur selten Cand.med.s gebraucht. Ein Saal ist v.a. Donnerstags von den Gynäkologen blockiert. Meist sind also 3 Säle da, um die man sich kümmern muss: In diesen drei Sälen machen es sich Orthopäden, Viszeral- sowie Unfallchirurgen bequem. Das OP-Program ist abwechslungsreich und umfasst Hernien, Cholezystektomien, Appendektomien, Colektomien, Rektum-OP´s bei den Viszeralchirurgen, Radius-Fx, Pertrochantäre Fx, Weber-Fx, prox. Tibia-Fx und alles andere, was frakturieren kann bei den Unfallchirurgen und die gängigen TEP-OPs und Arthroskopien bei den Orthopäden. Hin und wieder muss man auch bei Vasektomien oder Circumcisionen assitieren, jedoch sehr selten.

Täglich muss ein Cand.med. den Spät-/Nachtdienst auf dem Notfall (das sind die berühmten Pickett-Dienste) zusätzlich zu seinem normalen Tagdienst übernehmen. Das kann bei Zeiten krass entarten, dass man am nächsten morgen um 2 Uhr nach Hause geht, um um 7:30 beim Rapport zu erscheinen. Doof, wenn für den nächsten Tag dann doch alle Cand.med.´s für den OP zugeteilt wurden.

Wenn man zu viert ist, bedeutet das also, dass Mo-Do jeder einmal länger bleibt. Einmal im Monat muss man dann also noch den Fr-So Pickett schieben. Am Wochenende beginnt der Rapport um 10 Uhr, es sei denn es ist eine OP für 8 Uhr angesetzt.

Die Wochenenden werden mit 2 Kompensationstagen beschenkt. Man sollte frühstmöglich mit dem zuständigen OA besprechen, wer wann wieviele Kompensationstage gebraucht, damit die Leitung die OP-Pläne drauf abstimmen kann.

Für die 4 Monate bekommt man 1,5 Urlaubstage monatlich. Je nach Möglichkeit sowie Cand.med.-Zahl sollte man vermeiden, diese gesammelt am Ende zu nehmen. Das kann dann schonmal Ärger geben.

Nun zu den ärztlichen Tätigkeiten des Cand.med:

Das wichtigste Wort, was man schnell lernt, lautet "STARTEN". Die Hauptaufgabe des Cand.med. ist in Augen der Schweizer Kollegen das Starten der neuen Eintritte. Das bedeutet, dass man den Patienten anamnestisch befragt sowie körperlich untersucht und am Ende, je nach Lust und Laune des betreuenden Assistenzarztes diesen ihm vorstellt. Leider hat nicht jeder Assistent den Anspruch, den Patienten vorgestellt zu bekommen. Das ist schade und sollte eigentlich Gang und Gebe sein, um die PJ´ler auf das mündliche Examen vorzubereiten. Daher sollte man als Cand.med. darauf betehen, die Patienten auch vorstellen zu dürfen.

Wöchentlich ist man auf einer Station. Wenn man nicht im OP ist (was selten der Fall ist :) klebt man sich an einen Assistenten und geht mit auf Visite. Je nach Assistent hat man auch sehr lehrreiche Visiten mit viel Teaching-Faktor! Leider haben aber nur wenige der aktuellen Assistenten Interesse an Lehre, vielleicht liegt es daran, dass viele erst seit 2-3 Monaten das Examen hinter sich gebracht haben. Motags ist immer Chefarzt-Visite meist um 8:45! Wenn man es schafft, sollte man sich bemühen auch dort hinzugehen.

Auf dem Notfall:
Hier trifft man jeden; das kleine Kind, das gestürzt ist und kurz ohnmächtig war, grössere oder kleinere Verkehrsunfälle, Schnitt-, Bissverletzungen, Stürze mit Frakturen als Folge sowie unklare Abdomen-Geschichten, wohinter sich dann meist ein Blinski (ugs. für Appendizitis) verbirgt.
Schnell blickt man durch den Ablauf auf dem Notfall durch und kann sich eigenständig Patienten anschauen, diese mit dem Assistenten besprechen. Je nach dem meldet man dann selbstständig Rö-Aufnahmen an, beurteilt diese mit dem Assistenzen und OA und entscheidet über das weitere Procedere. Der Notfall ist der beste Ort, um selbstständige Arbeiten und Denkweisen zu erlernen! Im sog. Öpsli werden dann kleine Wunden versorgt in LA versorgt. Sehr lehrreich!

Was noch? Da gibt es noch die Tagesklinik. Hier kommen nichtstationär bleibende Patienten, die meist am Folgetag operiert werden, werden kurz aufgenommen mit Anamnese und Status und gehen wieder nach Hause. Wenn im OP und auf Station nichts mehr zu tun ist, rufen die Cand.med.´s bei dem zuständigen TK-Assistenten an, um zu fragen, ob dieser kompensiert ist oder Verstärkung benötigt.
Die TK ist auch wieder ein Ort, wo man sich als Cand.med. sehr gut unterbringen kann. Selbstständig betreut man hier nach Rücksprache mit dem Assistenten Patienten.


Vormittags ist der TK-Assistent im Ambulatorium. Hier kommen Patienten zur postoperativen Verlaufskontrolle hin: Wundkontrollen, Gipskontrollen sowie Stellungskontrollen nach Osteosynthesen oder Repositionen gehören hier zum Spektrum. Je nach Zeit kann man sich auch hier einbringen.

Der OP:
Das OP-Personal ist ein Traum, angefangen vom Lagerungspfleger bis hin zur instrumentierenden Schwester sind ALLE sehr hilfsbereit und freundlich.

Je nachdem, mit welchem OP-Team man am Tisch steht, darf man über die Haken hinaus arbeiten: leider ist es nicht bei jedem Arzt selbstverständlich, dass kleinere Hautschnitte, Drainagen sowie Trochareinstichstellen vom Cand.med. versorgt werden. Das ist aber in jedem Haus der Fall! Bei den meisten OA wird man am Ende der OP für die schweissproduzierende Arbeit auch belohnt. Mit etwas Interesse und Ehrgeiz kommt hier jeder zu seinem Glück.

An einem vollen OP-Tag schafft man es dann leider auch nicht mehr, in die Mensa zu gehen (ein Standard-Menü kostet hier rund 10 CHF). Im Aufenthaltsraum im OP gibt es da zum Glück täglich wechselnde Suppe :) mit Brot und Tee frei zugänglich für jeden. Auch kann man sich seine Mahlzeit mitnehmen und dort mit Namen versehen in den Kühlschrank tun.

Um 16:30 ist dann Nachmittags-Rapport. Hier werden Röntgen-Bilder sowie CT/MRT-Untersuchungen vom Vortag, vom Ambulatorium und vom Notfall besprochen. Dieser Rapport ist SEHR lehrreich. Schnell entwickelt man den Blick für das wichtigste bei der Bildbefundung! Es lohnt sich also.

Montags ist dann noch nach dem Spätrapport Journal-Club. Hier stellt wöchentlich ein Assistent ein mehr oder weniger interessantes Paper vor. Im Allgemeinen sind diese Vorträge allerdings Stunden vor Vortragsbeginn verfasst, so dass sie nur oberflächlich und zum Teil uninteressant sind.

Meist gibt es Dienstags eine Grand-Round mit Lifeschaltung zum Unispital Zürich. In den 4 Monaten sind 4 Grand-Rounds zustande gekommen. Thematisch waren diese dennoch gut!

In den 4 Monaten gab es einen Nahtkurs von einer Werbefirma, der im Endeffekt aber sehr gut war.

Das grösste Manko ist das Fehlen Cand.med. spezifischen Unterrichts. Einige Male pro Woche gibt es "Studentenunterricht". Hier kommen Studenten meist aus dem 3. Jahr und erfahren Unterricht am Krankenbett. So etwas in der Art könnte man auch für Cand.med.´s planen!

Dennoch:
Meine 16 Wochen im Spital Uster habe ich rückblickend sehr genossen.
Wenn man ungern im OP steht, sollte man sich für eine andere Klinik entscheiden! Wenn man gerne ab Mittag frei haben möchte, sollte man auch vielleicht in ein anderes Ausland! Wenn man aber Spass an Chirurgie und ärztlicher Arbeit hat, kann ich das Spital wärmstens weiterempfehlen.
Bewerbung
Ich habe mich relativ kurzfristig (1 Monat vor Tertial-Beginn) via E-Mail bei der Chefarzt-Sekretärin gemeldet (cornelia.muff@spitaluster.ch).

Leider springen immer wieder spontan Bewerber sehr kurzfristig ab, so dass es denke ich immer klappt, kurz vor Beginn sich dort zu melden und nachzufragen, ob eine Stelle frei ist.

Insgesamt hat das Spital laut Aussagen des Sekretariats 6 Stellen für Unterassistenten. Wir waren im Schnitt immer 4 Cand.med.´s parallel dort. Ausgebucht sind die Stellen denke ich nur selten.

Vielleicht wird nun mit wachsenden Wertungen bei pj-ranking.de der Andrang grösser und man muss sich im Zweifelsfall doch schon früher um eine Stelle kümmern.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
knapp 900 CHF
Gebühren in EUR
50 CHF für die Äquivalenzbescheinigung am Ende von der Universität Zürich, 500 CHF Kaution für das Personalwohnheim, die man am Ende überwiesen bekommt, wenn die Zimmerübergabe reibunsglos verläuft, Anmeldung im Stadthaus DARF NICHTS kosten (einige Unterassistenten mussten bis zu 80 CHF zahlen)!!!

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.73