PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Unfallkrankenhaus Berlin (4/2009 bis 7/2009)

Station(en)
Unfall- und Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich verbrachte mein letztes, 3. Tertial am UKB. Davor war ich im Ausland und hatte von diesem letzten und einzigen Tertial in Deutschland nichts mehr großartiges erwartet. Da ich allerdings viel vom UKB als "Der Anlaufstelle für Unfall-HighTechMedizin" gehört habe - war ich trotzdem sehr gespannt auf die Ausbildung dort.

Am ersten Tag fand eine super nette Begrüßung von dem Oberarzt statt - mit Klinikführung und gemeinsamen Frühstück. Anschließend durften wir auswählen, auf welche Stationen wir gehen wollen (Unfallchirurgie, Notaufnahme, Allgemeinchirurgie).
Am nächsten Tag ging es dann um 6h45 los(!!!) der Arbeitstag startete mit Stationsvisite, und da es in der Regel eine extreme Überbelegung gibt - ist dies ziemlich zeitaufwändig. Daher wird teilweise flüchtig das wichtigste besprochen - meine Aufgabe war zu notieren, was gemacht werden soll (Verordnungen, Telefonate, Entlassungen). Bedsite-Teaching habe ich kein einziges Mal erlebt.
Anschließend ging es in die Röntgenbesprechung, die meistens ziemlich interessant war. Allerdings wurde auch hier nie was erklärt - nach einiger Zeit konntest du dir aber einiges selber herleiten.
Ab 8 konntest du immer in den OP, was auf keinen Fall Pflicht war. Und dies würde ich als einen sehr positiven Aspekt beurteilen: im OP durftest du relativ viel machen, da wurde viel erklärt, das Pflegepersonal war super nett. Und überhaupt - im OP war die ganze Atmosphäre so krass anders, im positiven Sinne.
Nach der Rö-Besprechung gab es meistens Frühstück (was du selber bezahlen musstest!!), aber die Runde war immer sehr nett. Anschließend ging es zurück auf die Station, wo meine Aufgabe die Patientenaufnahme war. (die Schwestern dürfen im UKB selber Blutabnehmen!). Davor musste ich aber alle Anmeldungen ins System eintippen. Meistens waren es 3-5 Pat., die am nächsten Tag operiert werden sollten - Diagnosen standen schon fest, du musstest lediglich alles noch mal abchecken. Super langweilig, null Lerneffekt - banale Sklavenarbeit. Deine Anamnese hat man zwar kurz angehört - diese wurde nie kontrolliert, ganz zu schweigen von den jeweiligen orthopädischen Untersuchungen!!! Nachmittags wurden die aufgenommenen Patienten in der Indikationssprechstunde vorgestellt - und wenn du Glück hattest, dann war dein Assistenzarzt grad im OP und du musstest den Pt. selber vorstellen. Dies hatte zumindest irgendeinen Lernvorteil für dich. Ich hatte ein bisschen Glück, da ich grad einen sehr netten Assistenzarzt auf Station hatte, der einfach nur dankbar war, dass man ihm Arbeit abnimmt - daher hat er auch mal was erklärt und sehr viel unterstützt.
Bevor ich zur nächsten Station übergehe: das Betriebssystem, dass am UKB für die Datenverwaltung genutzt wird - mannohmann!!! Bei all der HighTechMedizin ist das Blamage!!!! Total unlogisch und übersichtlich!!! Und zudem hattest du als Student auf vieles keinen Zugriff, damit musstest du ständig zwischen dem ärztlichen und PJlichen Account hin und her wechseln musstest.

Nach 4 Wochen Unfallchirurgie ging ich auf die Allgemeinchirurgie. Schrecklich.... Die Ärzte alle komplett genervt, ausgelaugt, der Chef extrem unsozial - hatte kein Problem damit seine Assistenzärzte regelmäßig anzubrüllen! Nach 2 Tagen hatte ich mich im OP nicht mehr blicken lassen - eigentlich hatte ich während meines Studiums viel im OP gearbeitet - aber so einen krassen Umgang hatte ich noch nie erlebt. Fand es auch wirklich krass, dass meine PJ-Kollegen zwar die genau so empfanden, allerdings hielten sie den Mund - nach dem Motto "das ist normal und wird besser". Und so sind alle mausestill immer in den OP gegangen und haben sich all diese demütigenden Sprüche angehört. Dazu muss man sagen, dass eine Frau etwas schlechtere Karten hatte.
Vom OP-Spektrum: Hernien, Laporoskopischen Bauch-OPs, manche Tumor-OPs. Insgesamt ist die Allgemeinchirurgie eher nebenläufig - ist eben ein BG-Unfallkrankenhaus.
Und zu guter Letzt bin ich in der Notaufnahme gelandet. Angesicht der früheren Abschnitte - war dies das Paradies. Ich durfte viel machen, eigene Patienten aufnehmen, Briefe schreiben und bekam auch oft was erklärt. Und das allerbeste - ich durfte mir meine Arbeitszeiten selber einrichten!!! Dies alles hing natürlich von den Ärzten ab, die grad auf Station waren. Zudem durfte ich auch mal mit dem NEW fahren.

Insgesamt kann ich das Haus nur denjenigen empfehlen, die entweder im Hause später eine Stelle wollen, oder viel sehen wollen, dabei aber auf Lehre verzichten können. Neben der Allgemein- und Unfallchirurgie gibt es eine sehr gute Neuro- und Wiederherstellungschirurgie. zudem soll die Anästhesie nett sein. Allgemeinchirurgie ist wirklich nicht zu empfehlen - da gibt es definitiv besseres. Und Lehre ist hier ganz weit hinten auf der Liste der Verpflichtungen. Irgendwann lernst du aber die ganzen Ärzte kennen - und deine Gesamteinstellung bessert sich etwas - die meisten sind recht nett und lustig, da geht man abends manchmal auch ein Bierchen zusammen trinken. Und solche Runden scheut nicht mal der Oberarzt :)
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Gipsanlage
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Punktionen
Rehas anmelden
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
6
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.47