PJ-Tertial Pädiatrie in Klinikum St. Hedwig (12/2022 bis 4/2023)

Station(en)
K2, K1, NFZ, 82/83 (UKR)
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Wie aus den vorherigen Berichten rauszulesen ist, ist das PJ in der Hedwigsklinik sehr durchwachsen. Ausbildung, Stimmung und Motivation schwanken von Station zu Station.

K2: allgemeinpädiatrischen Station mit neuropädiatrischem und pulmonologischem Team, 6 Wochen, ca. 40 Betten/4-5 Assistenzärzte.
Je nach Arzt/Ärztin wird man mehr oder weniger herzlich im Team aufgenommen oder als quasi unbezahlte Stationshilfe (stundenlanges Faxen, Akten und Kurven in Papierform auf dem gesamten Stockwerk suchen, "nicht-ärztliche Botengänge" etc.) ausgenutzt, "Bitte" und "Danke" sind hier leider manchmal ein Fremdwort...
Den Großteil des Vormittags ist man damit beschäftigt, die 3-8 elektiven Neuzugänge aufzunehmen, was teilweise eine coole Möglichkeit des selbstständigen Arbeitens ist, teilweise aber sehr lange dauert und man meistens vorher, währenddessen und danach recht viel organisatorisches Chaos und unfreundliche Kommentare (v.a. durch die Pflege der Aufnahme) bekommt. Um 12 Uhr ist Röntgenbesprechung, danach sind wir PJler immer zu Mittagessen gegangen, die Ärztin*innen direkt zurück auf Station. Nachmittags war dann Briefe diktieren angesagt, was daraus besteht, aus einem Leitz-Ordner voller Vorlagen die des jeweiligen Krankheitsbildes rauszusuchen und diese mit Ergänzungen aus der Patientenkurve 1:1 vorzulesen...
2-3x/Woche kommen nachmittags auch noch Kinder zum Schlaflabor, die man aufnehmen muss und die Briefe schon einmal vordiktiert. Oft ist man dadurch bis nach 17 Uhr beschäftigt.
Durch die Aufnahmen kann man nur selten und wenn, dann nicht die gesamte Zeit mit zur Visite gehen. Dadurch fehlt natürlich etwas der Überblick über die Stationsarbeit. (Das Argument der Klinik, dass man auf dieser Station die meiste Zeit verbringt, um eine normale Stationsarbeit mitzubekommen ist also irgendwie in sich nicht schlüssig).
Da es ja doch eine Uniklinik ist, kommen aber auch spannendere oder seltenere Krankheitsbilder (z.B. Tbc, primäre ziliäre Dysfunktion, CF, CED).

K1: Neonatologie, 3-4 Wochen, ca. 25 Betten/2-3 Assistenzärzte. Das Team war zu meiner Zeit extrem nett.
Jeden Vormittag ist man bei der (ausschließlichen) Kurvenvisite mit der Oberärztin dabei, wo man sich in die Dokumentation einbringen kann und auf Nachfrage auch super viel erklärt bekommt. Mittwochs ist Chefarztvisite im Patientenzimmer, wobei meist allerdings nur mit den Eltern gesprochen wird und die Kinder allenfalls mal durch die Plexiglasscheibe beäugt werden (keine klinische Untersuchung). Gern gesehen wird, wenn man bei der Chef-Visite ein oder mehrere Kinder vorstellt. Wenn man schon einige Wochen auf Station ist, darf man auch mal die U2 machen oder Blut abnehmen. 2x/Woche geht man auch hier zur Röntgenbesprechung, 1x/Woche ist "Sozialvisite". Briefe legt man hier mit Textbausteinen an, ist aber fakultativ und keine erwartete Tätigkeit wie auf der K2. Man bekommt also einen guten Einblick in die Neonatologie, die Tage können durch den geringen Patientenkontakt allerdings sehr zäh sein. Allgemein war die Stimmung und Wertschätzung hier trotz voller Station und hohem Workload deutlich besser als auf der K2.

Notaufnahme: 2 Wochen. Hier ist nur ein Arzt angestellt, was je nach Fülle des Wartezimmers schon auch mal stressig sein kann. Aber eine gute Möglichkeit, selber die Anamnese zu machen, Patienten zu untersuchen und danach mit dem Arzt zu besprechen. Auch die Pflege ist super nett und hilfsbereit, wenn man alleine unterwegs ist. War mit großem Abstand die lehrreichste und kurzweiligste Zeit des Tertials, die richtig Lust auf Pädiatrie macht. Wochenend- oder Spätdienste sind auch möglich, was je nach Arzt super empfehlenswert ist!

UKR (St. 82/83): Kinderonko, 2 Wochen, ca. 12-14 Betten/2-3 Assistenzärzte. Hier war ich auf eigenen Wunsch trotz der schlechten Bewertungen der Vorberichte. Die Kolleg*innen sind extrem nett, die Atmosphäre ist trotz schwer kranker Kinder deutlich angenehmer als an der Hedwigsklinik. (Anscheinend gibt es eine recht anstrengende Oberärztin, die zu meiner Zeit allerdings gerade nicht da war, weshalb es eher ruhig und entspannt war und man auch mal Zeit für eine kleine Unterhaltung hatte.)
Vormittags ist auch hier 2-3h oberärztliche Kurvenvisite, davor und danach visitiert man jedes Kind am Krankenbett (vorher zur Übersicht, danach mit der Oberärztin). 1x/Woche ist Chefarztvisite. Elektive Aufnahmen darf man selbst machen, auch Blutentnahmen aus PVK oder Hickman-Katheter; bei KMPs/LPs/Sheldon-Anlagen etc. darf man immer zuschauen und auch mal eine KMP selbst durchführen. Briefe schreiben muss man nicht. Wenn genügend Zeit bleibt, kann man verschiedene Krankheitsbilder mit den Assistenten besprechen oder in die Ambulanz gehen. Dienstags ist bedside-teaching auf der päd. Intensivstation nebenan.
War eine sehr spezielle Zeit dort, (in dem Zeitraum, in dem ich dort war, sind 2 Kinder verstorben, was wohl selbst für die Station recht viel ist) - wenn man überhaupt kein Interesse an der Onkologie hat, ist es wahrscheinlich eher zäh, sonst aber absolut empfehlenswert!

PRO:
- gute Möglichkeit, die einzige Kinderklinik im Umkreis kennen zu lernen
- 70 % des Teams nett und motiviert, einem etwas zu erklären
- 1x/Woche PJ-Unterricht zu den wichtigsten pädiatrischen Krankheitsbildern
- selbstständige Patientenaufnahmen auf K2 und im NFZ
- Urlaub frei wählbar (auf K2 mit den anderen PJlern absprechen, ist aber eigentlich zu jeder Zeit und auch spontan möglich)

CONTRA:
- lange Arbeitszeiten (Beginn um 8 Uhr, Ende gegen 17 Uhr, tendenziell eher später), selten früher Feierabend - nutze jede Gelegenheit!
- eher schlechtes Ansehen als PJler, 30% des Teams hat spürbar weder Lust auf dich noch darauf, dir etwas beizubringen (erwartet wird aber ab Sekunde 1, dass du alles kannst)
- keine Studientage
- außer Patientenaufnahmen und Briefe diktieren auf K2 keine festen Aufgaben als PJler
- kein Einfluss auf die Einteilungen (konnte auf eigenen Wunsch noch auf die Kinderonko statt -hepatologie wechseln, allerdings dann nur 2 Wochen am Ende des Tertials), kein Einblick in die Ambulanzen oder Interventionen wie Bronchoskopie/Gastro etc.

FAZIT:
Wer sich überlegt, in Regensburg in der Kinderklinik anzufangen, kann hier gut Kontakte knüpfen (wobei auch Assistenten eingestellt werden, die nicht hier zum PJ waren). Wer das nicht überlegt, sollte in einer anderen Klinik Pädiatrie machen, wo man hoffentlich etwas mehr lernt, oder lieber eine anderes Wahlfach in Regensburg wählen.
Bewerbung
Problemlos über über die Homepage der Uni Regensburg (nicht Teil des PJ-Portals), man muss allerdings frühzeitig (ca. 4 Monate vor PJ-Beginn) daran denken!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
EKG
Fallbesprechung
Repetitorien
Tätigkeiten
Notaufnahme
Punktionen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
500

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
4
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
5
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.47