PJ-Tertial Urologie in Tygerberg Hospital (8/2022 bis 10/2022)

Station(en)
Urologie
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Ich habe zwei Monate am Tygerberg Hospital Uro gemacht und es hat mit sehr gut gefallen! Ich wurde sehr freundlich von Dr. Spies empfangen, mit dem ich im Voraus bereits Kontakt hatte und gefragt hatte, ob die auch Internationals nehmen (nachdem das International Office mich mal wieder hat hängen lassen haha). Spies hat sich sehr gefreut, dass auch mal jemand Interesse an der Uro zeigt und hat mich herzlich willkommen. Ich habe dann erstmal die dreiwöchige Rotation der Student Interns (S.I.), also den Studis aus dem letzten Jahr, mitgemacht um erstmal den Ablauf kennenzulernen und einen Überblick zu bekommen. Danach habe ich nochmal drei Wochen quasi die gleiche Rotation mitgemacht, war aber flexibler und konnte mehr in die Bereiche gucken, auf die ich grade Lust hatte. Ich habe die Uro dort auch vom LPA in NRW anerkennen lassen, sodass die nächsten aus NRW eigentlich keine weiteren Probleme haben sollten!
Die Bereiche waren eingeteilt in:
1. Ward Work: Jeden morgen vor der Visite guckt man sich kurz seine Patient*innen an, checkt die Labore und Bildgebung, untersucht alles relevante und stellt den Pat. dann während der Visite dem Arzt oder Ärztin vor. Man überlegt sich auch das weitere Vorgehen, bespricht dieses und ist nach der Visite auch zuständig für Blutentnahmen, Katheter legen, Zugänge legen etc. Wenn man damit fertig war ging es tagesabhängig in einen der folgenden Bereiche:
2. OP: Meist sehr viele Leute da, insgesamt wenig mit eingewaschen, die Möglichkeit besteht aber! Viele OPs offen, was ganz cool ist da man mehr mithelfen kann. Seit Anfang des Jahres haben sie auch einen DaVinci, da assistieren aber nur die Registrars (Reg), also die Assistenzärzte.
3. "Scopes" als Endoskopie: ESWL, Steinentfernung, Cystoskopien, DJ Wechsel, Cystogramme und Bildgebung usw usf., hier hat man eher eine passive Rolle, aber es wird immer super viel erklärt, sodass man dabei auch viel gelernt hat.
4."Out Patient Clinic" aka Ambulanz/ Poliklinik: z.T. einbestellte Pat. für follow ups, z.T. Überweisungen vom GP, z.T. viele neue Patient*innen und auch Kinder die man alleine von Kopf bis Fuß untersuchen darf, Anamnese, Körperliche Untersuchung mit rektaler und genitaler, dann überlegt man sich, was hat der Patient, und was würdest du als nächstes mit ihm machen? Dann Präsentation an den Reg und durchsprechen der Befunde. Hier kann man wirklich viel lernen und meist wird alles ausführlichst mit einem durchgesprochen. Dadurch, dass die einen irgendwann kennen kann man hier echt recht selbstständig arbeiten! Echt cool.

Dann kommen immer mal wieder zwischendurch neue Pat. die aufgenommen werden müssen. Was ich hier ganz cool fand war, dass die nicht nur die Uro Untersuchungen gemacht haben, sondern immer mit Herz und Lunge, sodass man auch hier die körperliche Untersuchung verbessern konnte.

Zur Lehre: Jeden Nachmittag gab es ein Tutorium von 1-2h, wo eig. alle relevanten Krankheitsbilder durchgesprochen werden und auch eins zur Bildgebung in der Uro, was ich sehr hilfreich fand. Diese begannen immer erst um 16:30, wodurch ich oft bis 18:00 da war in der ersten Rotation. Die Tuts habe ich aber jeweils nur einmal mitgemacht, sodass ich in der zweiten Rotation nicht mehr so lange geblieben bin. Insgesamt nimmt es einem eh keiner übel, wenn man mal früher geht. Für die ist deren "Elective" halt mal der Zeitraum wo sie chillen können, wohingegen ich froh war endlich mal in der Klinik eingebunden zu sein. Ich konnte trotzdem oft früher gehen, wenn meine Arbeite erledigt war und auch mal Tage frei nehmen. Kein Problem. Wieder zur Lehre: Die war einfach soooo gut! Man musste immer die Krankheiten der eigenen Pat. durchlesen, weil man bei den Visiten gequizzt wurde, in den Visiten wurde immer sehr sehr viel erklärt, z.T. ganze Krankheitsbilder am Patientenbett besprochen. Zusätzlich gab es diese täglichen Tutorien und 1x/Woche eine Academic War Round, bei der noch genauer auf bestimmte Themen eingegangen wurde. Ich habe am Ende auch den Test mitgeschrieben und habe einfach nach den zwei Monaten einen sehr guten Überblick über alles gehabt. Ich wünschte, ich hatte so eine Lehre schon vorher bekommen. Es es völlig selbstverständlich, dass das ganz Jahr über Studis da sind, die eingebunden werden und viel Lehre bekommen, keine Widerrede. Fand ich sehr cool!

Zu den Leuten: Das Team war unglaublich nett, einzelne Docs auch einfach soo witzig, es hat richtig Spaß gemacht. Der Umgang ist der kollegial, freundlich und lustig. Urologen nehmen sich meistens nicht zu ernst. Die Regs waren sehr erfahren, meistens starten die Leute dort nicht direkt in den Facharzt und sammeln vorher noch andere Erfahrungen, was ich cool fand. Die anderen S.I.s waren auch super lieb und interessiert und haben mir alles erklärt und gezeigt. Habe auch von denen sehr viel gelernt. Medizinisch alle wirklich sehr fit, die sind aber auch einfach viel mehr in der Klinik als wir.

Sprache ist Englisch und Afrikaans, kann man zT auch ganz gut verstehen, ist ein bisschen wie Holländisch/Flämisch. Zur Stadt könnt ihr euch sicher noch woanders ein Bild machen. Südafrika und Kapstadt lohnen sich absolut, es gibt wenig spannendere Orte. Viel Armut und gefährliche Ecken. Ein sehr sozial ungleiches Land, was man an verschiedenen Stellen spürt.

Die Krankheitsfälle waren auch ein bisschen anders als bei uns: Urogenitale Tuberkulose, HIV Patient*innen, viel Nierentrauma durch Schuss oder Stichverletzungen, Peniskarzinom.. ist natürlich ganz anders dort und die arbeiten einfach mit viel weniger Mitteln. Fand es sehr wichtig, das mal zu sehen. Insgesamt würde ich sagen, dass zwei Monate dort ausreichen, dann wird es etwas repetitiv. Man lernt auch viele Internationals kennen vom Tygerberg oder UCT, es wimmelt dort quasi von Leuten wie uns.

Für zwei Monate reicht ein Toursitenvisum, bringt ein paar Kasacks mit, Englisch ist von Vorteil, kümmert euch früh genug um Mietwägen.

Alles in Allem war ich sehr positiv überrascht, habe viel gelernt, durfte viel machen und man merkt erst einmal wie privilegiert wir mit unserem Gesundheitssystem sind. Sehr lohnenswerte Erfahrung!

Wenn ihr Fragen habt meldet euch gerne bei mir :)
Bewerbung
Wie alle anderen habe auch ich mich bestimmt 1,5 Jahre vor Tertialbeginn um den Platz gekümmert. Ob das wirklich notwendig ist? Ich denke nicht, da die Person, die für die Bewerbung zuständig war( in diesem Fall war Nicky Blows unser "international officer") absolut unfähig war und ohne unzählige Anrufe alles im Sande verlaufen wäre. Der Bewerbungsprozess ist wirklich mühselig, es haben eigentlich alle die gleichen Erfahrungen gemacht, was das betrifft. Die meisten haben die endgültige Zusage erst wenige Wochen vor Tertial Beginn bekommen, was natürlich total irrsinnig ist, wenn man bereits 'nen Tausi bezahlt hat und sich eigentlich auch schon Flüge gebucht hat. Angeblich sind auch mal ein paar Belgier trotz kurzfristiger Absage hingeflogen und konnten trotzdem ihre Rotation dort machen. Also das International Office war zu verschiedenen Zeitpunkten ein wahrer Dornen im Auge, was sich vor Ort genauso fortsetzte. Ich kann nur hoffen, dass Nicky bald ersetzt wird und ihr das Theater mir ihr nicht durchmachen müsst! :D (Trotzdem war es die Mühe in jede Fall wert und ich bin froh, dass wir hartnäckig geblieben sind!
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Blut abnehmen
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
ca. 1000€

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.53