PJ-Tertial Innere in HUCA (Hospital Universitario Central de Asturias) (8/2022 bis 10/2022)

Station(en)
Innere Medizin
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Disclaimer: Ich schreibe nur über die Innere Medizin im Hospital Universitario Central de Asturias. Ich habe gehört, dass die Erfahrungen in anderen Fachrichtungen stark von meinen abweichen. Außerdem haben wir in Mannheim Quartale statt Tertiale. Also nicht wundern, dass ich von Quartalen schreibe.
Bewerbung + Vorbereitung:
Die Bewerbung ging über die Sekretärin (Josefina Alonso Fernández) der Universität von Oviedo. Ich empfehle die erste Kontaktaufnahme per Mail (ugrformacion.area4@sespa.es), bei Nachfragen kann man auch anrufen, die Dame ist sehr nett und freundlich. Man bekommt eine Ärztin oder einen Arzt zugeteilt; das ist Voraussetzung für eine Zusage. Weshalb erläutere ich später. Dementsprechend wichtig ist es sich früh zu bewerben. Bei mir war es ca. 8 Monate vor Quartalsbeginn.
Schaut auf jeden Fall, was das LPA für Dokumente verlangt. In BW muss zum Beispiel ein Sprachzertifikat von B2 oder höher vor dem Start des Quartals/Tertials ausgestellt worden sein. Ich empfehle weiterhin eine Erasmus-Förderung zu beantragen an der Hochschule Karlsruhe (koor-Förderung). Wichtig bei der Koor-Förderung ist, dass man am besten das Dokument beim ersten Mal perfekt ausfüllt, da man seine Angaben nicht selbst ändern kann.
Ich empfehle als Vorbereitung sich ein Buch mit dem medizinischen Vokabular zu kaufen oder einen Sprachkurs zu machen, da die Terminologie und vor allem die Abkürzungen von den deutschen/englischen abweichen.
Tagesablauf:
Der Tag beginnt um 8:15 mit der Frühbesprechung über die Neuzugänge. Ab und zu gibt es auch eine Präsentation danach über ein Thema (der Inneren). Die neuen Patienten werden auf die anwesenden Ärzte und Ärztinnen aufgeteilt. Im Gegensatz zu den mir bekannten deutschen Krankenhäusern haben die Ärzte und Ärztinnen nicht einen Bereich, sondern eine Anzahl an Patienten, die über das halbe Krankenhaus verteilt sind. Es gibt zwar ein Stockwerk für die Innere, aber viele Patienten werden von der Inneren „mitbetreut“. Besonders Traumatologie fordert gerne Konsile an.
Nachdem die Patienten verteilt sind, gehen die meisten Ärzte und Ärztinnen erstmal in die Cafeteria und trinken einen „Café con leche“. Danach liest man sich am Computer die neuen Patienten und ggf. die Diagnostik der bekannten Patienten durch. Gut vorbereitet visitiert man so die Patienten. Die Visite besteht aus kurzem Gespräch und grober körperlicher Untersuchung. Was mir aufgefallen ist, dass Handschuhe kaum verwendet werden und das Stethoskop nicht desinfiziert wird. Tätigkeiten wie Blutabnahme oder ähnliches machen die Gesundheits- und Krankenpfleger/ -innen. So geht man nach der Visite an einen PC im Arztzimmer und schreibt Verlaufsberichte. Mit etwas Übung durfte ich auch welche schreiben und am Ende konnte ich ziemlich souveräne Arztbriefe schreiben. Man ordnet Diagnostik, Labor oder Medikamente an und ruft im Anschluss einen Verwandten des Patienten an und informiert ihn oder sie über eventuelle Veränderungen. Generell wird so gut wie alles elektronisch gemacht: Man hat Zugriff auf Arztbriefe von anderen Krankenhäusern oder Hausärzten in Asturien, man sieht den momentanen Medikamentenplan und sogar alle Impfungen sind eingetragen. Das hat mich sehr positiv überrascht.
In Spanien heißen Assistenzärzte „residentes“ und machen die Weiterbildung für 4-5 Jahre. Als PJ-Student ist man einem R1 (also residente im ersten Jahr) gleichgestellt, da diese auch mit dem Facharzt oder der Fachärztin mitlaufen und wenig eigenständig machen.
Der Tag endet individuell je nach Arzt und je nach Patientenaufkommen, es gibt keine Abschlussbesprechung. Bei einer Ärztin war das um 16 Uhr bei der anderen um 13 Uhr. Bei der letzteren bin ich auch geblieben. Wichtig zu erwähnen ist, dass es keine Mittagspause gibt. Man kann sich in der Cafeteria ein Brötchen holen oder einen Riegel, aber in der Regel essen die Spanier um 15 Uhr Mittag, das heißt nach dem Arbeitstag.
Unterkunft:
Da ich privat untergekommen bin, kann ich wenig dazu sagen. In Oviedo gibt es sehr viele Medizinstudierende, die für den MIR lernen. Das ist wie das M2, nur dass von der Note abhängt, ob du deine Fachrichtung machen kannst oder in die Peripherie musst. Aus Erfahrung kann ich nur sagen: Im Zweifel eine Woche oder zwei im Hostel pennen und dafür eine gute Wohnung finden, als zu versuchen aus dem Ausland etwas zu organisieren.
Soziales:
Die Residentes sind sehr stark unter sich, es ist vergleichbar mit Erstis in der Erstiwoche oder Erasmus-Gruppen. Wenn ihr wollt, könnt ihr ab und zu etwas mit denen unternehmen. Ich habe mich oft etwas fehl am Platz gefühlt, da die Meiste Zeit über das Krankenhaus und die 24h-Schichten gesprochen wird.
Man kann versuchen Erasmus-Studierende kennen zu lernen. Ich weiß von einigen, die es erwägen in Oviedo ein Erasmus/ Famu zu machen oder gerade dort sind.
Infos/Kurioses:
- Das Krankenhaus stellt sowohl Kasack, Hose und Kittel, als auch ein paar Schuhe. Nichtsdestotrotz ist es Gang und Gäbe, dass Ärzte in Straßenklamotten kommen und sich einen Kittel überziehen. An heißen Tagen hab ich auch schon Ärzte in kurzen Hosen/kurzem Kleid + Kittel drüber gesehen.
- Das medizinische Fachpersonal hat keine für den Fachbereich eingeteilten Mobiltelefone, wie es in Deutschland üblich ist. Sehr viel läuft über Whatsapp oder über Festnetz. Nur diejenigen, die eine 24h Schicht haben und somit für Notfälle oder Neuzugänge zuständig sind haben ein Handy. Man nennt die Schicht auch „busca“.
- Die Schichten sind in der Regel von Montag bis Freitag. Da aber jemand auch abends und am Wochenende da sein muss gibt es nicht wie in Deutschland Nachtschichten, sondern einzelne Residentes und Ärzte, die 24h Schichten machen und dafür den Folgetag freibekommen.
- Verwandte von Patienten dürfen diese von 13-21 Uhr besuchen. Dafür nur einer pro Patienten.
- Nach der Frühbesprechung stehen am Eingang mehrere Pharmavertreter. Die Ärzte gehen proaktiv auf diese zu und lassen sich über die neueste Entwicklung beraten. Ab und zu bringen die Vertreter eine Broschüre oder ein Schaubild, das z.B. gut die verschiedenen DOAKs zusammenfasst.
- Patienten werden geduzt, egal wie alt. Das war anfangs ungewohnt, mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und find es gar nicht so schlimm.
- Das Krankenhaus hat Roboter, die die Wäsche- und Essenswagen auf Station bringen und wieder in die (Wasch-)Küche. Die Roboter gehen mir bis zum Knöchel, rollen unter die Wägen und bewegen sie so von a nach b. Es gibt auch bestimmte Aufzüge, die nur für Roboter sind
- Der Stationsbereich des Krankenhauses ist quasi ein langer Gang mit Patientenzimmern auf einer Seite und Arztzimmern und Co. Auf der anderen Seite. Die Patientenzimmer sind fast alle zwei Betten pro Zimmer, einige wenige sind nur ein Bett pro Zimmer. Ein Stockwerk ist eine Fachrichtung (Innere 6.OG) und die Aussicht aus den höheren Etagen ist echt schön. Ich empfehle einfach mal Bilder von Asturien zu googlen und man versteht was ich meine.
- Im Krankenhaus gibt es mehrere Lotto-Stände. Spanier lieben die Lotterie (sucht mal „el gordo“ im Internet) und diese Liebe macht nicht Mal vor den Krankenhäusern Halt.
- Oviedo ist nicht sehr Fußgängerfreundlich, zumindest was die Rotphasen der Ampeln angeht. Man gewöhnt sich schnell daran, mir fiel das nur auf.
- Das Wetter war von August bis Ende Oktober konstant zwischen 20 und 30 Grad. Durch die feuchte Luft fühlt sich die Temperatur aber oft 5-10 Grad wärmer an
- In Spanien wird die Personalausweis-Nummer für so ziemlich alles verwendet. Ich empfehle sie jetzt schon zu lernen oder aufzuschreiben. Ich wurde ständig komisch angeschaut, als ich erst den Perso rauskramen musste.
Fazit:
Das Krankenhaus ist sehr modern und bietet gute Arbeitszeiten. Die Region ist atemberaubend schön, vor allem im Sommer. Man lernt sehr viel körperliche Untersuchung, die spanische Sprache und Kultur. Ich fand es sehr schön, muss aber sagen, dass ich privat untergekommen war, also keinen Stress bezüglich Wohnung hatte und ein residente vor Ort kannte, also auch soziale Kontakte vor Ort hatte. Falls es euch ohne diese beiden Hilfen zu stressig erscheint ein PJ-Tertial/Quartal in Oviedo zu machen, kann ich dennoch empfehlen für ein bis zwei Wochen in Asturien und Galizien Urlaub zu machen.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
5
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07